Wer kann sich schon selbst ein Geburtstagsständchen spielen? Die Stadt- und Feuerwehrkapelle kann’s und begeisterte. Foto: Schmidtke Foto: Schwarzwälder-Bote

Den 140. Geburtstag gefeiert / Premiere einer Jugendkapelle aus drei Kapellen / Teuer wird es nur für Schultis Haas

Schiltach (ks). Ein fulminantes Jahreskonzert veranstaltete die Stadt- und Feuerwehrkapelle Schiltach in ihrem 140. Jubeljahr. Die Youngstars, die Jugendkapelle und das Hauptorchester meisterten in der Friedrich-Grohe-Halle einen brillanten Abend.

Mit großem Eifer lernen die jüngsten Musiker ihre Instrumente. Im Vororchester üben die kleinen Virtuosen mit ihren Leiterinnen Melanie Wucher und Vanessa Schuler das Zusammenspiel in der Gruppe. Als gelungenen Abschluss der intensiven Probenarbeit überzeugten die Sprösslinge. So präsentierten sie "Circle of Live" aus dem König der Löwen und "Themes from King Kong", zu dem sie mit den Füßen stampften.

Das Publikum spendete begeistert Beifall, mit dabei waren viele stolze Eltern und Großeltern. Natürlich musste flugs eine Zugabe her – und mit Hüftschwung und Baströckchen gab es einen witzigen Hit.

Bei der Jugendkapelle gab es eine Premiere, denn mittlerweile bilden die Teenager aus drei Kapellen das Nachwuchsorchester. Zu den Jungmusikern aus Schiltach und Lauterbach gesellen sich jetzt auch die Reichenbacher Mädchen und Jungs.

Ein pompöser Auftakt wurde mit "Overture to a new Horizon" gegeben, kraftvolle und mitreißende Melodien durchfluteten den Saal. Für den guten Ton sorgten die Dirigenten Julia Schmid und Ralf Vosseler.

Die Bühne platzt aus allen Nähten", stellte die Vorsitzende Susanne Schmider treffend fest. 70 Jugendliche hatten die Bühne eingenommen und bereiteten sich auf das nächste Stück vor. "Pilatus: Mountain of Dragons" von Steven Reineke, wurde gespielt. Die abwechslungsreiche Passagen wurden mit den gelungenen Einlagen von Solisten gespickt. Nach einem dritten Gang wurde schon die Zugabe herbei beklatscht. Als Bonbon gab es die witzige Melodie aus der Muppetshow – nur noch sogar schräg-schöner als das Original.

Ein stilvoller Rahmen war für den Jubiläumsabend bereitet worden. Breite rote Bänder zierten die Tische. Rote Rosen darauf und Teelichte sorgten für Atmosphäre.

Mit eindrucksvollen Fotografien aus der langen Geschichte der Kapelle und mit anregenden Texten, hatte Alexander Brede das Programm und Infomaterial in Goldtönen gestaltet.

Nach der intensiven Probenarbeit mit Dirigent Ralf Vosseler war das Hauptorchester in optimaler Verfassung.

Anspruchsvolles ausitalienischer Oper

Zuerst servierte es einen imposante Auftakt mit der "Vienna Festival Music", einer Auftragsarbeit der Stadt Wien an den Komponisten Otto Schwarz. Schwarz wurde dafür mit einem Stipendium der Wiener Symphoniker ausgezeichnet. Für die Musiker eine Herausforderung war "Nabucco", ein anspruchsvoller Leckerbissen aus der gleichnamigen Oper von Giuseppe Verdi. Darin strebt das israelische Volk nach Freiheit aus der babylonischen Gefangenschaft. In der Probe habe Dirigent Vosseler seinem Orchester geraten: "Ihr sollt Euch wie Musiker im Streichorchester fühlen", verriet die Moderatorin. Nach dieser Info hörte man gerne noch genauer hin, und tatsächlich schienen die Blasmusiker in die Rollen von Geigern und Cellisten zu schlüpfen.

Danach folgte eine weitere Glanznummer mit bedeutungsvollem Hintergrund. "The secret of the white rose" war der christlich motivierten Widerstandsgruppe um die Geschwister Scholl gewidmet. Dabei spielte sich regelrecht ein instrumentaler Thriller spielte sich auf der Bühne ab. Als Kontrastprogramm folgte mit dem "Mac Arthur Park", eine Liebesgeschichte mit viel Kummer. Darin heiratet die Herzensdame einen anderen. Nach dem famosen Trompetensolo verregnete es der Braut dafür die Hochzeitstorte. "Jetzt spielen wir uns selbst ein Geburtstagsständchen aus mehreren Liedern. Herr Bürgermeister, sie müssen erraten, wie viele Stücke wir spielen. Sonst wird das teuer für Sie", foppten die Musiker Thomas Haas. Querbeet legten die Musiker mit ihren Instrumenten los. Alle Gäste spitzten die Ohren zu "Rossini’s Birthday Party". Am Ende hatten sie 24 Titel gespielt – und der vermutlich bald verarme Schultis lag schwer daneben. Doch das Publikum jubelte herzhaft und erklatschte sich das zauberhafte "Thank you for the music" der schwedischen Popgruppe Abba.

Mit dem "Radetzky Marsch" rundete die Stadt- und Feuerwehrkapelle den gelungenen Konzertabend schließlich ab.