Flößer-Obmann Thomas Kipp erklärt Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer, Landwirtschftsminister Peter Hauk und Landtagsmitglied Gerhard Aden das Wichtigste über den Floßbau. Foto: Schwarzwälder-Bote

Regionalentwicklung: Flößerbrauchtum beeindruckt / Landesamt führte live neue Meßmethoden vor

Schiltach - Die zwei Stunden Aufenthalt in der Fachwerkstadt nutzte Landwirtschaftsminister Peter Hauk für altes Brauchtum und moderne Fachinformation.

Einen längeren Aufenthalt in der Flößer- und Fachwerkstatt legte Peter Hauk, Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, auf seiner Bahnfahrt am Donnerstag durch das Kinzigtal ein. Pünktlich um 13.49 traf der CDU-Landespolitiker mit der Kinzigtalbahn am Haltepunkt Schiltach-Mitte ein. Von Trachtenträgern, Flößern, Lokalpolitikern und führenden Beamten des Landratsamtes Rottweil erwartet. Hauks Fahrt von Offenburg nach Alpirsbach und zurück stand unter dem Motto "Die Vielfalt des Ländlichen Raums erleben": An vier Stationen, in Gengenbach, Haslach, Schiltach und Alpirsbach wurden Themen zur Strukturentwicklung, Landwirtschaft und Geoinformation präsentiert. "Im persönlichen Dialog möchte ich mir ein Bild darüber machen, was bisher erreicht wurde und was noch anzupacken ist", erklärte Minister Hauk vor der Fahrt. In Schiltach erwartete ihn ein besonders reichhaltiges Programm. Karl-Heinz Dunker, Geschäftsführer vom Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord, zeigte an einer der Informationstafeln des "Flößerpfads Kinzigtal" bei der Bahnhaltestelle, dass Tourismusangebote naturverträglich sein können. Außer Schiltach machten vier weitere Gemeinden am Projekt mit und "bewahren das kulturelle Erbe der Nutzung des Holzes und seine Transports".

Bürgermeister Thomas Haas betätigte sich dann als kundiger Stadtführer. Zu Fuß zog die große Gruppe der Gäste und Einheimischen an der Gerberei Trautwein vorbei, zum Marktplatz, wo sie den Erläuterung über die Stadtgeschichte lauschte, dank mobiler Lautsprechertechnik für alle gut hörbar. Dann ging es weiter Richtung Gerberviertel. Bei der Mündung der Schiltach in die Kinzig hatte der Flößerverein Schiltach ein dreigliedriges Floß am Ufer festgemacht. Thomas Kipp, Ortsvorsteher von Lehengericht und Obmann der Schiltacher Flößer, erklärte die Grundzüge des historischen Floßbaus und der Flößerei, was Minister Hauk und Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer aus Freiburg sichtlich beeindruckte. Dann folgte übergangslos der Sprung in die Moderne: Vermessungsdirektor Reinhold Hummel vom Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung in Karlsruhe berichtete über neueste Methoden, dreidimensionale Landschaftsmodelle der Stadt- und Raumplanung zu erstellen. Mitarbeiter der Firma SV Geosolutions starteten am Ufer eine Drohne, die einen kurzen Messflug über die Kinzig absolvierte. Die Ergebnisse stellte Hummels Chef, Landesamts-Präsident Luz Berendt, anschließend beim Schüttesäge-Museum vor. "Mit den innovativen Anwendungsmöglichkeiten leistet die Vermessungsverwaltung einen wesentlichen Beitrag zur Digitalisierungsstrategie des Landes", erklärte der Minister.

Beeindruckt zeigte sich Hauk von der Flößereitradition und dankte ausdrücklich den Schiltacher und Lehengerichter Trachtenträgern: "Der Flößerpfad und auch der Kinzigtalradweg sind Leuchtturmprojekte". In der "topografisch bewegten Landschaft" könne man heute auch ohne Auto mit E-Bikes entspannt ankommen. Er erinnerte daran, dass die schöne Landschaft des Kinzigtals das Ergebnis jahrhundertlangen Bewirtschaftens und der Offenhaltung der Flächen sei. "Die regionalen Produkte aus der Landwirtschaft wollen wir noch mehr vermarkten und das Image weiter verbessern", versprach er. Gemeinden wie Schiltach, wo es Land- und Forstwirtschaft zusammen mit florierender Industrie gäbe, bräuchten aber auch die entsprechende Infrastruktur. Nicht nur die klassischen Verkehrs-, auch die Breibandverbindungen müssten stimmen: "Eine Herausforderung für alle Ebenen der Politik". Um 15.49 fuhren Hauk und seine Begleiter weiter nach Alpirsbach, wo es dann um das Thema Forellenzucht ging.