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Nachbarschaftshilfe wird zum Erfolgsmodell

Die Einsatzstunden der ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe Schiltach/Schenkenzell haben sich im Lauf dieses Jahres mehr als versiebenfacht.

Schiltach/Schenkenzell. Immer mehr Bürger der beiden Gemeinden nutzen das von der Sozialgemeinschaft organisierte Angebot der ehrenamtlichen Hilfe im Haushalt.

Die Kurve der Anzahl geleisteter Einsatzstunden weist im Lauf dieses Jahrs steil nach oben: ,36 im März, 90 im September und 100 im November – Tendenz weiter stark steigend.

Drei Viertel der Kunden stammen aus Schiltach, ein Viertel aus Schenkenzell. "Es spricht sich immer mehr herum, dass die Nachbarschaftshilfe das Gefühl der Sicherheit und die Lebensqualität erhöht, aber auch erschöpfte Angehörige entlastet", berichtet Pflegedienstleiterin Claudia Hettich (Foto). Seit August hat sie auch die Einsatzleitung der Nachbarschaftshilfe übernommen. Davor hatte Astrid Haas diese Aufgabe, die aus Schiltach weggezogen ist.

Komfortable Lage

Mitte 2015 war ein Konzept für die Organisation und Struktur der Nachbarschaftshilfe erarbeitet und im Herbst 2015 ein Flyer an alle Haushalte in Schiltach und Schenkenzell verteilt worden. "Schiltach und Schenkenzell sind in der komfortablen Lage, eine Sozialgemeinschaft zu haben. Damit brauchte eine sonst erforderliche Gründung eines gemeinnützigen Vereins gar nicht unternommen werden", erläutert Bürgermeister Thomas Haas.

Die Koordination der Einsätze konnte also bei der Sozialstation angebunden werden: Nachbarschaftshilfe als weitere Baustein im örtlichen Angebot der professionellen Betreuung und Pflege. "Leistungen aus einer Hand zu bieten hat Vorteile", hebt Haas hervor.

Aufwandsentschädigung

Zum Start wurden die ersten sieben Helfer in Kursen für die Einsätze geschult. "Ihre Zahl ist inzwischen auf 15 gestiegen, jüngere Leute, Senioren, auch Mütter mit Kindern, wegen der stark wachsenden Nachfrage brauchen wir aber noch mehr", bittet Hettich interessierte Helfer, sich bei ihr zu melden. Diese erhalten für ihre Einsätze eine Aufwandsentschädigung.

Mit regelmäßigen Treffen und kleinen internen Schulungen werden sie von der Sozialstation betreut.

Zurzeit erhalten 19 Bürger von der Nachbarschaftshilfe Dienstleistungen, die meisten davon einmal wöchentlich. Oft geht es um hauswirtschaftliche Tätigkeiten, die den ansonsten noch selbstständig lebenden Senioren zu schwer geworden sind: Fenster und Böden mal wieder gründlich putzen, schwere Vorhänge waschen und wieder aufhängen.

Sehr gefragt ist auch die Begleitung bei Arztbesuchen oder beim Einkaufen. "Das bringt mehr Lebensqualität, wenn man wieder raus in die Läden kommt und die Waren selber aussuchen und anfassen kann", berichtet Hettich. Auch Gartenarbeiten und gelegentlich Hilfe beim Umzug werden verlangt.

Anschubfinanzierung

Abgerechnet wird fair im Viertelstundentakt á vier Euro. Senioren mit einer Pflegestufe haben von ihrer Krankenkasse sogar ein Budget von 104 Euro (ab 1. Januar 2017: 125 Euro) monatlich für solche Zwecke. Die Stadt Schiltach und die Gemeinde Schenkenzell hatten als Anschubfinanzierung 8000 Euro für die Anlaufphase zur Verfügung gestellt. Noch gibt es bei Ein- und Ausgaben ein (immer kleiner werdendes) Defizit, ab 150 Einsatzstunden im Monat wird sich das Ganze aber selber tragen. "Die Nachbarschaftshilfe erfordert zwar viel Aufwand, macht aber auch viel Spaß und Freude durch den intensiven Kontakt mit den Menschen, denen man hilft. Alle Helfer sind mit viel Herzblut dabei", versichert Pflegedienstleiterin Hettich. Den Anstoß für die Nachbarschafthilfe hatte übrigens eine Leader-Studie über das "Älterwerden in Schiltach" gegeben. Die Befragung hatte bestätigt, dass man in Schiltach mit Seniorenangeboten überdurchschnittlich gut versorgt ist. Vermisst wurde lediglich eine Nachbarschaftshilfe im hauswirtschaftlichen Bereich.