Nur mit Laternen wird der Schiltacher Marktplatz erhellt. Foto: Ziechaus Foto: Schwarzwälder-Bote

Silvesterzug: Tradition besteht seit rund 200 Jahren / Moderate Veränderung für dieses Jahr angekündigt

Wenn in Schiltach die Lichter ausgehen, dann setzt sich der Silvesterzug in Bewegung. Etwas Licht kommt nur von den Laternen der Teilnehmer und einigen Fackeln am Weg vom Marktplatz über die Brücke zum Pfarrhaus.

Schiltach. Ab 20.15 Uhr "begibt sich die Gemeinde rechtzeitig zum Marktplatz", erwartete der damalige Hauptlehrer Johann Höflin in der 1869 vom Kirchengemeinderat beschlossenen Zugordnung.

Mit dem Glockenschlag von der evangelischen Stadtkirche um 20.30 Uhr verlöschen alle Straßenlaternen und Beleuchtungen von Schaufenstern an der Straße durchs Städtle. Im Silvesterzug sollen "nach althergebrachter Weise nur Laternen, keine Taschenlampen und keine Lampions mitgeführt werden", heißt es in der Zugordnung.

Höflin hatte auch die Lieder geschrieben und in Noten gesetzt, die "alle Teilnehmer mitsingen sollten". Dagegen sollen "während des gesamten Silvesterzugs Ruhestörungen aller Art unter allen Umständen unterbleiben".

Mit dem Singen religiöser Lieder am letzten Tag des Jahres will man Gott danken für das zu Ende gehende Jahr, sah der ehemalige Rektor Julius Hauth den Grundgedanken des Zuges, der "nicht vor 1811 entstanden" sei. Da drei der gesungenen Lieder pietistischen Ursprungs seien, waren wohl Pietisten die Urheber des Silvesterzugs.

Nachdem sich die Teilnehmer des Zuges am Altjahresabend 2016 nach den historischen Anmerkungen von Johann Höflin "vor dem pfarramtlichen Bürogebäude bei" der Kirche aufgestellt hatten, hielt Wolfgang Tuffentsammer seine Ansprache, in der er "ein neues Herz und einen neuen Geist" forderte. Das zeige sich ganz aktuell im Umgang mit verschiedenen Kulturen der aus ihrer Heimat Geflüchteten. Nur ein achtsamer und behutsamer Umgang mit einander könne etwas bewirken und jede Veränderung beginne im Kleinen. Für diesen neuen Geist danke er den vielen Helfern in Schiltach und hoffe, dass er sich ausbreite.

Bürgermeister Thomas Haas sah im Brauch des Silvesterzugs eine Schiltacher Besonderheit als integrierendes Element für die Bürgerschaft. Die einende Wirkung könne sich nur entfalten, wenn "ein Gutteil der Einwohner teilnimmt". Die stetig abnehmende Teilnahme habe den Gemeinderat veranlasst, über Veränderungen wie die Uhrzeit nachzudenken. Er kündigte in seiner Ansprache "eine moderate Veränderung zum nächsten Jahreswechsel" an.