Ehrentag: Johanna Ohlinger feiert heute, Samstag, ihren 104. Geburtstag

Schiltach. Heute, Samstag, feiert Johanna Ohlinger ihren 104. Geburtstag. Sie ist die älteste Bürgerin der Stadt. Mit wachem Geist – nur die Augen sind nicht mehr so gut – erzählt sie aus ihrem langen Leben. Geboren und aufgewachsen ist Johanna Ohlinger, geborene Bächle, am 28. Januar 1913 in der Schenkenzeller Straße in einem alten Fachwerkhaus. Sie wuchs in einer Großfamilie mit zwölf Geschwistern auf. "Wir hatten ein Schwein, eine Kuh und eine Geiß", erzählt sie. Die Geiß war wichtig: Sie lieferte Milch, wenn die Kuh kalbte: "So hatten wir immer Milch". Wenn geschlachtet wurde, musste sie das Blut rühren. Jeden Abend um halb sieben verrichtete die Familie gemeinsam das Abendgebet. Der Vater betete vor. Gearbeitet hat er im Sägewerk in Halbmeil.

Ausbildung zur Schneiderin

An der Frauenarbeitsschule in Schramberg machte sie eine Ausbildung zu Damenschneiderin. Als ihr Vater arbeitslos wurde, setzte sich die Schuldirektorin für die sehr gute Schülerin ein und übernahm das Schulgeld. Johanna Ohlinger erzählt auch, wie sie und ihr Mann Ludwig spät, mit Mitte 40, Eltern einer Adoptivtochter geworden sind und dass sie inzwischen zwei Enkel und drei Urenkel hat, der vierte ist unterwegs. Der Bezug zum Glauben, zur katholischen Kirche und auch die Marienverehrung waren ihr schon immer wichtig. So wurde sie auch eine der Mitgründerinnen des katholischen Frauenbunds in Schiltach.

Darüber hat sie Beate Brede kennengelernt, mit der sie seit 25 Jahren befreundet ist. Brede besucht sie im Winter, wenn der Campingplatz geschlossen ist und sie mehr Zeit hat, fast täglich. Johanna Ohlinger hat immer in Schiltach gelebt. 2009 zog sie ins Gottlob-Freithaler-Haus. Vom Aufstehen bis zum Schlafengehen hört sie dort in ihrem Zimmer Radio. Aber nicht irgendeinen Sender, sondern ausschließlich den katholischen "Radio Horeb". Namensgeber war der biblische Berg Horeb, an dem Moses mit seinem Stab Wasser aus einem Felsen geschlagen haben soll.

Ausgerechnet am 31. Dezember ging das alte Radio kaputt. "Jetzt ist alles aus", dachte sie. Beate Brede brachte so schnell wie möglich ein neues Radio. "Einige Tage ohne waren schlimm". Wie sie so alt geworden ist? "Immer normal gegessen und getrunken und immer den Eltern folgen (gehorchen)", lacht sie.

Heute, Samstag, um 17.30 findet in der Kirche St. Johannes in Schiltach auch die Amtseinführung von Monsignore Adam Borek als Pfarrer der Seelsorgeeinheit Kloster Wittichen statt. Er hat Johanna Ohlinger an ihrem Geburtstag zur Investiturfeier eingeladen. Sie freut sich darauf und will kommen.

Die Geburtstagsfeier selbst findet im Gottlob-Freithaler-Haus statt.