Der Arzt Helmut Horn widmet der Mundart seiner Heimatstadt ein Buch

Von Johannes Fritsche

Schiltach. Weil er in seiner Praxis immer seltener den echten Schiltacher Dialekt hört, hat der Arzt Helmut Horn als Denkmal für die Mundart ein Buch geschrieben. Heute, Freitag, wird es um 18.30 im Rathaus Schiltach vorgestellt.

Zwei Hobbys hat Helmut Horn als Ausgleich zu seinem anstrengenden Beruf: Joggen und die Schiltacher Mundart. "Seit 20 Jahren beschäftige ich mich damit, vor fünf Jahren habe ich mit dem Buch angefangen", sagt er. Auf 147 Seiten enthält es Kapitel zur sprachgeschichtlichen Entwicklung und Grammatik, Lektionen zum Üben und Geschichten aus Schiltach, die in der Mundart geschrieben sind. Horn hatte dafür eine lesbare Abwandlung der Lautschrift verwendet.

Der Anstoß zum Buch war, dass der Schiltacher Dialekt langsam ausstirbt, wie Helmut Horn beobachtet: "Immer weniger Patienten in meiner Praxis sprechen noch die ursprünglichen Schiltacher Mundart, viele nur noch eine abgeschwächte Schwäbisch-Version davon oder überhaupt nicht mehr." Den Gründe sieht er darin, das Schiltach immer mehr zu einer Industriestadt geworden ist, mit vielen zugezogenen Arbeitskräften aus anderen Gegenden. Die Anzahl der echten Mundartsprecher an der Gesamtbevölkerung von Schiltach nehme deshalb kontinuierlich ab.

Dazu komme, das die Schulkinder es offensichtlich "uncool" finden, Mundart zu sprechen. Zumal sich manche Zugezogene über die Mundart lustig machten. "Vielen ist der Mut verloren gegangen, zur Mundart zu stehen", bedauert Horn. Ein großer Fehler, wie er findet. Denn von der Sprachwissenschaft hergesehen, liegen Mundart und das sogenannte Hochdeutsch auf einer Ebene. Und während letzteres nur über wenige Doppelaute wie "ai", "ei", "eu", "au" und "äu" verfügt, hat das vokalreiche weiche Schiltacherisch über 20 davon. Die Horn noch alle beherrscht. Als er in die Schule ging, wurde dort zwar auch schon die abgeschwächte Schwäbisch-Version gesprochen. Seine Nachbarn aber, zum Beispiel ein Schuhmachermeister, und die Klassenkameraden beim Spielen auf der Straße sprachen die "echte" Mundart.

Ein Problem beim Abfassen des Buches musste Horn allerdings noch lösen: "Welches Schiltacherisch verwende ich: Das aus dem 19. Jahrhundert, das aus meiner Kindheit oder das von heute?" Er orientierte sich deshalb am sogenannten Südwestdeutschen Sprachatlas der Universität Freiburg.