Der Chor singt vor vollen Rängen: Mehr als 600 Gäste hören das interkulturelle Friedenskonzert, das für viele emotionale Momente sorgt. Dazu gratulierte Komponist Franz Josef Siegel (rechts) Hans Kurt Rennig mit Sänger Tewodros Birbisa. Fotos: Schmidtke Foto: Schwarzwälder-Bote

Soziales: "Interkulturelles Friedenskonzert" übertrifft alle Erwartungen / Emotionaler Abend

Emotional überwältigend war es: Am Sonntagabend fand das dritte "Interkulturelle Friedenskonzert" in der evangelischen Stadtkirche in Schiltach statt. Diese füllte sich inklusive Empore mit über 600 Menschen.

Schiltach. Mit viel Herzblut hatte Hans Kurt Rennig das Konzert in die Wege geleitet. Der Schenkenzeller koordinierte alles – das musikalische Gelingen, die Beleuchtung und die Dekoration, bis hin zum Bonbon für die Kinder. Geschmackvoll und mit viel Fingerspitzengefühl war ein Konzertprogramm zusammengestellt worden, das die Menschen immer wieder zu Tränen rührte.

Mit ihrem Handglockenspiel sorgten Ben und Erin Roundtree – bekannt als "Bell Tree Duo" – für Gänsehaut. Zu hören gab es "Die Ode an die Freude". Es folgte das Instrumentalstück "Celtic Crest" von Christoph Walter als eigentliches Opening. Pianist Markus Helm hatte das Werk für die unterschiedlichen Instrumente exzellent arrangiert: Die Orgel begann mit dem Intro, sodann folgten die Geigen. Auf der Empore verteilt standen Ensembles mit Querflöten, Blockflöten und ein Dudelsack, die jeweils ihre Soli hatten, um am Ende musikalisch zusammenzufinden.

Mit "Geh deinen Weg" schritt der Kinderchor Johannesspatzen singend ein, gefolgt von der Seniorentanzgruppe. Die Senioren tanzten im Reigen um das Taufbecken – was für ein grandioses Gesamtbild sorgte. Dann begrüßte Ursula Buzzi, die Vorsitzende des Kirchengemeinderats, die Gäste. Buzzi bat darum, dass erst am Ende des Konzerts applaudiert werden sollte. Den Zuschauern juckten die Hände aber nach den Beiträgen zu sehr, dass sie diesen Hinweis übergingen.

Mit herzerfrischenden Stimmen grüßte der interkulturell gemischte Kinderchor mit "Hello to all the children of the world" und legte noch zwei Lieder nach. Abwechslung gab es dann mit Paul Wöhrle, der am E-Piano ein wunderbares Solo spielte. Beeindruckend war das Ensemble ASID, in dem sieben Gitarristen aus Asien, Afghanistan, Syrien, Irak und Deutschland miteinander musizieren, eine junge Sängerin begleitete die schönen Weisen.

Dann hatte der Mosaikchor seinen großen Auftritt. Darin singen Einheimische und Flüchtlinge gemeinsam. Zuerst gab es das Lied "Salibonani", eine Volksweise aus Simbabwe. Khaled Alhussein (Syrien) hielt danach eine Ansprache und kündigte mit "Musik ist die schönste Sprache der Welt" das nächste Stück an.

Erika Gaiser und Abdullah Aleach beschrieben, jeweils auf Deutsch und Arabisch, das Lied "Die Gedanken sind frei". Einige Tränen kullerten im Publikum als Mohammad Safi (Afghanistan) das Heimatlied "Sarzamine Men" sang. Dann gab es mit "Halleluja" ein Solo von Tewodros Birbisa (Eritrea). Der Afrikaner klatschte am Ende rhythmisch und postwendend stimmte das Publikum mit ein. Alan Mahmood (Irak) beschenkte die Gäste mit dem Lied "Sulemani" und seiner wunderschönen Stimme.

Das Orgelstück "Saraband und Interlud" von Herbert Sumsion wurde von Markus Helm gefühlvoll und die Herzen berührend gespielt. "Die Welt erstrahlt in neuem Licht" und "Unsere Welt braucht den Frieden" hatte die Chorgemeinschaft aus der "Eintracht" Schiltach und dem "Liederkranz" Schenkenzell einstudiert. Dirigentin Susanne Mogler hatte dazu ihre Tochter und Musicaldarstellerin Christine Dietrich eingespannt.

Mit "Make music" und "Farmhouse Rock" sorgte die Jugendkapelle des Schenkenzeller Musikvereins, mit den Leitern Michael Doll und Alexander Armbruster, für Abwechslung, und eine Zugabe musste obendrauf. Als sich dann alle Chöre zum gemeinsamen Auftritt aufstellten, rollten auch Hans Kurt Rennig dicke Tränen über das Gesicht. Treffender hätte der erste Titel mit "Singet dem Herrn alle Völker der Erde" für diese Besetzung gar nicht sein können. Die Besucher stimmten dabei in den Refrain mit ein.

Christa Haaser und Abdullah Aleach hielten die nächste Lesung zum Frieden, zweisprachig versteht sich. In diesem Zug wies auch Otto Schinle auf die Ausstellungen unter anderen der Künstlergruppe "Forelle blau" hin.

Rennig stimmte mit dem Chor den Kanon "Dona nobis pacem" an und nach einer Runde stieg das Publikum mit ein. Danach gab es die Lieder "Herr schau herab" und "Frieden allen Völkern dieser Welt" von allen Sängern zu hören. Das Besondere daran, der Komponist Franz Josef Siegel aus Heddesheim, der die Stücks gemeinsam mit Hermann Settelmeyer geschrieben hatte, war anwesend.

Bürgermeister Thomas Haas lobte in seiner Dankesrede Rennig für seinen Einsatz. Mit dem Mosaikchor leiste er eine wichtige Arbeit für die Integration der Menschen. Schließlich wurde das letzte gemeinsame Lied des Abends angestimmt, die "Ode an die Freude". Mit stehenden Ovationen zollte das Publikum seinen Respekt für Organisatoren und Akteure – und forderte noch eine Zugabe. Diese gab es mit der vierten Strophe aus dem berühmten Beethoven-Stück, das auch gleichzeitig die Europa-Hymne ist. Mit einem zarten "Amazing Grace", zauberhaft gespielt vom "Bell Tree Duo", endete das Konzert.

Das "Netzwerk Willkommen Schramberg-Lauterbach" hatte kulinarische Köstlichkeiten aus den jeweiligen Heimatländern aufgefahren. Gleichzeitig stellten sie ihr gemeinsames Kochbuch "O’hanna heißt guten Appetit" vor.

Schiltach (ks). Der Eintritt für das Konzert war frei, dafür wurde von den Besuchern eine Spende erbeten. Mit dem Erlös in Höhe von 2000 Euro werden die Theodor-Schneller-Schule in Jordanien und die Johann-Ludwig-Schneller-Schule im Libanon unterstützt. In beiden Einrichtungen leben und lernen christliche und muslimische Kinder gemeinsam. Im Miteinander erfahren sie das friedliche Zusammenleben und lernen Toleranz und Respekt vor der jeweiligen Religion der Anderen.

Schiltach (ks). Mit einem Infotisch war der Künstler Paul Armbruster mit Freunden und der Familie Idrizi aus dem Kosovo vertreten (wir berichteten). Den Eltern und den vier Töchtern drohen bei einer Rückkehr in die Heimat lebensgefährliche Umstände. Zudem ist die Mutter schwer traumatisiert. Der 81-Jährige Künstler startete eine Unterschriftenaktion, die von vielen Konzertbesuchern unterstützt wurde. Die Unterschriftenliste, in die man sich eintragen kann, liegt ab sofort im Kreisel aus.