Wenn der Anbau des Kindergartens St. Martin fertig ist, könnte dieser bereits schon wieder zu klein sein. Foto: Herzog Foto: Schwarzwälder-Bote

Kinderbetreuung: Starke Geburtenjahrgänge bringen Stadt und Kirche in Handlungszwang

Der steigende Trend zur Kleinkindbetreuung bringt Stadt und Kirchengemeinden in Bedrängnis. Wenn der Anbau an den Kindergarten St. Martin fertig ist, könnte er bereits schon wieder zu klein sein.

Schiltach. In der Sitzung des Gemeinderats stellte Kämmerer Herbert Seckinger die Kindergartenbedarfsplanung für das Kindergartenjahr 2017/ 2018 vor. Augenblicklich seien 72 Kindergarten- und 20 Krippenkinder im evangelischen Kindergarten Zachäus untergebracht. Aufgrund der vorliegenden Anmeldezahlen rechne er mit einem Anstieg auf 82 Kinder ab drei Jahren und 30 Krippenkindern. Spätestens im Kindergartenjahr 2018/2019 würden die vorhandenen Plätze nicht mehr ausreichen, befürchtete der Kämmerer.

Beim katholischen Kindergarten St. Martin seien im Moment von 44 Plätzen 32 belegt. Es sei aber damit zu rechnen, dass die freien Plätze noch im laufenden Kindergartenjahr gebraucht würden. Wenn die neue Kinderkrippe im Frühjahr in Betrieb gehe, seien alle zehn Plätze durch bereits vorliegende Anmeldungen belegt. Im Bauernhofkindergarten, der Kinder unter drei Jahren nicht aufnehmen könne, würden derzeit zwölf Kinder betreut, die alle nicht aus Schiltach kämen. Die Belegung werde sich bis im Mai kommenden Jahres auf 18 Kinder (20 sind möglich) erhöhen, dann sei auch eines aus Schiltach dabei.

Durch einen starken Jahrgang 2015/2016 stiegen die Kinderzahlen im Kindergartenjahr 2017/2018 und im Folgejahr stark an. Darunter seien auch zehn Flüchtlingskinder. Der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz könne nur erfüllt werden, wenn eine Erhöhung der angebotenen Plätze erfolge, sagte der Kämmerer. Berücksichtigt werden müsse auch, dass bei der Betreuung von Kindern unter drei Jahren jeweils ein Kindergartenplatz wieder wegfalle und auch einige auswärtige Kinder die Einrichtungen besuchten. Die Aufnahme von weiteren Kindern außerhalb der Stadt soll nach Möglichkeit eingeschränkt werden, um den Besuch von Schiltacher Kindern nicht zu behindern. Bei altersgemischten Gruppen und bei Kinderkrippen könne der Rechtsanspruch nicht abgedeckt werden. Es werde deshalb geprüft, ob im "Zachäus" kurzfristig weitere Krippenplätze geschaffen werden könnten, zumindest für eine Übergangszeit.

Zusätzliche Räume müssen umgenutzt werden

Hierzu sei die Umnutzung von vorhandenen Räumen in einer leer stehenden Mietwohnung notwendig. Zudem müsse eine neue Betriebserlaubnis beantragt werden. Die Erhöhung der Kindergarten- und Krippenplätze verursache einen erhöhten Personalbedarf von 2,4 Stellen sowie Personalkosten von rund 109 000 Euro pro Jahr. Da die Kinderzahlen in den einzelnen Jahrgängen stark schwankten, sei nur eine kurzfristige Vorhersage möglich.

Ein weiterer Unsicherheitsfaktor sei mit den Flüchtlingskindern hinzugekommen. Wie lange dieser zusätzliche Bedarf bestehe sei ungewiss. Durch die momentane Auslastung gebe es kaum Spielraum. Selbst, wenn die Kinderzahlen wieder sinken sollten, sei mit einer erhöhten Nachfrage im Krippenbereich zu rechnen. Wenn sich dies bestätige, müssten Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen im "Zachäus" geprüft werden, riet Seckinger.

Gemeinderat Michael Buzzi forderte, die Stadt und Träger der Einrichtungen müssten alles dafür tun, den Bedarf zu decken. Das stehe für die Gleichberechtigung der Frau, die wieder früher ins Berufsleben zurückkehren wolle. Bürgermeister Haas lobte die Arbeit der Kindergartenleiterinnen und Erzieherinnen. Auch im Bauernhofkindergarten werde ein vielfältiges Angebot vorgehalten, unterstrich der Bürgermeister.