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FlüchtlingeSchiltacher Netzwerk berichtet / Helfer haben die Lage im Griff / Lob vom Gemeinderat

Das Thema Flüchtlinge war erneut der umfangreichste Tagesordnungspunkt in der Gemeinderatssitzung am Mittwoch. Die Zuhörerreihen waren voll.

Von Johannes Fritsche

Schiltach. "Immer, wenn es um Flüchtlinge geht, ist das Interesse groß", sagte Bürgermeister Thomas Haas mit Blick auf die vielen Bürger, die den Bericht des Flüchtlingsnetzwerks hören wollten. Auch Beobachter aus Schenkenzell waren da. "Das Netzwerk führt Leute zusammen, die sonst nicht viel miteinander zu tun haben. Ohne das Netzwerk wäre die Lage viel schwieriger", erklärte Haas und gab das Wort an Annette Wolber und Birgit Maier vom Netzwerk Flüchtlingshilfe.

"Als wir im Januar anfingen, konnten wir nicht ahnen, was auf uns zukommen würde", begann Wolber. Das erste Patenteam kam damals schnell zusammen. Heute sind es über 30 ehrenamtliche Helfer, die mitmachen. Vielfältig sind die Aufgaben für sier: Zum Beispiel Ausstattung der Wohnungen mit gespendeten Möbeln und Kleidern, eine allgemeine Hausordnung (Ruhe ab 22 Uhr) sowie Regeln für Reinigung und Umgang mit Müll (Mülltrennung) in den Unterkünften aufstellen, bei Arztbesuchen begleiten, Kindern beim Einstieg in Kindergärten und Schule helfen, die immens wichtigen Sprachkurse organisieren. Diese finden inzwischen vier Mal in der Woche vormittags im Treffpunkt statt.

Ein Kennenlernfest im Sommer brachte Flüchtlinge und Nachbarn in Kontakt. "Wenn man sich persönlich kennt, kann man auch mal was Kritisches sagen", meinte Wolber. Generell suchten die Paten auch immer das Gespräch mit den Nachbarn der Flüchtlingswohnungen. "Ziel ist, den sozialen Frieden zu erhalten", betonte Wolber und fügte hinzu: "Dass es für die Nachbarschaft im vergangenen Sommer nicht lustig war, ist uns bewusst". Bei Fragen und Konflikten sollten die Bürger das Netzwerk ansprechen: "Wir haben einen gewissen Einfluss, es gibt Regeln, die man erklären und deren Einhaltung man einfordern muss". Klar sei aber auch, dass die beengte Unterbringung mit zwei Familien oder neun bis zehn Flüchtlingen pro Wohnung konfliktträchtig ist. Aktuell sucht das Netzwerk Wohnungen für zwei afghanische Familien.

Eine große Hilfe war und ist, dass mit Mitteln der Stadt Schiltach ab August die Nutzung des ehemaligen Büromarkts Homberg möglich wurde. Computerkurse für die Kinder finden dort statt, und mit den Sachspenden wurde ein Secondhand-Laden eingerichtet, den auch die Schenkenzeller Flüchtlinge nutzen könne.

Großer Wille zum Lernen

"Der Wille zum Lernen ist riesig, die Menschen sind hoch motiviert und sie wollen alle arbeiten", fasst Birgit Maier ihre Erfahrungen als Patin zusammen. Doch gerade beim Arbeiten hakt es. "Die ersten drei Monate herrscht Arbeitsverbot, danach sind nur nachrangige Arbeiten möglich. Dabei würden geregelte Tätigkeiten zur weniger soziale Problemen führen", bedauert Netzwerk-Helfer Gerhard Gaiser. Alle Flüchtlinge würden gleich behandelt, die vom Balkan allerdings zur freiwilligen Rückkehr angehalten.

Sichtlich beeindruckt waren die Gemeinderäte vom ausführlichen Bericht und dankten dem Netzwerk für die große Leistung. "Wir können die Flüchtlinge nicht frieren lassen und müssen prüfen, ob es Unterkünfte gibt", verlangte Axel Rombach. "Es ist wichtig, dass weitere Bürger mitmachen, dann könnten vielleicht zwei Paten eine Familie betreuen", regte Michael Buzzi an. "Die Stadt muss voll hinter den ehrenamtlichen Helfern stehen, den sozialen Frieden zu erhalten, ist ein Thema, das uns alle angeht", erklärte Thomas Kipp. Und mit Blick auf den weiter anhaltenden Flüchtlingsstrom an den Grenzen mahnte Wolber: "Wir müssen uns auf noch mehr Flüchtlinge einstellen und das mit der Bevölkerung abstimmen".