Trugen in Schiltach faszinierende Werke vor: Matthias Kläger und Sarah Marie Immer. Foto: Schrader Foto: Schwarzwälder-Bote

Neue Konzertreihe in Schiltach legt guten Start hin / Höhen und Tiefen der Gefühlswelt

Von Frank Schrader

Schiltach. Einen gelungenen Auftakt erlebte die neue Konzertreihe in der katholischen Stadtkirche in Schiltach, organisiert vom Arbeitskreis Kunst, der katholischen Kirchengemeinde und der Stadt Schiltach. Der Auftritt des Duos "Misteriosa Vida" mit Sarah Marie Immer (Violine) und Matthias Kläger (Gitarre) bot Kunstgenuss auf hohem Niveau.

Die beiden Musiker boten den rund 30 Zuhörern eine reizvolle Mischung aus argentinischen Tangoklängen von Astor Piazzolla und barocken Preziosen. Diese Idee an sich ist nicht neu, schließlich sind die auf den ersten Blick so unterschiedlich erscheinenden Musikrichtungen durch ihren tänzerischen Impetus verbunden. Doch selten bewegen sich die Interpreten in beiden Stilebenen mit solch traumwandlerischer Sicherheit. Immer und Kläger verstanden es, beispielsweise den fünf Arias aus einer Partita von Telemann, mit einem Hauch von lateinamerikanischem Feuer zu würzen, während manches melancholische Intermezzo in Piazzollas Tangoschwärmereien sich einem Bachschen "Andante cantabile" näherte.

Zu Beginn allerdings mussten sich die Interpreten bei der "Allemanda" und der "Gigue" aus Johann Sebastian Bachs Sonate BWV 1023 erst einige Zeit aufeinander einstimmen, um sich in der etwas halligen Akustik der Kirche zu einem ausgewogenen Klangbild zu vereinen. Einerseits war die Besetzung der Sonate mit Gitarre statt Cembalo sicherlich etwas gewöhnungsbedürftig. Andererseits war Bach selbst auch bekannt dafür, dass er gerne Bearbeitungen seiner Werke für unterschiedliche Instrumentalkombinationen schuf. Während sich Jean-Baptiste Loeillets Sonate a-moll eher an barocker Formelhaftigkeit orientierte, zeigte sich Bach in seiner viersätzigen Sonate BWV 1021 auf der Höhe der Zeit mit virtuosen Spiel- und Satztechniken, die von beiden Musikern auf ansprechendem Niveau umgesetzt wurden.

Die Auswahl der insgesamt neun Tangos von Piazolla zeigte die ganze Spannbreite von dessen Ideenreichtum, diesem immer wieder faszinierenden Tanzstil in immer wieder neuen Schattierungen Leben einzuhauchen und dabei alle Höhen und Tiefen der menschlichen Gefühlswelt von melancholischer Sentimentalität bis hin zu überschäumender Leidenschaftlichkeit auszuloten.

Es war wohl jedem Zuhörer klar, dass es bei so einem Konzert am Ende nur eine einzige Zugabe geben kann, nämlich den stilbildenden "Libertango" von Piazolla, der wohl nur selten so perfekt gespielt zu hören ist.