Tommy Geiger steht weiter zum VfB Stuttgart und sagt für Sonntag einen Sieg gegen Dortmund voraus. Foto: Privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Interview: Tommy Geiger, Vorsitzender des Schörzinger Fanclubs: "Wir feiern und leiden zusammen"

Schömberg-Schörzingen. Seit 2003 ist Tommy Geiger Vorsitzender des Schörzinger VfB-Fanclubs "Bis zum bitteren Ende". Der eingetragene Verein wurde 1997 gegründet und zählt 279 Mitglieder. Wir sprachen mit Geiger über die Situation beim VfB Stuttgart nach der Entlassung von Trainer Alexander Zorniger.

Wie präsent sind die Schörzinger Fans bei den Spielen des VfB?

Der Fanclub organisiert im Schnitt pro Saison sechs Ausfahrten zu Heimspielen sowie ein bis zwei Ausfahrten zu Auswärtsspielen. Die nächste Ausfahrt führt am 11. Dezember nach Mainz. An den organisierten Fahrten nehmen immer zwischen 40 bis 50 Fans teil. Von unseren Mitgliedern sind im Schnitt etwa 30 bei jedem Heimspiel, und einige von uns sind auch bei fast allen Auswärtsspielen dabei.

Wie leidensfähig muss ein VfB-Fan sein?

In den vergangenen Jahren war es sicher nicht immer leicht, VfB-Fan zu sein. Aber so ist das nun mal. Wir feiern zusammen und wir verlieren und leiden dann halt auch zusammen. So lernt man Erfolge auch wirklich zu schätzen. Ich bin stolz, Vorsitzender eines Fanclubs zu sein, dessen Mitglieder auch in nicht so erfolgreichen Zeiten zum VfB stehen.

Haben Sie das letzte Spiel gegen Augsburg live gesehen? Wenn ja. Wie war die Stimmung unter den Fans?

Ja. Ich war wie einige andere Mitglieder im Stadion. Es war eine sehr komische Stimmung. Mit so einer unterirdischen und leidenschaftslosen Leistung gegen den bis dahin Tabellenletzten vor fast ausverkauftem Haus hatte wohl niemand gerechnet. Deshalb war die Stimmung eine Mischung aus Wut, Enttäuschung, Frust und Ironie. Man hatte das Gefühl, dass diese Mannschaft zum ersten Mal zusammenspielt. Das war einfach eine Frechheit gegenüber den Fans!

Nun ist Trainer Alexander Zorniger entlassen worden. Ist das die richtige Entscheidung?

Das war die richtige und notwendige Entscheidung! Ich bin der Meinung, dass ein Verein nur Erfolg haben kann, wenn er kontinuierlich arbeitet. Dazu gehört auch Kontinuität in der Personalie des Trainers. Aber das mit Zorniger ging gar nicht mehr. Ich erreiche niemanden, wenn ich lediglich schlaue Sprüche klopfe, mich wie die Axt im Walde verhalte aber keinen Erfolg vorweisen kann. Im Endeffekt zählen die Fakten. 31 Gegentore in 13 Spielen und nur zehn Punkte, das geht nicht. Klar ist aber auch, dass sich die Spieler nicht so verhalten, wie man es von gut bezahlten Profis erwartet. Schade, dass es mit Zorniger nicht geklappt hat. Aber lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

Hätte dieser Schnitt schon früher erfolgen sollen?

Schwer zu sagen. Ich glaube, viele von den Fans hatten schon während der letzten Wochen das Gefühl, dass diese Zusammenarbeit nicht von langer Dauer sein wird. Ich denke, alle hatten aber die Hoffnung, dass irgendwann mal der Knoten platzt beziehungsweise die Mannschaft sich stabiler präsentiert.

Was halten Sie vom Übergangstrainer Jürgen Kramny? Tun sich da Parallelen zu Gladbach auf?

Jürgen Kramny leistet in der dritten Liga tolle Arbeit. Für eine zweite Mannschaft ist es nicht einfach, dort zu bestehen. Deshalb "Hut ab" vor seiner Arbeit. Ob er das Zeug hat, es André Schubert nachzumachen, mag ich nicht zu beurteilen. Ich drück’ ihm die Daumen, dass er einen guten Einstand hat. Im Spiel gegen Dortmund muss die Mannschaft eine Reaktion zeigen, egal unter welchem Trainer!

Wie stufen Sie die Qualität der Mannschaft ein?

Besser als Platz 16.

Am Sonntag geht’s also gegen Dortmund: Wagen Sie eine Prognose?

Ich bin vor jedem Spiel optimistisch. Wir gewinnen 2:1 in Dortmund.

Wie soll’s weitergehen? Steht auch Sportdirektor Dutt auf der Kippe?

Robin Dutt steht jetzt ebenfalls mächtig unter Druck. Ich finde allerdings, dass er bisher keine schlechte Arbeit abgeliefert hat. Die Fehler der Vergangenheit kann auch er nicht innerhalb von einem Jahr ungeschehen machen. Ich persönlich würde mir wünschen, dass er weiter zeigen kann, dass er der richtige Mann auf dieser Position ist.

Schaffen die Stuttgarter erneut den Klassenerhalt?

Ein ganz klares Ja. Wir packen das!

n Die Fragen stellte Bernd Visel