Ein großzügiges Krankenhaus, wie man es 1927 selten fand. Heute lässt das Wohnhaus die Grundstruktur erahnen. Foto: Stadt Schiltach Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausstellung: Schiltachs altes Krankenhaus in der Bachstraße mit bewegter Geschichte

Einen schicken Eindruck macht heute das Mehrfamilienhaus Bachstraße 21. Der Zuschnitt des zu Beginn des 19. Jahrhunderts errichteten Wohngebäudes deutet aber auch eine frühere Bestimmung an. Hierfür ist der 5. Januar 1902 ein Schlüsseldatum.

Schiltach. In einer "kleinen Einweihungsfeier nach dem Gottesdienst" durfte Schiltach auf ein neues, modernes Krankenhaus stolz sein. Bürgermeister Ziegler hatte schwer um die Finanzierung gekämpft, doch nun standen fünf Krankenzimmer, Wohnmöglichkeiten für die Schwestern und sogar ein eigener OP-Saal bereit. Die hohen Kosten sollten sich lohnen – so wurde von einem Bestandswert von sage und schreibe 150 Jahren gesprochen.

Ein Planungsfehler sollte allerdings dem Bau zum Verhängnis werden: Die enge Treppe erschwerte den Transport der Kranken über die Etagen und in den OP-Saal. Verbunden mit der raschen Überbelegung – kurz vor dem Ersten Weltkrieg überfüllten teils 4 oder 5 Betten einen Dreibettraum – sprach das Bezirksamt Wolfach schon 1912 von einem möglichen Neubau.

Auch der praktizierende Arzt Dr. Jockers forderte so ein neues Haus mit 30 bis 40 Betten. Zunächst könne aber auch ein "Anbau ganz einfacher Art" im Garten das Gebäude mit seinen "guten Einrichtungen" ergänzen. Das Ergebnis dieser Ausbaudiskussion sieht man heute auf der Aufnahme des Krankenhauses des Jahres 1927 in der Ausstellung "Fachwerk gestern und heute" im Museum am Markt.

Doch alles hätte aber anders kommen sollen… Im Oktober 1919, der Krieg war überstanden, beschloss der Bürgerausschuss mit überwältigender Mehrheit den Kauf und Umbau des Gasthofs "Krone" zum neuen Krankenhaus.

Doch eine vielunterschriebene Petition protestierte. Als Vorbild der Umzugsgegner diente das im Grünen errichtete Bezirkskrankenhaus Wolfach. Und um die leidige Treppendiskussion zu beenden, sollte ein Aufzug in das alte Gebäude.

Jetzt drehte die Stimmung. Nur vier Wochen später stimmte der Ausschuss in großer Mehrheit gegen den Umzug. Mehr als ein kleinerer Neubau 1920 war in der Bachstraße aber nicht möglich – die grassierende Geldentwertung ließ die Kosten explodieren. Erst nach Ende der Inflationszeit und dank des unermüdlichen Einsatzes von Bürgermeister Wolpert konnte 1925/26 großzügig gebaut werden – zehn Krankenzimmer mit 30 Betten, zwei Wannen, ein Garten und endlich ein helles, geräumiges Treppenhaus kennzeichnen das auf dem Foto sichtbare Krankenhaus. Als Dr. Jockers noch einen Röntgenapparat stiftete, war Schiltach gut versorgt.

In den 1950er-Jahren war das Potenzial des Gebäudes aber tatsächlich erschöpft. Dem wissenschaftlichen Stand der Zeit entsprechend, baute die Stadt bis 1965 ihr neues Krankenhaus auf dem Hoffeld.

Für die bisherige Klinik brachten stürmische Zeiten an. Ein bereits beschlossener Verkauf an die Firma Karlin scheiterte an der auch diese ergreifenden Krise der Textilindustrie. Dennoch sollten 1967 bei Karlin beschäftigte "Gastarbeiter" ihre ersten Deutschlandeindrücke auch in der Bachstraße sammeln. Auch danach diente das über die Jahrzehnte gewachsene Haus als Heim vieler Familien. Heute finden sich nun modernisierte Wohnungen darin – einer umfassende Sanierung vor einem Jahrzehnt sei Dank.  Zu sehen ist die Ausstellung "Fachwerk gestern und heute. Wie Schiltach sich verändert hat" noch bis zum 11. September im Museum am Markt. Geöffnet ist täglich von 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.