Das Konzert in der Langenbrander Ulrichskirche war eine Lehrveranstaltung zur Bratsche. Foto: Frommann Foto: Schwarzwälder-Bote

Bei Konzert in Ulrichskirche geht es um die Bratsche

Von Renate Frommann

Schömberg-Langenbrand. Die Freie Musikschule Hahn in Langenbrand hat am Samstagabend in der evangelischen Kirche eine besondere Vorstellung aus der Reihe Ulrichs-konzerte geboten. Dieses Mal ging es um das Thema "Hermann Ritter – Bratschist Richard Wagners". Dazu hatten das Ehepaar Heidrun Maria und Martin Hahn von der gleichnamigen Musikschule und Carl Smith mit seiner Viola alta (Bratsche) von 1885 eingeladen.

Hahn selbst spielte auf einer Viola alta von 1886. Er ist seit 1992 Bratschist der Badischen Philharmonie Pforzheim. Seit einigen Jahren spielt Smith ausschließlich auf dieser sogenannten Ritter-Bratsche. Smith wurde 1957 in New York geboren. Bis 1971 studierte er Violine. Nach seinem Diplom, weiteren Studien und internationalen Konzerttourneen wechselte er 1975 zur Bratsche. 1978 ging er nach Österreich und ist seitdem Mitglied des Grazer Philharmonischen Orchesters. Schon 2001 machte er eine Spielerweiterung mit der Viola alta, mit der er Konzerte auf der ganzen Welt gibt. Von 2006 bis 2010 engagierte er sich außerdem als künstlerischer Leiter der Österreichischen Richard Wagner Gesellschaft.

Die beiden Bratschisten begleitete, beziehungsweise dirigierte Wolfgang Heinz am Klavier, denn ganz verbergen konnte er seine eigentliche Tätigkeit nicht. Er studierte Dirigieren und Klavier an der Musikhochschule in Köln, war Kapellmeister in Essen, Detmold, Plauen und Pforzheim. Seit 1999 dirigiert er regelmäßig an der Stuttgarter Staatsoper. Seit 2008 ist er beim Stuttgarter Ballett weitgehend für das gesamte Repertoire des Balletts zuständig. 2010 übernahm er die musikalische Leitung der alle zwei Jahre stattfindenden Birgit-Keil-Gala. Heidrun Maria Hahn bereicherte das Konzert mit ihrer Sopran-Stimme.

Das besondere Verdienst Hermann Ritters (1849 bis 1926) ist es, als Pädagoge die Grundlage für das moderne Bratschenspiel gelegt zu haben. Sein Lehrbuch "Das Studium der Viola alta" ist die erste Methode, die das Erlernen des Bratschenspiels, ohne den Umweg über die Violine, von den Anfängen bis zu einem hohen spielerischen Niveau ermöglicht. Die in Heidelberg gedruckte Broschüre "Die Viola alta", ihre Geschichte, ihre Bedeutung und die Prinzipien ihres Baus, widmete Ritter Richard Wagner.

Pfarrerin meditiert über göttliche Tugenden

Ritter, geboren in Wismar, studierte von 1865 bis 1870 Violine bei Joseph Joachim in Berlin. Dann wurde er zum Musikdirektor der Stadt Heidelberg berufen. An der Ruprecht-Karls-Universität setzte er sein Studium fort, ergänzt durch Kunstgeschichte und Philosophie. Während dieser Zeit wandte sich sein musikalisches Interesse mehr und mehr der Bratsche zu. Sein Ziel war eine Verbesserung des Bratschenstatus durch eine Hebung der Spiel- und Aufführungsstandards sowie die Entwicklung eines Streichinstruments, das tonlich der Violine und dem Violoncello ebenbürtig sein sollte. Die Viola alta ist jetzt ein vollendetes Instrument.

"Lasst die Bratsche für sich selber sprechen", sagte Smith zu den zahlreichen Konzertbesuchern in Langenbrand. Es war nicht nur ein Konzert, das das Publikum genießen konnte, sondern eine kleine Lehrveranstaltung zur Bratsche durch ihn. Die Musiker hatten sich im ersten Teil des Programms das große Thema "Liebe" ausgesucht. Gespielt wurden Michael Glinkas "Nocturne: La Separation", Alexander Dragomirskis "Elegie: Sie naht", Anton Rubinsteins "Sonate op. 49, Andante", Franz Schuberts "Zwischenaktmusik aus Rosamunde", Hermann Ritters "Ich fühle deinem Odem op. 60 und Ständchen op. 70", Joseph Marxs "Durch Einsamkeiten" und Richard Wagners "Walthers Preislied aus den Meistersingern".

Der zweite Teil galt der Heimatliebe mit "Heimathlied op. 117 und Der Sennin Heimweh" von Johann Kalliwoda, "Tyrolienne op. 9 Nr. 5" von Friedrich Grützmacher und "Schneeglöckchen op. 30, Abendglöcklein op. 62 Nr. 5, In der Ferne op. 62 Nr. 2 und Erinnerung an die Alpen op. 11" von Ritter. Als Zugabe spielten die Musiker "Schiffergruß" aus dem Liederzyklus von Felix Draeseke.

Eine Pause zwischen den Konzertteilen gab es nicht, dafür eine Meditation mit Pfarrerin Esther Schaaf zu den Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe, der Vollkommenheit der Liebe, dem Geheimnis der Liebe und dem hohen Lied der Liebe.