Spektakulär: Das Baumhaus-Camp im Wald bei Vorderlehengericht hat sieben Plattformen. Foto: Herzog

Jugendliche zimmern sich gigantisches Baumhaus-Camp: Zehn Tage weg von Zivilisation bringen neue Erkenntnisse.

Schiltach-Vorderlehengericht - Zehn Tage lang fernab der Zivilisation in einem 16 Meter hohen Baumhauscamp wohnen, duschen mit kaltem Quellwasser, nachts den Sternenhimmel genießen und die Online-Welt einfach ausblenden? Jugendliche haben das jetzt in Vorderlehengericht erlebt.

Im Wald der Familie Bühler vom Eulersbacher Hof sagen sich Fuchs und Hase "Gute Nacht". Der Eulersbach schlängelt sich durch das gleichnamige Tal. Und es gibt dort keinen Handy-Empfang. Geradezu ideale Bedingungen für das pädagogische Jugendprojekt "Baumhaus-Camp" des Evangelischen Kirchenbezirks Alb-Pfinz, der Regio Holzland-Waldbronn und des Christlichen Vereins Junger Menschen (CVJM), Landesverband Baden.

Diakon und Projektleiter Göran Schmidt von der Kirchengemeinde Karlsbad-Langensteinbach knüpfte bereits im vorigen Jahr Kontakte mit dem CVJM Schiltach und der Familie Bühler. Damals campierte eine Gruppe von 27 Personen im Wald. Doch diesmal war alles etwas größer, höher und abenteuerlicher. In fünftägiger Bauzeit zimmerten 30 Jugendliche und junge Erwachsene mit einem 20-köpfigen Mitarbeiter-Team ein gigantisches Baumhaus-Camp mit sieben Plattformen. Die höchste thronte 16 Meter über dem Waldboden. Dabei wurden unter anderem 250 Baumstämme, 300 Quadratmeter Bretter und knapp zehn Kilometer Seile und Taue verarbeitet – nach einem ausgeklügelten Konzept, fachmännisch mit bloßen Händen und einfachem Werkzeug.

Das erste Ziel der Teilnehmer war damit geschafft. Sie konnten endlich gemeinsam im selbst gebauten Baumhaus wohnen und nächtigen. "Manche haben bei diesem Camp ihre Leidenschaft, ihren künftigen Beruf entdeckt", sagt Schmidt. Ein paar Jungs zimmerten der Familie Bühler zum Dank eine Sitzbank, andere tüftelten eine Trinkwasserleitung aus, die sie ständig verbesserten. Idee des Lagers: Jugendliche würden in einer "fertigen Welt" aufwachsen, in der Erwachsene die Richtung vorgeben. Im Camp hätten sie hingegen die Möglichkeit, selbst kreativ zu werden. Die zuvor nicht vorstellbare Situation, mehrere Tage ohne Smartphone auszukommen, sei plötzlich kein Problem mehr gewesen. "Sie entdeckten die Natur mit allen Sinnen, kommunizierten auf herkömmliche Weise und lernten, wer sie selber sind und Verantwortung für sich und andere zu übernehmen", so Schmidt. Es habe auch christliche Impulse gegeben. Außerdem seien Lebenswerte wie Solidarität, Nachhaltigkeit und Selbstbeschränkung wieder in den Vordergrund gerückt, fügte der Diakon hinzu. Am Samstag beim Besuchstag staunten Eltern nicht schlecht, was ihre Sprösslinge gebaut hatten.