"Wieder auf dem Damm": Rekordschwimmer Andreas Fath (rechts) im Gespräch mit Ulrich Schumacher. Für seine Leistung beim Projekt "Rheines Wasser" bekam er bei Hansgrohe den "Eisernen Hans" und den Applaus der ehemaligen Kollegen. Foto: Rath

Für Professor der FH Furtwangen ist Besuch ein Heimspiel. Einst Chef-Chemiker bei Schiltachter Unternehmen.

Schiltach - Zwei gute Nachrichten: Dem Mann geht’s wieder gut, dem Fluss übrigens auch. Rekordsportler Andreas Fath, der den Rhein in 28 Tagen in kompletter Länge durchschwommen hat, kam am Donnerstag zum offiziellen Empfang in die Hansgrohe-Aquademie nach Schiltach.

Für Fath, heute Professor an der Fachhochschule Furtwangen, war der Besuch in Schiltach praktisch ein Heimspiel. Zwölf Jahre lang arbeitete er als Chef-Chemiker bei Hansgrohe. Rund 80 Zuhörer, die meisten aus der Belegschaft des Armaturenherstellers, bereiteten dem sportlichen Wissenschaftler einen warmen Empfang. Viele direkte Kollegen aus seiner Zeit bei Hansgrohe waren gekommen, um ihm für die Leistung auf die Schulter zu klopfen. "Ich bin wieder auf dem Damm", rief Fath ihnen zu.

FH stellt Ergebnisse der Analyse beim Wassersymposium vor

Andreas Fath erzählte von seinen Erlebnissen in den 28 Tagen, in denen er den Rhein von der Quelle in den Schweizer Alpen bis zur Mündung in die Nordsee in Holland hinabgeschwommen war. Die 1231 Kilometer lange Tour – phasenweise ein Genuss mit erhebenden Momenten, über weite Strecken aber vor allem eine Tortur in teils nur sieben Grad kaltem Wasser. Halsschmerzen plagten ihn zwischenzeitlich, Schüttelfrost, Fieber, und am Ende Magenkrämpfe. Totale Erschöpfung und einige Blessuren. Dazu kamen Gefahren durch Schiffsverkehr, Felsbrocken, Stromschnellen – und Bojen. Faths Erfahrung: "Es ist besser, den Anweisungen des Fahrers im Begleitboot zu folgen, der den Fluss ganz genau kennt."

Im Gegensatz zu Selbstüberwindung und Gefahren standen "emotionale Momente", vor allem durch menschliche Begegnungen: "Viele Leute haben gewunken. Wo es ging, habe ich zurückgewunken", so Fath. Andere reichten ihm beim Ausstieg aus dem Strom heißen Kaffee und Apfeltaschen: "Es war die beste, die ich jemals gegessen habe, wenn man so ausgezehrt ist."

Fath schilderte auch Eindrücke vom Rhein, die den meisten verborgen bleiben. "Unheimlich laut" sei der Strom, vor allem unter Wasser. Fortwährend rausche der Kies auf dem Grund, das klinge wie ein riesiges Glas voll Murmeln. Sechs bis zehn Stunden täglich war er im Wasser, möglichst ohne Unterbrechungen – und das nicht nur, um pünktlich ans Ziel zu kommen: "Jede Pause bedeutete frieren." Trotz Handschuhe und zwei Neoprenanzügen, die Fath in den kältesten Abschnitten des Flusses übereinander trug. Seine Schlussfolgerung: "Das würde ich nicht noch mal machen."

Noch offen ist, welche wissenschaftlichen Erkenntnisse das Projekt "Rheines Wasser" liefert. Überall nahm das Team Wasserproben, die in den nächsten Wochen analysiert werden sollen. Die Ergebnisse sollen übrigens beim Wassersymposium von Hansgrohe im November vorgestellt werden. Dazu gab es unterwegs Schnelltests. Außerdem hat Andreas Fath viele unfreiwillige Geruchs- und Geschmacksproben abbekommen, unterwegs genug Wasser geschluckt. Sein Eindruck: Der Fluss sei sicher sauberer als 1969, als schon einmal ein Mann des Rhein der kompletten Länge nach durchschwommen hat. "Eine Kloake ist er nirgends", sagte Fath, "er hat an fast allen Abschnitten nahezu Trinkwasserqualität."

Dazu hat vielleicht auch Andreas Fath seinen Teil beigetragen. Er entwickelte ein Verfahren, um Schwermetalle aus Galvanik-Verfahren aus dem Wasser zu filtern. Wenngleich die Umweltstandards heute hoch seien, gebe es noch viel zu tun in Sachen Gewässerschutz. Den Blick darauf zu lenken, war Ziel des Projekts, das ein gewaltiges Medienecho ausgelöst hat. Klärwerke und Produktionsverfahren müssten technisch weiterentwickelt werden. Aber noch besser sei es, Produkte oder Medikamente so herzustellen, dass umweltschädliche Chemikalien erst gar nicht anfallen. "Wir müssen der Natur das Wasser so zurückgeben, wie wir es bekommen", so Fath, "man sieht ja, was rauskommt, wenn man nicht freundlich zur Natur ist."

Das ist auch Ziel und Produktstrategie von Hansgrohe, dem Hauptsponsor des Projekts "Rheines Wasser" – den Wasserverbrauch etwa beim Duschen durch bessere Armaturen zu senken und auch die Fertigung sauberer zu gestalten. "Wir haben den Wasserverbrauch in unserer Produktion in den vergangenen Jahren um 23 Prozent gesenkt", sagte Ulrich Schumacher, Pressesprecher von Hansgrohe, der den offiziellen Empfang für Andreas Fath moderierte. Daran werde die Firma weiter arbeiten.

Gut möglich, dass die sportliche Ausdauerleistung von Fath dazu neue Anregungen liefert. Die Eintönigkeit des Schwimmens, der Abstand vom Alltag und das "Gefühl des Getragenseins" im Wasser brachten offenbar auch die Gedanken des Professors in Fluss. "Mir ist da im Wasser der eine oder andere Gedanke gekommen", sagt Fath zu den Hansgrohe-Mitarbeitern, "wir sollten uns da mal bei Gelegenheit drüber unterhalten."