Stationentheater zum Tag der deutschen Einheit an der Gedenkstätte im Eckerwald

Von Manfred Wachterund Heide Friederichs

Schömberg/Rottweil. Zu einer Gedenkfeier hatte die Initiative Eckerwald am Tag der deutschen Einheit eingeladen. Zwischen den Ruinen der Gedenkstätte wurde ein Stationentheater aufgeführt.

Gerhard Lempp, der frühere langjährige Vorsitzende der Initiative, begrüßte mit bewegter Stimme die vielen Teilnehmer. Seine Worte, Mauern sollten fallen, Menschen sollten zusammenkommen, "Herrenrasse" und "Minderrasse" habe es noch nie gegeben, gaben allen zu denken.

Ortsvorsteherin Birgit Kienzler aus Schörzingen betonte, man dürfe das Vergangene nie vergessen, und verwies auf die Gedenkstätte auf dem KZ-Friedhof in Schörzingen. In dem KZ sind 549 Menschen gestorben.

Erinnert wurde auch an die Flugblattaktionen der "Weißen Rose", der studentischen Widerstandsgruppe in München, die im Herbst 1942 und Frühjahr 1943 mit sechs Flugblättern versucht hatte, den Menschen in Deutschland den wahren Charakter des Zweiten Weltkriegs zu zeigen.

Der Text des Stationentheaters wurde von Gerhard Lempp verfasst. Die Schriften der "Weißen Rose" wurden auszugsweise zitiert, eingebettet in szenische Darstellungen. Am Ende kam es zum Prozess, einem Schauprozess unter dem berüchtigten Volksgerichtspräsidenten Roland Freisler.

Schüler des Albertus-Magnus-Gymnasiums aus Rottweil hatten das Stück unter der Regie von Anja Rösner-Altmeyer und Gerhard Lempp einstudiert. An verschiedenen Industriegebäude-Ruinen im Eckerwald wurden in sechs Stationen die Anfänge des Widerstands der jungen Studenten um Hans und Sophie Scholl (Anton Kadelbach, Marleen Kölbel) szenisch dargestellt bis zur ihrer Verhaftung und Verurteilung zum Tode – immer im Wechsel mit den zitierten Texten der von ihnen verfassten Flugblätter ab Juni 1942 bis Februar 1943 – einem Datum, das auch den zweiten Weltkrieg durch die Niederlage in Stalingrad einer Wende zuführen sollte.

So zeigten sie die bekannten Szene der Flugblattaktion in der Maximilianuniversität in München durch Hans und Sophie Scholl, ebenso ihre Denunzierung durch den Hausmeister Schmid (Wolfgang Dongus), ihre Inhaftierung und die Verhöre durch den Gestapo Kommissar Mohr (Berhard Pahlmann) in den Gasgebläse-Ventilatoren, die Hinrichtungsszene von Sophie und Hans und der weiteren Mitglieder der Widerstandsgruppe (Alexander Schmorell (Marc Philipp Schmidt), Christoph Probst (Luka Coccatto), Willi Graf (Jonas Weizmann) und Professor Kurt Huber (Gregor Seifried) unter dem berüchtigten Präsidenten des Volksgerichtshofs Roland Freisler (Georg Fröhlich) in den Ruinenresten der Elektrischen Gasreinigung.

Der Eckerwald wurde zu einem bedrückenden, dramatischen Ort, an dem auch das Licht des warmen Spätsommertages nur wenig tröstlich sein konnte. In großer Konzentration vermittelten die Schüler die Kraft, die Klarsicht und den Mut der damaligen Studenten, die Deutschen aufzurütteln, um eine Wende im verbrecherischen NS-Regime zu erreichen, in knapper aber um so eindringlicherer Sprache und Gestik.