Suchen Mitstreiter: Achim Hoffmann von der Stadtverwaltung mit Ute Gebele (Mitte) und Annette Wolber vom Netzwerk Flüchtlingshilfe Schiltach. Foto: Fritsche

Schon 41 Asylbewerber in Schiltach brauchen Betreuung. Netzwerk sucht dringend weitere Paten.

Schiltach - Die Zahl der Asylbewerber steigt schneller als erwartet. Das Netzwerk Flüchtlingshilfe Schiltach braucht dringend mehr ehrenamtliche Mitarbeiter, die den Familien helfen, sich hier zurechtzufinden.

Der Ansturm von Asylbewerbern aus Syrien, dem Kosovo und Serbien in die Bundesrepublik hat direkte Konsequenzen für die Stadt Schiltach. Die zentralen Aufnahmestellen in den Bundesländern sind so überlaufen, dass diese die Flüchtlinge so schnell wie möglich in die aufnehmenden Gemeinden weiterschicken. Die Zuweisungsquote für Schiltach wäre eigentlich nur 13 gewesen, berichtet Achim Hoffmann, zuständiger Mitarbeiter im Rathaus Schiltach. Inzwischen leben aber schon 38 Männer, Frauen und Kinder in dem vom Landratsamt Rottweil privat angemieteten Gebäude Vor Ebersbach 23, drei weitere an anderer Stelle; insgesamt acht Flüchtlingsfamilien aus Afghanistan, Serbien und dem Kosovo.

Die 41 Flüchtlinge sind eine große Herausforderung für die ehrenamtlichen Helfer des Netzwerks Flüchtlingshilfe Schiltach, das Ute Gebele und Annette Wolber im Januar initiiert hatten. Denn was früher in den Aufnahmestellen gemacht wurde, also die Asylantragstellung und eine erste Vorbereitung auf das Leben in Deutschland, muss jetzt alles in Schiltach geschehen. Das bedeutet zusätzliche Aufgaben für die ehrenamtlichen Helfern, die sich bereit erklärt haben, für diese Familien Patenschaften zu übernehmen, um sie im Alltag zu begleiten und ihnen Unterstützung und Orientierung in der für sie fremden Umgebung zu geben. Bis jetzt werden acht Familien durch sechs Paten betreut. Und die sind dadurch eigentlich schon mehr als ausgelastet.

Entlastung vom Landkreis Rottweil ist nicht zu erwarten: Es gibt nur eine Sozialarbeiterin im Landkreis, die dafür zuständig ist. "Die Stadt Schiltach ist deshalb sehr dankbar für die Arbeit des Netzwerks und hat große Respekt vor der Bereitschaft zur konkreten Hilfe", erklärt Hoffmann. "Die Männer in den Familien wollen übrigens alle etwas arbeiten und nicht nur tatenlos in den Wohnungen herumsitzen", berichtet er weiter. So finge jetzt im Bauhof einer an zu arbeiten, und im März ist ein Schnuppertag im Altenheim, um dort Einsatzmöglichkeiten zu prüfen. 110 Stunden gemeinnützige Tätigkeit dürfen die Asylbewerber im Monat leisten. Dafür bekommen sie 1,05 Euro pro Stunde.

Die Aufgaben der Paten sind vielfältig, wie Ute Gebele und Annette Wolber aufzählen: In der Anfangszeit wurden zunächst die Wohnungen eingerichtet und die Flüchtlinge mit allem Notwendigen ausgestattet, was Dank der großen Hilfsbereitschaft der Bevölkerung in kurzer Zeit auch "gut gelang". Parallel dazu zeigten die Paten den Flüchtlingsfamilien die Einkaufsmöglichkeiten am Ort, die Wege zu Kindergarten und Schule, knüpften erste Kontakte zu Vereinen, gingen mit zu Arzttermine oder zur Notfallaufnahme ins Krankenhaus, erklärten Busfahrpläne und vieles mehr.

Da erst kürzlich zwei weitere Familien in Schiltach angekommen sind, baucht das Team dringend Verstärkung. "Die Paten sind die Grundlage der Arbeit des Netzwerks Flüchtlingshilfe, ohne die geht es nicht", betont Ute Gebele. Das Ganze ist aber keine Einbahnstraße. „Es ist nicht nur eine Belastung, sondern kann auch eine Bereicherung sein. Man lernt, viele für uns ganz selbstverständliche Dinge wieder mit anderen Augen zu sehen. Und die Dankbarkeit, die man dabei erfährt, ist Bestätigung und Motivation zugleich", beschreibt Annette Wolber.

Nach der Hilfe beim vorläufigen Fußfassen in Schiltach ist schon die nächste Aufgabe in Sicht. Die meisten Flüchtlinge aus dem Kosovo und die Hälfte der Menschen aus Afghanistan werden nach bisheriger Erfahrung kein Asyl bekommen. "Die müssen wir dann auch wieder für die Rückkehr vorbereiten und verabschieden", sagt Wolber.

Infoabend und Patentreffen ist am Freitag um 19.30 Uhr im Lehengerichter Rathaus in Schiltach. Weitere Auskünfte geben Ute Gebele (E-Mail ute.gebele@ekisch.de, Telefon 07836/ 8436) und Annette Wolber (annette.wolber@web.de, Telefon 07836/96837).