Gemeinderat: Zur Unterstützung der Arbeit von Frauen helfen Frauen und Auswege

2000 Euro Zuschuss wird die Stadt Schiltach ab sofort jährlich dem Verein Frauen helfen Frauen und Auswege bezahlen, um die derzeitige Lücke von 16 000 Euro etwas abzumildern.

Schiltach. 2000 Euro sei eine gute Summe, waren sich die Gemeinderäte mit Bürgermeister Thomas Haas einig, nachdem Petra Wagner und Renate Weiler die Aufgaben des Vereins in der Sitzung des Gemeinderats ausführlich dargestellt hatten.

"Die Themen, die wir beackern, sind solche, die nicht nach außen dringen sollen" und deswegen oft schwierig in der Öffentlichkeit zu positionieren, machten die Vertreterinnen deutlich. Der Verein fuße auf Ehrenamtlichen, die die Vereinsstruktur trügen, damit auch die Hauptamtlichen ihre Arbeit machen könnten.

Sie habe die Vereinsarbeit durch ihre frühere Tätigkeit als Staatsanwältin kennengelernt, sagte Wagner. Die Ehrenamtlichen erledigten alle Aufgaben "komplett ehrenamtlich", versicherte die Richterin; Geld werde für die Mitarbeiterinnen in der Fachberatung benötigt.

Aus allen Schichten

101 Personen hätten sich an die Hilfestelle im vergangenen Jahr gewandt, darunter sei auch ein Mann gewesen, der von Gewalt stark betroffen gewesen sei, für ihn einen Platz in einem Männerhaus zu finden sei gar nicht so einfach gewesen, berichtete Wagner.

Frauen und Mädchen, die unter Gewalt litten, kämen aus allen Bevölkerungsschichten und seien in jedem Alter, zudem gebe es auch Kinder, die unter Gewalt in jeder Form litten; hier habe der Bereich "Auswege" im vergangenen Jahr 60 Beratungen durchgeführt, vor allem zu den Bereichen sexuelle Gewalt und Cybermobbing. Während sich im klassischen Feld bei Frauen helfen Frauen fast ausschließlich die Betroffenen meldeten, seien es bei Auswege oft auch Dritte, die den Kontakt suchten. Fünf männliche und 19 weibliche Betroffene habe es im vergangenen Jahr gegeben.

Viele der Frauen, die kämen, wollten nur, dass die Gewalt aufhöre aber keine Anzeige erstatten, berichtete Renate Weiler aus ihrer Praxiserfahrung. Beraten würden kostenlos und anonym. Zunehmen würden Fälle des so genannten Sexting, bei einer Trennung werde gedroht, Nachtfotos oder kompromittierende Filme ins Netz zu stellen.

Zudem gebe es auch sexuelle Annäherungen vor allem bei Stiefvätern, auch dort wollten diese eine Ende, aber nicht, dass eine eigentlich geliebte Person ins Gefängnis komme. Jedes vierte bis fünfte Mädchen erlebe Übergriffe, zudem jeder siebte bis zehnte Junge – sei es Begrapschen oder mehr, berichtete Weiler. 75 Prozent der Täter seien übrigens den Betroffenen bekannt. Der Beratungsalltag, so Wagner, sei "immer wieder belastend". Der Verein versuche präventiv zu informieren, biete Multiplikatorenschulungen, Fortbildung für Mitarbeiter, jüngst sei auch eine Ausstellung im Angebot, die bei Interesse in der Grundschule auch in Schiltach aufgebaut werden könne.

Rund 70 000 Euro Kosten entstünden dem Verein jährlich; finanziert durch Mitgliedsbeiträge, einen leicht erhöhten Zuschuss des Landkreises auf rund 36 000 Euro und Zuschüsse von Kommunen. Derzeit klaffe eine Lücke von 16 000 Euro, die durch Spenden aufgefangen werden müsse – verringert durch die Zusage aus Schiltach.