Schauen gerne mal den "Tatort": Stephan Reuß, Bürgermeister-Kandidat in Weilen, und seine Lebensgefährtin Melanie Erichsen in ihrer Wohnung in Frommern. Foto: Wagener Foto: Schwarzwälder-Bote

Zu Besuch bei Bürgermeister-Kandidat Stephan Reuß / In der Freizeit geht er mit seiner Lebensgefährtin gerne zum Wandern

Von Fabian Wagener

Weilen u. d. R./Balingen. Am Sonntag wählt Weilen einen neuen Bürgermeister. Stephan Reuß könnte es werden – im ersten Wahlgang bekam er die meisten Stimmen. Wir haben ihn zuhause besucht. Und ausnahmsweise einmal nicht nur über Politik gesprochen.

Stephan Reuß und seine Lebensgefährtin Melanie Erichsen sitzen in ihrer Wohnung und trinken Kaffee. Im Hintergrund läuft Musik, an der Wand steht ein altes holzverkleidetes Radio. "Das ist ein Erbstück meiner Uroma", verrät Reuß.

Im vergangenen November zogen Reuß und Melanie Erichsen nach Frommern. Sie haben die 150 Quadratmeter große Wohnung am Balinger Stadtrand gekauft. Und wie so oft verrät auch diese Wohnung manches über die Hobbys und Interessen ihrer Besitzer.

Da ist zunächst: der Ausblick. Schaut man aus der Fensterfront im Wohnzimmer, so sieht man wenig Häuser, dafür umso mehr Wiesen, Äcker und Wald. "Wir lieben die Natur", sagt der 31-jährige Reuß. Gerne gingen er und seine Lebensgefährtin gemeinsam zum Wandern, hier auf der Alb, oder in Italien, wo ein Freund von ihnen eine kleine Hütte hat. Durch den Wahlkampf konnten sie nicht mehr so oft dahin, erzählt er, "aber bald wollen wir mal wieder runter fahren".

In ihrer Freizeit kraxeln Reuß und Erichsen gleichwohl nicht nur durch die Berge. Die große braune Couch, die Fernsehecke und die kleine erlesene Whiskey-Sammlung zeigen: Sie mögen es auch gemütlich. "In der Wohnung bin ich schon ein Sofakind", sagt Reuß und lacht. Gerne spanne er hier aus, höre Musik oder schaue Fußball. "Und am Sonntagabend schauen wir gerne zusammen den ›Tatort‹."

Am kommenden Sonntag wird es mit dem TV-Krimi allerdings wohl eher nichts werden für Reuß und Erichsen. Denn dann steht die zweite Runde der Weilener Bürgermeisterwahlen an, dann wird sich entscheiden, wer ins Rathaus in der Angelstraße einziehen wird. "Ich hoffe, dass sich das Signal vom 1. März bestätigt", sagt Reuß mit Blick auf sein Ergebnis im ersten Wahlgang, wo er mit 42,9 Prozent die meisten Stimmen bekam: "Darüber habe ich mich wahnsinnig gefreut."

Obwohl er deutlich mehr Stimmen als der Zweiplatzierte Gerhard Reiner erhielt, ist für Reuß die Sache längst noch nicht entschieden. "Ich sehe die Wahl in keiner Weise als Selbstläufer", sagt er. "Ich gehe da ganz demütig ran." Dennoch sehe er nach dem guten Wahlergebnis seine Chance, Bürgermeister in Weilen zu werden: "Die möchte ich natürlich ergreifen."

Auch deshalb hat Reuß in den letzten Tagen vor der Wahl ein dichtes Programm, das von einem Besuch beim Kirchengemeinderat über das Verteilen neuer Flyer bis zum Ortspaziergang am Samstag um 15 Uhr ab dem Rathaus in Weilen reicht. Dort wird er dann noch mal die Kernthemen seines Wahlprogramms vorstellen und mit dem Breitbandausbau auf eines seiner zentralen Anliegen hinweisen. "Breitband ist für mich die Lebensader der Ortschaft. Ohne schnelles Internet wird das Gewerbe langfristig nicht in Weilen bleiben", meint Reuß.

Was aber wird er machen, sollte er am Sonntag tatsächlich zum Bürgermeister gewählt werden? Wird er feiern, bei Musik und einem Glas Whiskey? Reuß muss nicht lange überlegen: "Als erstes umarme ich meine Freundin."