Flößer durch und durch: Thomas Kipp, Jahrgang 1958. Foto: Dubs Foto: Schwarzwälder-Bote

u Das Handwerk der Flößerei ist der Transport von Holz auf dem

u Das Handwerk der Flößerei ist der Transport von Holz auf dem Wasserweg aus holzreichen in holzärmere Gebiete. In der Vergangenheit hat die Flößerei in Deutschland angesichts eines riesigen Holzbedarfs in allen Lebensbereichen der Gesellschaft eine herausragende Rolle gespielt. Sie wurde auf nahezu allen Gewässern, auf kleinen Bächen ebenso wie auf den großen Flüssen, betrieben. Dies gilt nicht nur für Deutschland sondern auch für zahlreiche andere Länder in Europa und der Welt. Das Handwerk und die Arbeit der Flößer hat die Lebenswirklichkeit vieler Menschen entscheidend und einschneidend geprägt. Seit dem Mittelalter bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die Flößerei in Deutschland gewerblich ausgeführt. Die Techniken wurden in Familien über viele Generationen weitervermittelt. Seit dem Ende der gewerblichen Flößerei – zuletzt wurde kommerziell Anfang der 1980er Jahre noch in Brandenburg geflößt – gibt es heute noch die touristische Flößerei. Sie findet gegenwärtig zunehmend Verbreitung: Mit Flößerfesten und mit Floßfahrten wird in der Öffentlichkeit das Wissen um die alte Handwerkstechnik wachgehalten. Deutschland ist 2013 dem Unseco-Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes beigetreten. Damit verpflichteten sich die staatlichen Stellen, ein bundesweites Verzeichnis des in Deutschland gelebten Kulturerbes zu erstellen. Erste Vorschläge konnten zwischen Mai und November 2013 von zivilgesellschaftlichen Gruppen und Gemeinschaften eingereicht werden. Am Wettbewerb beteiligten sich insgesamt 31 Personen mit 46 Vorschlägen, welche dem Expertenkomitee Immaterielles Kulturerbe zur Bewertung vorgelegt wurden. Ein Expertenkommitee wählte 27 Vorschläge aus. Dazu zählen nehmen der Flößerei die Brotkultur, die schwäbisch-alemannische Fasnet, die Walz und Orgelmusik. Die Liste soll zeigen, welche immateriellen Schätze Deutschland zu bieten hat. Die Aufnahme in das bundesweite Verzeichnis ist eine öffentlich sichtbare Anerkennung der kulturellen Ausdrucksform und ihrer Träger. Die Aufmerksamkeit kann dazu genutzt werden, die Lebendigkeit der Kulturformen zu erhalten. Mit der Aufnahme ist keinerlei finanzielle Unterstützung verbunden. Die Träger der kulturellen Ausdrucksformen können jedoch das eigens geschaffene Logo für ihre nicht-kommerziellen Aktivitäten nutzen.

Von Julia Dubs

Schiltach. Freude in Schiltach: Die Unesco-Kommission hat die Flößerei in die Liste des immatriellen Kulturerbes in Deutschland aufgenommen. Flößerobmann Thomas Kipp hat insgeheim damit gerechnet. Aber dass es so schnell ging, überraschte ihn dann doch.

"Ich habe immer gehofft, dass dieser Tag einmal kommen wird", sagt Kipp. Er ist Flößer mit Leib und Seele. Thomas Kipp wuchs in Halbmeil auf, das Sägewerk vor der eigenen Haustür. Schon als Kind sei er davon fasziniert gewesen, wenn die schweren Stämme im Wasser trieben, scheinbar ohne Gewicht. 1980, beim Stadtfest, schloss er sich den Schiltacher Flößern an. Längst ist er Flößerobmann im Verein, wie der Vorsitzenden hier genannt wird. Außerdem gehört er dem Vorstand der Deutschen Flößerei-Vereinigung an, in dem 23 Vereine organisiert sind. In der internationalen Flößervereinigung sind es rund 40 Vereine europaweit.

Die Aufnahme der Flößerei in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der deutschen Unesco-Kommission muss für ihn wie Musik in den Ohren klingen. Laut der Kommission ist die Flößerei eine "gesellschaftliche und regionale Wissenstradition, die über praktische wie theoretische Erfahrungen vermittelt wird, ländliche mit städtischen Wirtschaftsbereichen verbindet und durch touristische wie freizeitliche Betätigungs- und Erlebnisformen lebendig gehalten wird".

Jedes Jahr treffen sich die deutschen Flößerei-Vereinigungen zum deutschen Flößertag in einer Stadt in Deutschland, in der ein Verein vorhanden ist. Es geht um die Pflege der Freundschaft und um den Austausch von den Wissen und Erfahrung. Letztes Jahr fand dies im brandenburgischen Lychen statt. Dort beschlossen die Mitglieder der deutschen Flößerei-Vereinigung, den Antrag auf Anerkennung als Kulturerbe zu stellen. Von Mai 2013 bis Dezember 2014 liefen die ersten Bewerbungs- und Aufnahmeverfahren. Die Kommission siebte viele Vorschläge aus. Die Flößerei blieb im Rennen. "Anfang Dezember wusste ich, dass wir in der Auswahl wahren. Bis zum positiven Bescheid habe ich mitgefiebert. Das war schon spannend", so Kipp.

Die Aufnahme in die Liste bedeutet ihm viel. Es gehe darum, das alte Handwerk und seine Traditionen noch besser zu erforschen, denn schriftliche Überlieferungen gebe es kaum. Ziel ist es, das Wissen über die Flößerei zu bewahren und die Wirtschaftsgeschichte, die dahintersteckt, im öffentlichen Bewusstsein wach zu halten. Durch die Aufnahme in das Verzeichnis sähen er und die Vereine sich in ihrer Arbeit bestätigt. Diese Anerkennung könnte in Zukunft vielleicht dazu führen, mehr öffentliche Beachtung zu erhalten und neue Möglichkeiten für die Vereine zu schaffen, wie zum Beispiel die Erhaltung und Wiederherstellung floßtechnischer Einrichtungen in Schiltach und Schenkenzell. "Da fallen mit spontan einige schütztenswerke und sicher förderfähige Projekte ein", sagt Kipp. Die Registrierung könne dafür eine wichtige Unterstützung sein, wenn es um Zuschüsse geht.

Ob sich der Titel immaterialles Kulturerbe vermarkten lässt, muss man sehen. Ideen hätte Thomas Kipp, der als Elektriker in einem Sägewerk arbeitet, schon. Er denke an einen "Tag der Kinzig".