Die "Nachtwanderer" Hans-Peter Wöhrle, Martin Armbruster, Alexander Fix, Dorothea Jahnke, Walter Schmider und Mathias John (von links). Foto: Fritsche Foto: Schwarzwälder-Bote

Jugendarbeit: Für den Fortbestand des Projekts werden dringend ehrenamtliche Helfer gebraucht.

Die meisten Schiltacher Bürger finden es gut, dass es die Nachtwanderer gibt. Trotzdem sind zu wenige bereit, ehrenamtlich dabei mitzumachen.

Schiltach. Seit 2013 gibt es die Nachtwanderer im Fachwerkstädtchen, das nach wie vor ein ruhiger, eher ungefährlicher Ort ist. Die Nachtwanderer sollen dazu beitragen, dass es so bleibt. "Doch jetzt im vierten Jahr ist der Fortbestand nicht mehr sicher", stellte Mitorganisator Mathias John vom Jugendbüro beim Pressegespräch fest. Außer ihm und Ulrike Stein, ebenfalls vom Jugendbüro, machen zur Zeit nur fünf Bürger aus Schiltach ehrenamtlich mit. "Obwohl die Nachtwanderer immer zu dritt losziehen, haben wir uns trotz der dünnen Personaldecke bis jetzt über die Runden gerettet", berichtete John. Eigentlich wollten er und Ulrike Stein nur noch organisieren, denn die Rolle des Jugendbetreuers und die Rolle des Nachwanderer möchte er eigentlich nicht vermischen.

Ideal wäre, ab Mai bis in den Oktober jeden Freitag- und Samstagabend von zehn bis circa 1.30 Uhr die Runden zu drehen, außer bei schlechten Wetter. Aber auch zwei oder drei Mal im Monat wären schon toll. Davon sind sie jedoch weit entfernt: 2016 waren es insgesamt nur sechs Termine. Die Route führt an typischen Treffpunkten entlang, an denen sich Jugendliche gerne aufhalten und auch mal feiern. Erkennbar sind die Helfer am Schriftzug "Nachtwanderer" und dem Schiltacher Stadtwappen auf ihren speziellen Jacken. Notwendig für eine wirksame Präsenz sei eine Verdoppelung der Nachtwandererzahl bis Ende Mai, wenn es wieder losgeht. Kommen nicht genug neue dazu, steht auch ein Ende des Projekts zur Diskussion. "Das ist der letzte Versuch, diese Institution zu bewahren", erklärte John. Alle hätten in das Projekt investiert, auch die Stadt, man solle das nicht so einfach wegwerfen. Vielleicht könnten auch Mitglieder von Vereinen mit Jugendarbeit über das Mitmachen nachdenken.

Die Nachtwanderer-Idee stammt ursprünglich aus Schweden, in Schiltach hat der frühere Stadtrat Alexander Fix 2013 das Projekt initiiert, Bürgermeister Thomas Haas ist Schirmherr. Sachbeschädigungen durch Jugendliche, Lärm und Brennholzklau waren damals die Auslöser. In den letzten zwei Jahren sei es relativ ruhig gewesen, vielleicht weil die "Cliquen" älter geworden oder einige weggezogen seien. "Außerdem: Immer wenn was los ist, sind wir nicht unterwegs gewesen", lacht John. Sowieso verstehen sich die Nachtwanderer nicht als Polizisten oder Sozialarbeiter. Sie suchen das Gespräch mit den Jugendlichen, die unterwegs sind, und halten die Augen offen für das Geschehen in der Nacht. "Die Triebfeder ist helfen wollen, die Botschaft ist: Die Schiltacher überlassen ihre Kinder und Jugendlichen nicht sich selbst, sondern kümmern sich". In Seminaren über Deeskalationstraining und Erste Hilfe werden Nachwanderer auf ihre Aufgabe vorbereitet. Wer Interesse am Mitwandern hat, möchte sich bitte beim Jugendbüro Schiltach unter 07836/58 37 melden. "Mitlaufen in dem tollen Team macht auch Spass", wirbt Dorothea Jahnke um noch Unentschlossene.