Das Rössle um 1920, mit Saal und Gartenwirtschaft. Foto: Wolber Foto: Schwarzwälder-Bote

Feuersbrunst: "Mögen alle vor ähnlichem Unglück bewahrt bleiben" – Der Brand des "Rössle" 1873

Als in der Nacht vom 24. auf den 25. Februar 1873 vom Schiltacher Rathaus das "Sturmglöckle" ertönte, war es schon zu spät: Aus dem Tanzsaal des Rössle im Hinteren Städtle schlugen die Flammen heraus, angefacht durch einen orkanartigen Sturm.

Schiltach. Es war "ein gewaltiger Brand", der die Gastwirtschaft innerhalb von vier Stunden in Trümmer legte, zumal auf dem Speicher 150 Bund Floßwieden lagerten, die ihm reichlich Nahrung gaben. Glück im Unglück: Das Wetter kam von Westen, begleitet von Regen, so dass die Flammen von der Scheuer und den Nachbarhäusern weggedrückt wurden.

Wie erzählt wurde, umschlang der Rösslewirt Christian Wilhelm Trautwein ein Vertiko mit dem "guten" Geschirr und trug es aus dem brennenden Haus, ohne dass eine Tasse umfiel – ein Gewaltakt, wie er von den alten Schiltachern mit ihren sprichwörtlich "herkulischen" Flößerkräften immer wieder berichtet wird.

"„An ein Löschen des Hauses" aber war, so ein Beobachter, "nicht zu denken". Doch kam Schiltach gerade noch um eine größere Katastrophe herum, "wäre der Wind von Osten so stark gegangen, wäre vielleicht das ganze hintere Städtle abgebrannt".

Da kamen Erinnerungen an die letzten Stadtbrände auf: An den von 1833 im Vorstädtle, der die Kirche vernichtete, oder an den von 1791, als fast der ganze Marktplatz zerstört wurde.

Rösslewirt Trautwein hatte die Wirtschaft 1867 von seinem Vater Johannes, Bäcker, Flößer und Wirt, übernommen. Sein Bruder war Johann Ulrich, gleichfalls Flößer, den der Maler Hasemann 1888/89 fotografierte. Man nannte ihn "’s Rösslewirts" oder auch "Glaser-Ulrich", nach einem Vorfahren, der Glasermeister war. Das Rössle war in dem großen Haus erst 1845 eröffnet worden, vom Marktplatz mit der Realschild-Gerechtigkeit des "Weyßen Rößle" dorthin verlegt, wo bisher eine Bierbrauerei mit Branntweinbrennerei bestand. Da der Rösslewirt gut versichert war, konnte er sein Haus im selben Jahr wieder aufbauen, so wie es sich heute als stattliches Fachwerkgebäude in guter familiärer Tradition darbietet.

Indessen machte man sich in Schiltach Gedanken über den Brandfall. Da war nicht nur "der von Schenkenzell gewordenen Hilfe" zu danken, sondern auch das eigene "Feuerlöschwesen" zu überdenken: Noch immer galt die Feuerlöschordnung von 1647, die die Bürgerschaft in fünf "Rotten à 25 Mann" einteilte. Bei Alarm hatten sie sich vor dem Rathaus und den Wirtschaften am Marktplatz zu versammeln, mit ledernen Feuereimern, den Feuerspritzen, Leitern, Haken und Werkzeug.

Beim Löschen des Rössle-Brands zeigte es sich jedoch, "dass es an fester Rotteneintheilung und einheitlichem Commando fehlte". Nun wurde gefordert, dass "die junge Bürgerschaft baldigst aufs Neue in Rotten eingeteilt werden sollte, damit beim nächsten Brandunglück jeder weiß, wo er mit seiner Tätigkeit einzugreifen habe".

Doch fragte man auch verwundert, weshalb Schiltach nicht, wie andere, kleinere Orte, eine "wohlorganisierte freiwillige Feuerwehr" hatte und "ob hier nicht auch eine solche zu Stande gebracht werden könnte".

Ihre Gründung ließ jedoch auf sich warten. Erst der Brand beim Schreiner Kohler in der Bachstraße, bei dem 1883 mehrere Familien obdachlos wurden, gab den letzten Anstoß: Kaufmann Heinrich Ziegler, später Bürgermeister, machte 1884 einen Aufruf, dem gleich 80 Mann folgten.

Ihre erste Bewährungsprobe hatten sie am 1. Januar 1885 beim Brand des "Pflug", wo sie, wie es hieß, "sich durchgängig und tapfer" hielten. So galt ihnen der "tiefgefühlte, schuldige Dank" von Pflugwirt Johann Mathias Bühler, der auch dem Wunsche Ausdruck verlieh, dass "alle vor ähnlichem Unglück bewahrt bleiben mögen".