Ist der Teig gut, wird die Pizza gut: Adele Drewniok kennt sich aus in der italienischen Küche. Jetzt hört sie auf. Foto: Fritsche Foto: Schwarzwälder-Bote

Gastronomie: Adele Drewniok sagt Ciao

Von Johannes Fritsche

Schiltach. Brechend voll ist das Gasthaus "Zum Alten Fritz" in Schiltach am Freitagabend und am Samstag den ganzen Tag über. Bier fließt in Strömen in die Weizengläser, Wein wird getrunken, aber auch italienischer Kaffee. Anders als sonst schwingt ein Hauch Wehmut in der ansonsten lebhaften Stimmung. Am 30. April hatte Adele Drewniok ihren letzen Tag als Gastwirtin, Köchin und Pizzabäckerin im "Alten Fritz".

Alle Stammgäste wollen noch einmal Adeles legendäre Pizza genießen und sich persönlich von ihr verabschieden, sich für die lange Zeit bedanken. Alle paar Minuten wagt sich jemand von ihnen auch in die kleine Küche, herzliche Worte des Dankes und der guten Wünsche für die Zukunft werden gewechselt, es gibt Umarmungen, bei dem einen oder anderen weiblichen Stammgast fließen Tränen. "Nichts bleibt doch im Leben so, wie es ist, alles ändert sich einmal", tröstet Adele. "Aber 35 Jahre in der Gastronomie sind genug", fügt sie hinzu.

Italienerin fühlt sich auf Anhieb wohl in Schiltach

14 und ein halbes Jahr dieser langen Zeitspanne war sie die Wirtin des "Alten Fritz" in der Schiltacher Hauptstraße, eine regelrechte Institution. Ihre Knie machen ihr immer mehr zu schaffen, jetzt geht sie in den Ruhestand. Am 29. September 1966, sie weiß das Datum aus dem Kopf noch ganz genau, ist sie als 16-Jährige nach Schiltach gekommen. Einer ihrer Brüder und der Vater waren schon da und arbeiteten im Werk von Hansgrohe, was sie dann auch zunächst machte. Das Ankommen gelang gut. "Die Schiltacher, überhaupt die Schwarzwälder, waren immer nett", berichtet sie. Der Menschenschlag liegt ihr.

Mit ihrer Heimat in den italienischen Abruzzen ("in der Gegend, wo das große Erdbeben war") hielt sie immer Kontakt. Früher ist sie jedes Jahr einmal dorthin gefahren, manchmal hat sie sogar Stammgäste mitgenommen. Unvergessliche Reisen für alle. Wegen der Knieprobleme fährt sie jetzt seltener. Vorletzes Jahr hat sie deshalb einer ihrer Brüder in Schiltach besucht.

Kochen hat sie schon als junges Mädchen in Italien gelernt. Ihr Cousin hatte ein kleines Lokal, dort hat sie mitgearbeitet. "Das Wichtigste an der Pizza ist der Teig. Wenn der nicht stimmt, kann man die ganze Pizza vergessen", verrät sie. Jetzt will sie endlich "ihre schmerzende Knie versorgen" und sich um ihren zweijährigen Enkel kümmern. Zum Glück und Trost für die Stammgäste: Ihre Nichte wird den "Alten Fritz" weiterführen. Am 1. Juli ist voraussichtlich die Neueröffnung. "Ein oder zwei Mal in der Woche werde ich vielleicht für zwei Stunden aushelfen", kündigt Adele Drewniok an. Wenn man in den Ruhestand geht, solle man nicht sofort schlagartig vom Gas gehen. Außerdem will sie ihre Stammgäste wieder sehen.

Davor wird sie aber erst mal für zwei oder drei Monate nach Italien fahren. Weil das Wetter dort besser ist? "Das Klima hat sich auch in meiner Heimat verändert, ist schlechter geworden", bedauert sie.

Manchmal hilft sie weiter in der Küche aus

Noch ein zweiter Abschied wurde am Samstag im "Alten Fritz" gefeiert: Eine große Gruppe junger Frauen versammelte sich vor dem Gasthaus und zog dann unter große Hallo hinein. Adeles Drewnioks Tochter Jaqueline feierte ihren Junggesellinnen- abschied. Im August wird sie heiraten. Treff- und Ausgangspunkt für alles, was sich ihre Freundinnen für sie an Überraschungen in Lauf des Tages in Schiltach vorbereitet haben, ist dabei das Gasthaus "Alter Fritz".