In seiner ganzen Pracht zu bewundern: Der 62 Jahre alte Liebherr-Kran auf dem Dotternhausener Werksgelände, ehe er fachmännisch demontiert wird.  Fotos: Moeller Foto: Schwarzwälder-Bote

Liebherr TK 6 bald im Rattelsdorfer Baumaschinenmuseum zu bewundern / Moeller: "ein besonderes Exemplar"

Dormettingen/Rattelsdorf (bv). Ein alter Turmdrehkran der ehemaligen Dormettinger Firma Sebastian Wochner wird demnächst das Kran- und Baumaschinenmuseum in Rattelsdorf bei Bamberg bereichern.Für Dirk Moeller vom Vorstand des Museums- und Fördervereins ist der Kran aus Dormettingen etwas Besonderes: "Seit 13 Jahren bemühen wir uns um diesen Baukran aus den Anfängen des schwäbischen Baumaschinenherstellers Hans Liebherr." Der Kran sei 1950 als Neugerät von Bauunternehmer Sebastian Wochner erworben worden. Bis vor wenigen Tagen sei das Gerät auf dem Werksgelände gestanden, betonte Moeller. Geplant sei, den Kran zu restaurieren, ihn dauerhaft zu erhalten und im Museum auszustellen.

Moeller kennt die Daten des Liebherr Turmdrehkrans Typ TK 6 aus dem Baujahr 1950 genau: Die Ausladung beträgt maximal zwölf Meter, die Rollenhöhe ebenfalls zwölf Meter, die Tragkraft 500 Kilogramm. Wie Moeller betonte, habe Liebherr seinen ersten Turmdrehkran vom Typ TK 10 im Herbst 1949 auf einer Messe vorgestellt. Ab Anfang 1950 seien die ersten Bestellungen eingegangen, und aus dem Bauunternehmer wurde auch ein Baumaschinenhersteller.

Der TK 10 sei nur fünfmal gebaut worden; Liebherr habe weitere Typen entwickelt wie den TK 6, TK 14 und TK 3,6. Der TK 6 wurde 1951 zum TK 8 weiterentwickelt.

Vom TK 10 sei heute kein Exemplar mehr vorhanden, bedauert Moeller. Nur zwei Krane aus der Anfangszeit des heute weltgrößten Baumaschinenkonzerns Liebherr existierten noch: der TK 6, Baujahr 1950, und ein TK 8, Baujahr 1951. Der TK 6 sei zudem der 100. von Liebherr gebaute Turmdrehkran. "Er ist also nicht nur einer der ersten vom Unternehmen überhaupt gebauten Krane, sondern heute auch der älteste noch existierende Liebherr-Kran", freut sich der Vereinsvorsitzende.

Durch einen Hinweis habe die AG Kran- und Baumaschinenmuseum 1999 Kenntnis von dem TK 6 erlangt und sich seitdem um eine Übernahme dieses "baumaschinentechnischen Kulturguts" bemüht. Der Kran sei zuletzt in Wochners Fertigteilwerk in Dotternhausen eingesetzt worden. Nach Außerdienststellung sei er nicht verschrottet, sondern dort abgestellt worden. 2007 habe auch Ulrich Vosgerau, Inhaber eines Unternehmens für Containerdienste und Kranarbeiten mit Sitz in Balingen, das Gerät entdeckt und sei ab damals in Kontakt mit dem Museum gestanden.

So habe der Verein auch erfahren, dass die Vogel-Gruppe die Firma Wochner nach deren Insolvenz übernommen hat. So sei es dieser Betriebsübernahme zu verdanken, dass der Kran Anfang August für das Museum erworben werden konnte.

Vor wenigen Tagen Samstag haben die Museumsvereinsmitglieder Wolfgang Horsch, Walter Ofenloch, Harald Knospe und Dirk Moeller den Kran demontiert und für den Transport weitestgehend auseinandergebaut. Unterstützt wurden sie von der mit dem Transport des Krans beauftragten Firma Vosgerau. Der TK 6 sei auf den Betriebshof des BayreutherUnternehmens W. Markgraf transportiert worden, dessen geschäftsführender Gesellschafter Rainer W. Markgraf Mitglied im dreiköpfigen Vorstand der AG Kran- und Baumaschinenmuseum ist. Dort werde der Kran aufgearbeitet und nach der Restauration im Museum auf- und ausgestellt.

Der TK 6 ergänzt nach Angaben von Moeller die weiteren Liebherr-Baukrane im Museum, wo anhand von 24 Exponaten nicht nur die Entwicklung der Baukrantechnik dar- und ausgestellt, sondern mit acht Geräten in gewisser Weise auch die Entwicklung des Liebherr-Konzerns, die laut Moeller "eng mit dem Turmdrehkran verbunden ist", dargestellt.

Das Kran- und Baumaschinenmuseum und der Museums- und Förderverein AG Kran- und Baumaschinenmuseum bieten eine einzigartige Ausstellung historischer Baumaschinen in der Marktgemeinde Rattelsdorf bei Bamberg. Zahlreiche alte Seilbagger und Baukrane sind ausgestellt, dazu Steinbruchbagger, -radlader und -muldenkipper des benachbarten Monsterparks, einem in seiner Gestaltung und thematischen Inhalten ebenfalls einmaligen Freizeit- und Erlebnispark. Die Idee für ein Baumaschinenmuseum entstand in den 1970er-Jahren. Ende 1994 wurde der Grundstein für das Museum gelegt. 2006 gründete und öffnete ein Rattelsdorfer Tiefbauunternehmer den "Monsterbagger-Freizeitpark". Die Initiatoren taten sich zusammen. Ende 2009 wurde der Museums- und Förderverein gegründet, die AG Kran- und Baumaschinenmuseum. Inzwischenzeitlich gibt es mehr als 160 Baumaschinenexponate. Weitere Infos: www.baumaschinenmuse um.eu