Die Polizei durchsucht einige Räumlichkeiten der Rocker-Bande Satudarah MC. Foto: dpa

Im Rahmen der deutschlandweiten Razzia gegen die Rockerbande Satudarah MC gab es auch Haus-Durchsuchungen in Stuttgart und Lörrach.

Stuttgart/Berlin - Spezialeinsatzkommandos und Kräfte des Landeskriminalamtes haben in Ludwigsburg, Stuttgart, Reutlingen, Ulm und Freiburg 15 Objekte der Rockergruppe Satudarah Maluku MC gestürmt. Laut baden-württembergischen Innenministerium waren am Dienstag gegen 6.00 Uhr rund 120 Beamte im Einsatz. Damit wurde auch im Südwesten ein von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) ausgesprochenes Vereinsverbot umgesetzt.

Der Verein wurde aufgelöst und das Vereinsvermögen eingezogen. Milieutypische Straftaten zögen Konsequenzen nach sich, sagte Landesinnenminister Reinhold Gall (SPD). Die Polizei verschaffte sich Eingang in bundesweit 46 Vereinsheime und Wohnungen von Mitgliedern der Gruppe. Schwerpunkt der Aktion gegen die aus den Niederlanden stammende Gruppe war Nordrhein-Westfalen. Festnahmen gab es zunächst nicht. 1000 Polizisten waren insgesamt im Einsatz.

Bei den Einsätzen in Baden-Württemberg wurde den Angaben zufolge eine Haustür stark beschädigt, Polizisten wurden beleidigt. Die Beamten stellten fünf Kutten, vier Abzeichen und zwei T-Shirts mit Satudarah-Insignien sicher. Darüber hinaus entdeckten sie schriftliche Unterlagen und elektronische Datenträger. Ein verschlossener Tresor, in dem möglicherweise eine größere Summe Bargeld des Vereins ist, konnte zunächst nicht geöffnet werden. Zudem fanden die Einsatzkräfte Munition, verbotene Gegenstände wie Messer, Schlagringe und Elektroschocker sowie Betäubungsmittel und Anabolika.

Satudarah-Mitglieder in den Niederlanden im Visier der Justiz

Satudarah-Mitglieder sind in den Niederlanden wegen Drogendelikten, unerlaubtem Waffenbesitz und Drogenverbrechen im Visier der Justiz. Dutzende Rocker waren in den vergangenen zwei Jahren festgenommen worden. Bislang ist der Club in den Niederlanden aber nicht verboten. De Maizière sagte, die Rocker seien vor allem im Drogen- und Waffenhandel aktiv gewesen und hätten eine „schwerwiegende Gefährdung für die öffentliche Sicherheit“ dargestellt. „Das war nicht länger hinnehmbar“, betonte er. „Sie üben Selbstjustiz, sie verachten den Rechtsstaat“, sagte der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger (SPD). Um ihren Machtanspruch zu verteidigen, hätten die Rocker auch vor Sprengstoffanschlägen nicht zurückgeschreckt.

Im Machtstreben baute Satudarah Maluku MC auch in Deutschland sieben sogenannte Chapter (Niederlassungen) auf. In Baden-Württemberg seien die Ortsgruppierungen „Satudarah Maluku MC No Mercy“ in Stuttgart und „Satudarah Maluku MC Hozat“ im Raum Lörrach bekannt. Insgesamt erhielten 15 Mitglieder des Vereins das Verbotsschreiben. Zehn davon trafen die Beamten direkt an, in fünf Fällen wurde Verbotsverfügung bei Vermietern, Angehörigen oder Mitbewohnern hinterlassen.

Große Einsätze gab es in Duisburg und Aachen, wie die Polizei mitteilte. Aber auch in Bayern, Niedersachsen und Bremen waren Spezialkräfte der Polizei unterwegs. In Duisburg trugen Polizisten gelb-schwarze Satudarah-Embleme mit einem doppelköpfigen Indianer aus dem Vereinsheim. Die Beamten beschlagnahmten das Vereinsvermögen und stellten Rockerkutten sicher. In Niedersachsen richtete sich die Polizeiaktion gegen den landesweit einzigen Ortsverein in Cuxhaven.

Waffen und Drogen bei Mitgliedern gefunden

Die Satudarah hatte nach früheren Angaben der Behörden seit 2012 versucht, von den Niederlanden aus in Deutschland und vor allem in Nordrhein-Westfalen Fuß zu fassen. Die Polizei hatte zuletzt immer wieder Waffen und Drogen bei Mitgliedern der Rockergruppe gefunden. Über das Verbot hatte zuerst die „Bild“-Zeitung berichtet.

Neun Niederländer molukkischer Herkunft hatten den Club 1990 gegründet. Ihm gehören inzwischen Rocker verschiedener Nationalitäten an. Satudarah bedeutet in der Sprache der indonesischen Inselgruppe wörtlich „Ein Blut“. Der Club hatte 2014 nach eigenen Angaben weltweit 85 Abteilungen, davon rund 40 in den Niederlanden.

Die in Baden-Württemberg über die Satudarah hinaus bekannten Gruppierungen sind Hells Angels, Gremium MC, Bandidos, Outlaws, Rockmachine, Black Jackets, United Tribuns und die Black Warriors. Gall will kriminellen Rocker- und rockerähnlichen Gruppierungen mit einer Null-Toleranz-Strategie begegnen. So hatte der Innenminister bereits mehrere Gruppierungen im Südwesten verbieten lassen.