Das Künstlerinnen-Duo Brigitte Radermayr (links) und Erika Koch. Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder-Bote

Kunst: Werke von Brigitte Radermayr und Erika Koch werden im Schömberger Heimatmuseum gezeigt

Was für ein schöner Nachmittag das doch war – Vernissage im Haus Bühler in Schömberg, in der Beletage, die neben dem Heimat- und dem Kurmuseum in den Obergeschossen allein der Kunst vorbehalten ist. Ungewöhnlich viele sind gekommen.

Schömberg. Ja, schon – es wurde etwas eng und wuselig in den irgendwie verschachtelten Räumen der alten, liebevoll sanierten Villa direkt hinterm Schömberger Rathaus. Aber das war okay, motivierten die reichlich anwesenden Kunstinteressierten doch zu dem, wozu eine Galerie wie diese eigentlich da ist: sich geistreich austauschen über die Bilder und Objekte, Motive und Motivationen. Gemeinsam die tolle Gitarrenmusik von Helmut Rauscher genießen. Danach wieder Reden, zum Beispiel über die Schönheit. Über die Arbeiten der beiden Künstlerinnen, die hier ihre Werke zur Schau stellen.

Brigitte Radermayr und Erika Koch bilden das Duo, dem diese Vernissage und die Ausstellung dazu gewidmet ist, die die Exponate unter dem Titel "Gestaltete (T)Räume" zusammengestellt und ausgesucht haben. Kein Querschnitt ihrer Arbeiten, wie sie beiläufig erklären, eher eine gezielte Auswahl fürs Präsentieren an genau diesem Ort. "Bilder sind Wandgestaltung", wird Brigitte Radermayr, die man in der Region als Leiterin des Maisenbacher Ateliers sehr gut kennt, in ihrer Einführung zu dieser Ausstellung später erläutern. Und das Haus Bühler habe – eben wegen der vergleichsweise kleinen Räume – sehr, sehr viele solche Wände zum Gestalten anzubieten.

Abstrakte Schöpfungen

Und eben dafür sei die Auswahl der Werke der beiden Künstlerinnen getroffen worden. Wobei "Bilder sind Wandgestaltung" auch eine charmante Untertreibung ist in diesem Fall: die in Acryl- und Acryl-/Öl-Mischtechniken ausgeführten Bildkompositionen sind viel zu schade zum nur "beiläufig Wahrnehmen" – wie man es mit Wänden wohl sonst so macht. Die Entdeckung der Motive lohnt. Die Pfade und Rätsel in ihrer Ikonografie, die die Künstlerinnen für die Betrachter gelegt haben. Und denen man sich in den überwiegend eher abstrakten Schöpfungen zum Beispiel vom Bildtitel aus nähern kann. Und sollte, denn die Arbeiten sind oft "mehrdimensional" in ihrem Bedeutungsspektrum. Können es zumindest werden, wenn man sich auf die Bildsprache und die meist kraftvollen, wie "metallisch" wirkenden acrylen Farbskalen der Motive einlässt.

Große Resonanz

Dazwischen gesprenkelt sind auch gegenständliche Objekte. Die von Fritz Rexer gestalteten Holzvasen etwa aus heimischen Baumarten, die Brigitte Radermayr mit ihrer Farbgebung "erweitert" hat. Oder einzelne "Würfel" aus den Liebenzeller Künstlerworkshops, als dort vor einiger Zeit eine französisches Künstlergruppe zum gemeinsamen Arbeiten zu Gast war. Denn Kunst ist ja immer auch Begegnung – neben der Betrachtung; ja, auch gerade hier bei der so gut besuchten Vernissage, sodass Schömbergs Bürgermeister Matthias Leyn in seinem Grußwort lachend anmerken konnte, dass er nicht hoffe, dass Heimat- und Geschichtsvereins-Vorsitzender Dieter Wiedenmann nun sogleich ihn nach einem "größeren Haus" bei einer solch umwerfenden Resonanz fragen werde.

Warum auch? Das Haus Bühler hat richtig Charme, einen quirligen Zauber mit all den Menschen, die sich an diesem Nachmittag hier drinnen vom fröhlichen Sonnenschein draußen anstecken lassen. Noch so ein Bild, eine treffende Metapher: wie derzeit Licht und Wärme in die Natur zurückkehrt, tragen auch die Farben der Bilder von Radermayr und Koch diese herrliche Heiterkeit in diese Ausstellungsräume. Wobei dazu ja auch – im Frühjahr – immer eine Portion Sinnlichkeit gehört, die entsprechend auch wieder die "Gestalteten Träume" (hier ohne die Klammer ums "T") aufgreifen: in einigen schon auch verwegenen Akten nämlich, die Künstlerin Radermayr zu dieser Ausstellung beitrug.

Anregende Diskussionen

Bildtitel wie "Lady in Red" (als Acryl-Öl-Collage) oder auch "Form A" und "Form N" tragen diese Werke, die dem Kontext dieser Ausstellung auch eine überraschend "prickelnde Note" verleihen; vergessen wir nicht, dass wir hier im Nordschwarzwald ja im Stammland des Pietismus sind. Aber "die Zeiten ändern sich auch hier", kommentiert als Hausherr Dieter Wiedenmann. Und will sich darüber, wie er sagt, gerne freuen, wenn genau diese Bilder für anregende Diskussionen und gerne auch, wer’s mag, Dispute sorgen – wenn’s doch mal die "Pietät" verletzen sollte. Denn: "Was kann Kunst besseres leisten, als die Menschen ins Gespräch zu bringen?" – Stimmt. Bei dieser Vernissage zumindest hat das bestens geklappt.

Die Ausstellung "Gestaltete (T)Räume" der Künstlerinnen Brigitte Radermayr und Erika Koch im Haus Bühler in Schömberg (Parkstraße 6) ist noch bis zum 9. April an allen Sonntagen von 14 bis 17 Uhr zu sehen. Sonderführungen auch an anderen Tagen sind nach Vereinbarung möglich, um telefonische Anmeldung bei den Künstlerinnen wird gebeten: Telefon 07052/1262 (Koch) oder 07084/7241 (Radermayr).