Viele Zuhörer informieren sich über die Aktivitäten des Historischen Vereins. Foto: Mahn Foto: Schwarzwälder-Bote

Neues Jahresprogramm widmet sich vielen Themenbereichen / Hans Harter zeichnet Kriegsschicksale nach

Schiltach/Schenkenzell (rm). Beim jährlichen Informationsabend verbuchte die Mitgliedergruppe Schiltach/Schenkenzell des Historischen Vereins zahlreiche Zuhörer.

Als Sprecher des Initiativkreises begrüßte Peter Rottenburger über 35 Mitglieder und Gäste und umriss die Anliegen und derzeitigen Aktivitäten der Mitgliedergruppe. In seinem Jahresrückblick rief Schriftführer Reinhard Mahn die Veranstaltungen und Ereignisse des zurückliegenden Vereinsjahrs in Erinnerung. Der Mitgliederversammlung mit Zeitzeugenrunde waren Vorträge in Schenkenzell und Schiltach über die Dokumentation der Kleindenkmale und ein Literaturabend zu Johann Peter Hebel gefolgt.

Anfang August gab es eine Exkursion durchs Städtle zum Beginn des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren, eine Ausstellung im Lehengerichter Rathaus erinnerte an die über 150 Kriegstoten aus Schiltach und Lehengericht. Im Herbst begeisterte Konrad Kunze Zuhörer aus der ganzen Region mit seinen Forschungen zum alemannischen und schwäbischen Dialekt. Ein Arbeitseinsatz zur Erhaltung des Kleindenkmals Pulverhäusle rundete ein Vereinsjahr ab.

Peter Rottenburger freute sich über eine steigende Zahl von Mitgliedern, konnte mit Marcus Löffler Zuwachs im Initiativkreis vorstellen und umriss anschließend die Planungen für das laufende Jahr. Bereits im März wird sich ein Vortrag mit bergbaulichen Erkundungen rund um Schiltach beschäftigen. Im April würdigt eine Ausstellung in Schenkenzell den vielseitigen Heimatkünstler Franz Kinle. Im Juni folgt ein Literaturabend über den Dichter Wilhelm Hauff und im Rahmen des Stadtfestes präsentiert eine Ausstellung im Rathaus-Foyer Fotos kostbare Kleindenkmale in den Gemeinden. Im Oktober ist ein Vortrag über neue Erkenntnisse zur Bedeutung des "römischen Brandsteig" geplant. Ein Abend über die Mythen um die Raunächte wird das Vereinsjahr im Dezember abschließen, informierte Rottenburger.

Hans Harter führte dann mit zahlreichen alten Fotografien in das Thema "Schiltacher Schicksale 1914/1918" ein. Seine ausgiebigen Recherchen führten ihn an viele Familienschicksale im Ersten Weltkrieg heran. Bis Ende 1914 waren bereits 290 Männer aus Schiltach und Lehengericht einberufen, was zehn Prozent der damaligen Bevölkerung entsprach. Dies riss tiefe Lücken ins wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben der beiden Gemeinden. Die steigende Zahl von Gefallenen machte klar, dass es auch nach dem Krieg ohne diese Männer weitergehen musste. Beispielhaft zeigte er die Tragödien, wenn Eltern ihr einziges Kind verloren und plötzlich der Vater und Ernährer, der Betriebsnachfolger oder der Hoferbe fehlte. Harter hatte Zeitungsausschnitte und umfangreiches Bildmaterial zusammengestellt, was den Zuhörern einen eindrucksvollen Blick in die damalige Situation ermöglichte. Detailliert betrachtete er die psychologischen Aspekte von Feindbild und Kriegspropaganda, der Durchhalteparolen und der damals zahlreich veröffentlichten Kriegsgedichte. Gefallenennachrichten und Traueranzeigen offenbarten ein breites Spektrum an Gefühlen und Versuchen der Schicksalsverarbeitung. Sie thematisierten überwiegend den Schmerz des Verlustes, teils aber auch Stolz über den vermeintlichen Dienst fürs Vaterland bis hin zur Glorifizierung des "Heldentods". Hans Harter zeigte in seinem Vortrag jedoch auch deutlich auf, dass anfängliche Euphorie und Durchhaltewillen allmählich bröckelten und die Stimmung zusehends kippte, bis meuternde Soldaten schließlich die Einstellung der Kampfhandlungen erzwangen.

Der Mitgliederversammlung schlossen sich viele Gespräche der Teilnehmer untereinander an und rundeten den gelungenen Abend ab.