Mitglieder des Hut Clubs Stuttgart stärken sich bei einer Tea-Party während eines Ausflugs nach Bad Liebenzell und Schömberg mit Kaffee, Tee und Kuchen. Foto: Fisel Foto: Schwarzwälder-Bote

Stuttgarter Club nimmt an Tea-Party teil / Trägerinnen strahlen Selbstbewusstsein und Lebensfreude aus

Von Andrea Fisel

Schömberg. Auf den ersten Blick verbindet die Damen des Hut Clubs Stuttgart eine für die heutige Zeit eher seltene, in jedem Fall jedoch Aufmerksamkeit erregende Kopfbedeckung: ein Hut.

Auch bei ihrem Besuch im "Primavera" in Schömberg, wo sich die unternehmungslustige Damenrunde nach ihrem Aufenthalt in der Salzgrotte bei einer Tea-Party verwöhnen ließ, zogen die acht attraktiven Hutträgerinnen viele Blicke auf sich. Einmal fragte eine Café-Besucherin vergnügt, ob es denn heute auf die Rennbahn ginge. "Nein", erwiderte Gerda Mahmens, Präsidentin des Clubs, fast ebenso amüsiert, "wir sind Mitglieder des Hut Clubs Stuttgart bei einem Ausflug in den Nordschwarzwald." Wiederholt blieben Passanten vor dem Schaufenster stehen, zuerst gänzlich verblüfft ob der Fülle an Hüten, dann höflich grüßend, um kurz darauf mit einem Lächeln auf den Lippen ihres Weges zu ziehen.

"Solche netten Episoden erleben wir immer wieder", bestätigte die fröhliche Besuchergruppe aus dem Großraum Stuttgart. Schließlich wollten sie ja mehr Leute animieren, wieder mehr Hut zu tragen. Früher wäre ein solcher Kopfschmuck noch gang und gäbe in der exquisiten Damenmode gewesen, heutzutage trügen meist nur noch die Männer Hüte oder Mützen. "Doch ohne Hut ist eine Frau nur halb angezogen", waren sich die forschen Damen einig – eine Behauptung, der angesichts solch ansprechender, individuell unterschiedlicher Modelle zweifelsohne zugestimmt werden musste.

Regina, eine der Jüngeren in der Gruppe, näht ihre Hüte selbst. Passend zur Jacke mit buntem Blumenmuster trug sie einen flotten Fischerhut mit schmaler, formbarer Krempe aus dem gleichen geblümten Stoff. Ljubica, die im ambulanten Pflegedienst in Schömberg arbeitet und ihre Clubfreundinnen zu dieser Unternehmung eingeladen hatte, zierte ihre langen Haare mit einem weit ausladenden, eleganten Flechthut, passend zum adrett gemusterten Sommerkleid. Die mit ihren 94 Jahren älteste, "behütete" Dame, Elvira, verpasste ihrem ohnehin noch recht jugendlichen Aussehen obendrein ein burschikoses Strohhütchen mit breitem Zierband.

"Das Tragen eines Hutes ergänzt nicht nur die Kleidung perfekt, es trägt auch zur Steigerung des Selbstbewusstseins bei", hatte Monika, eine gebürtige Berlinerin, des Öfteren beobachten können. Sie selbst bekäme oft ein Kompliment wegen ihres Aussehens, insbesondere dank ihrer chicen Hüte. "Allerdings sind es meist Männer, die sich dazu äußern", gestand sie und fügte lachend hinzu: "Manchmal sogar richtig junge!"

Auch die anderen Frauen berichteten lebhaft über gemeinsame Erlebnisse oder amüsierten sich köstlich bei der Erinnerung an so manche lustige Begegnung. Frohsinn und Gemeinschaft standen hier offensichtlich im Vordergrund, während die liebevoll zubereiteten Köstlichkeiten aus dem Hause "Primavera" genüsslich verzehrt wurden. Denn im Laufe der Jahre verbindet die meist alleinstehenden Club-Mitglieder weit mehr als der Hut auf dem Kopf. "Wenn eine von uns Hilfe braucht oder im Krankenhaus liegt, sind wir für sie da", sagte Monika schlicht. Heidi indes gestand sichtlich berührt: "Ich empfinde jedes Treffen als etwas Besonderes, auf das ich mich immer wieder freue."

Auch das Interesse an kulturellen Angeboten sowie an sozialen Projekten kennzeichnet den Stuttgarter Hut Club. "Wir treffen uns regelmäßig monatlich; ferner machen wir zahlreiche Ausflüge, einschließlich eines Kultur-Programms oder eines Besuchs in einer sozialen Einrichtung", ließ die mit exquisitem Designerhut ausgestattete Präsidentin wissen. Und Elvira fügte eifrig hinzu: "Wir lachen viel und unterhalten uns über alle möglichen Themen – nur nicht über Krankheiten." Könnte dies vielleicht ein weiterer Grund für die liebenswerte Ausstrahlung dieser Hut-Damen sein?