Klaus Kohler in der Schiltacher Rettungswache. Zum 1. April hat er gekündigt. Foto: Fritsche

Rettungsdienst: Lange Hilfsfristen seit Jahren Thema. Klaus Kohler wechselt nach Villingen-Schwenningen.

Schiltach/Schenkenzell - Neuer Ärger um die langen Hilfsfristen in Notfällen in Schiltach und Schenkenzell: Klaus Kohler, Leiter der Rettungswache in Schiltach, hat gekündigt.

Kohler wechselt zum 1. April nach Villingen-Schwenningen. Nicht der einzige, aber ein wichtiger Grund für seine Entscheidung sind die langen Hilfsfristen in Schiltach und Schenkenzell, ganz zu Schweigen vom Ortsteil Kaltbrunn. "Jahrelang habe ich dafür gekämpft, dass die Rettungswache in Schiltach nicht nur von 7 bis 17 Uhr besetzt ist", erklärt Kohler, der 1979 beim Deutschen Roten Kreuz Wolfach anfing und seit Ende der 80er-Jahre in Schiltach Dienst macht. Ist die Schiltacher Wache nicht besetzt oder das Rettungsfahrzeug durch einen Einsatz belegt, muss bei Notfällen der Rettungswagen aus Schramberg, Hausach oder Loßburg kommen.

Und das kann dauern, wie Elektromeister und Gemeinderat Hans-Jörg Heinrich erzählt. In seinem Geschäft in der Hauptstraße war der Mitarbeiter eines Paketdienstes bewusstlos zusammengebrochen. Heinrich brachte ihn in stablie Seitenlange und alarmierte den Notdienst. Der Schiltacher Rettungswagen war wegen eines anderen Einsatzes nicht verfügbar. Es habe fast 20 Minuten gedauert, bis eine Ersthelferin vor Ort war. Noch später kam ein Rettungswagen und brachte den Kurierfahrer ins Krankenhaus. Eine angestrebte offizielle Hilfsfrist von 15 Minuten sei also Theorie, sowieso bei Notfällen in Schenkenzell mit seinen Orsteilen. Da die Zeiten von Schiltach zusammen mit den Schrambergern ausgewertet würden, stehe Schiltach auf dem Papier besser da als in Wirklichkeit.

Im Einsatzgebiet der Rettungswache Schiltach mit seinen 76 Quadratkilometern leben rund 5800 Einwohner. Dazu kommen zahlreiche Pendler, die in den großen Betrieben vor Ort arbeiten. "Berufsverkehr und Nachtschichten bedeuten auch mehr Risiken", betont Klaus Kohler. Deshalb verlangt auch Hansgrohe SE schon seit Jahren eine längere Besetzung der Rettungswache. "Unsere Mitarbeiter arbeiten im Schichtbetrieb, das heißt auch nach 17 Uhr. Für Hansgrohe hat die notärztliche Versorgung unserer Mitarbeiter allerhöchste Priorität. Aus diesem Grund befürworten wir eine Besetzung der Rettungswache in Schiltach von sechs bis 22 Uhr", so Frank Semling vom Vorstands der Hansgrohe SE.

Eine solche Ausweitung befürwortet auch Schenkenzells Bürgermeister ThomasSchenk. "Schon vor 21 Jahren, bei meinem Amtsantritt, war das ein Thema", sagt Schenk. Doch da die Hilfsfrist im Landkreis Rottweil im Durchschnitt in 95 Prozent der Fälle erreicht würde, stellten die Krankenkassen keine zusätzlichen Mittel dafür bereit.

Unterstützung gibt es vom CDU-Landtagsabgeordneten Stefan Teufel. Er hat sich an den zuständigen örtlichen Bereichsausschuss gewandt. "Die Einhaltung der Hilfsfristen ist für mich ein wichtiges Anliegen. Ich habe den DRK- Kreisvorsitzenden und stellvertretenden Vorsitzenden des Bereichsausschussess, Thomas Engeser gebeten, die Situation in Schiltach kritisch zu prüfen", berichtet Teufel. Diese Woche wird übrigens über den Gesetzesentwurf zur Verbesserung der Notfallversorgung im Landtag beraten.