Matthias Zizelmann Foto: Mahn Foto: Schwarzwälder-Bote

Matthias Zizelmann erkundet die Bergbaureviere rund um Schiltach / Atemberaubende Bilder aus fast vergessener Welt unter Tage

Schiltach. Exkursion in eine längst vergangene Zeit: Auf Einladung des Historischen Vereins Schiltach/Schenkenzell und der Volkshochschule referierte Matthias Zizelmann aus Alpirsbach vor etwa 90 staunenden Zuhörer in der Friedrich-Grohe-Halle über den einstigen Bergbau im oberen Kinzigtal.

In seiner Begrüßung wies Hans Harter darauf hin, dass sich der Referent für vieles begeistern könne und manches davon sogar mit viel Herzblut betreibe. Zu nennen wären dabei nicht zuletzt Tierschutz, Naturfotografie, Mineralien und alte Bergwerke.

Im Auftrag der "Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz" zählt Zizelmann Vorkommen und Anzahl der verschiedenen Fledermausarten in ihren Winterquartieren, zum Beispiel in stillgelegten Stollen und Schächten. Das geht nicht ohne Ausrüstung und Ausleuchtung, und auch dafür ist der Referent technisch bestens ausgerüstet.

So ist es nicht verwunderlich, dass er auf Prachtexemplare von Salamandern, Molchen und anderen Amphibien trifft und ihm beeindruckende Tierfotografien gelingen. Und als er sich so immer weiter in die geheimnisvolle Welt "unter Tage" vorwagte, war es schließlich nur noch eine Frage der Zeit, bis ihn auch die alten Bergwerke, deren Erzgänge und die dort vorkommenden Mineralien in ihren Bann schlugen.

Dem ehemaligen Revier Wittichen mit seinen Silber- und Kobaltvorkommen schenkte Zizelmann in seinem Vortrag besondere Aufmerksamkeit. Auf und rund um den Silberberg künden noch heute Reste des von Hermann Fautz bereits 1934 beschriebenen "Schloss Kolbenstein" zusammen mit gut sichtbaren Eingriffen in die Topografie sowie unübersehbar von menschlichen Aktivitäten. Dazu finden sich in großer Zahl Eingänge zu ehemaligen Stollen, die heute größtenteils mit Gittern gesichert sind, so dass nur Fledermäuse Zugang haben.

Der Referent stellte die Grube "Johann-Georg" im Böckelbach näher vor, die in den Jahren 1739 bis 1753 betrieben wurde und berichtete von der spannenden Entdeckung, dass Bergleute vor über 240 Jahren der Nachwelt ein historisches Graffito hinterließen. Erst die Kombination verschiedener Ausleuchtungen machte den Schriftzug im harten Gestein lesbar: "Glick (Glück) auf 1743".

Es folgte eine virtuelle Befahrung der Grube "Sophia" und den mit ihr in Zusammenhang stehenden Stollen. Zizelmann verwies auf die Gefahren solcher Erkundungen, auf jähe Abgründe, hüfthohe Wasserstände und durch Verschüttungen verursachte Engstellen. Ohne Sicherung mit Seil und Haken und ohne Team bestehe hier absolute Lebensgefahr.

Dazu präsentierte der Referent unter extremen Bedingungen und unter Zuhilfenahme von Weitwinkel- und Fischaugen-Objektiven aufwendig hergestellte, langzeitbelichtete Fotografien. Die visuellen Eindrücke ergänzte er durch geschichtliche Fakten und Daten zu Produktion und Ertrag des Bergbaus. Aufgrund der guten Ausbeute sei in Wittichen immens viel Kapital in den weiteren Abbau gepumpt worden.

Einblicke gab es auch in die weniger beachtete Grube "Antoni" und in den Altbergbau im Gallenbachtal. Hier konnte er mit mineralogischen Raritäten aufwarten und eindrucksvoll demonstrieren, welche farblichen Effekte der Einsatz von UV-Lampen in den Erzgängen ermöglicht. Am Beispiel der Grube "Anton" im Heubach verdeutlichte Zizelmann, wie diese weit in den Berg führenden Gänge heute von der seismologischen Forschung genutzt werden. Das ehemalige Hohberger Revier zwischen Sulzbächle und Ippichen wurde erstmals 1564 erwähnt und von den Herrschaften Fürstenberg und Württemberg gemeinsam ausgebeutet.

Abschließend wandte er sich noch drei Gruben direkt vor Schiltachs Haustür zu. Die Grube "Jakob", knapp über Kinzigniveau gegenüber dem Hohenstein gelegen, ist weitgehend zugeschwemmt und lässt derzeit keine Erkundung zu. Anders sieht es mit den Gruben "Rebecca" und "Justina" aus, die direkt in den Hohenstein geschlagen wurden. Die eine führt in luftiger Höhe ein kurzes Stück in den massiven Granit und liegt heute hinter einem zur Felssicherung gespannten Stahlnetz. Die zweite nimmt ihren Anfang in einem ehemaligen Keller am Fuße des Hohenstein und ist nach Auskunft des Vortragenden sehr interessant und gut erhalten.