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Heinrich Schwendemann erinnert an Ende des Zweiten Weltkriegs

Von Andreas Morgenstern

Schiltach. . 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs sind der militärische Untergang des Dritten Reichs und der Beginn der Besatzungszeit noch immer bewegende Ereignisse. So war der Vortrag von Heinrich Schwendemann, Historiker an der Universität Freiburg, in Schiltach am Samstag mit 50 Gästen auch sehr gut besucht.

Im Stadtgarten erinnerte Schwendemann an Entwicklungen und Entscheidungen der Zeit. Er sprach von der Härte des deutschen Besatzungsregimes in Frankreich 1940 bis 44 und vom Schicksal einer Million französischer Fremdarbeiter in Deutschland. Die Zerschlagung der Armee des westlichen Nachbarn habe dazu geführt, dass dessen militärische Neuformierung den Einsatz nordafrikanischer Soldaten aus den Kolonien und ehemaliger Résistance-Kämpfer erzwang. Sie sollten im Frühjahr 1945 dank amerikanischer Waffenlieferungen große Teile Badens und Württembergs besetzen. Der Widerstand der Wehrmacht sei dabei so erbittert und verlustreich wie vergebens gewesen. Verteidigungslinien wie die Schwarzwaldrandstellung blieben nutzlos.

Den Schrecken der Zeit zeigt auch, dass selbst die Verteidiger ihre Truppen als kaum leistungsfähig einschätzten. Auch bemängelten sie den Ausbildungsstand und die Ausrüstung. Dennoch schickte die Wehrmacht Millionen weitere Soldaten an die Fronten und vielfach in den Tod. Gleichzeitig musste die NS-Führung registrieren, dass zahlreiche Badener den Einmarsch der Westalliierten und so das Kriegsende herbeisehnten.

In Lahr und andernorts versuchten auf deutscher Seite Frauen als "Hort der Vernunft" sinnlose Zerstörungen zu verhindern. Im Kinzigtal wurden dennoch beinahe alle Brücken gesprengt. Frankreichs Truppen besetzten im April 1945 den Schwarzwald. Erstes Ziel war Freudenstadt – von dort aus marschierten die Soldaten sternförmig in die gesamte Region.

Schwendemann verschwieg nicht, dass es gerade in den ersten Tagen zu zahlreichen Übergriffen gegen die Zivilbevölkerung kam. Plünderungen und Vergewaltigungen wurden nicht verhindert. Der Grund sei auch darin zu suchen, dass das lange Zeit selbst unter deutscher Kontrolle stehende Frankreich auf die Verwaltung der nun seinerseits besetzten Gebiete schlecht vorbereitet war. Zu dem zunächst spannungsreichen Verhältnis zwischen Franzosen und Deutschen trug die im Vergleich aller Besatzungszonen besonders schlechte Ernährungslage bei.

Die Last der Versorgung von einer Million französischer Besatzer in einer Zone mit sechs Millionen Einwohnern wog ebenso schwer wie Requirierungen und die Entnazifizierungsmaßnahmen bis hin zur Inhaftierung früherer Funktionäre, welche vielfach Verbitterung erzeugten. Von der heutigen guten Nachbarschaft sei, so Schwendemann, zunächst nichts zu spüren gewesen. Stattdessen herrschte Enttäuschung.

Wie sehr das Thema Kriegsende noch immer beschäftigt, zeigten die anschließenden zahlreichen Fragen und Anmerkungen, beispielsweise zur mutigen Sicherung der Brücken in Schiltach. Der reich bebilderte Vortrag von Heinrich Schwendemann hatte die Zuhörer bewegt. So tauschten viele Gäste noch im Ausklang der Veranstaltung zahlreiche Erinnerungen und Meinungen aus.