Eenergisch vorgetragene Anekdoten: Marc Hofmann in Schiltach. Foto: Herzog Foto: Schwarzwälder-Bote

Kabarett: Klassenfeind Hoffmann packt aus / Abistreiche und andere Desaster

Von Lothar Herzog

Schiltach. Wenn Jungs Migräne haben und Mädchen Miniröcke so schmal wie Gürtel: Köstlich amüsierten sich die Besucher über die gestenreiche Vorstellung des Lehrers, Sängers und Autors Marc Hoffmann in Schiltach über den Schulalltag an deutschen Gymnasien.

Der Freiburger präsentierte in der Reihe "Kleinkunst" im Treffpunkt sein Bühnenprogramm "Der Klassenfeind". Nach dem Prinzip eines Leistungssportlers, der sich zunächst aufwärmt und am Schluss zur Höchstform aufläuft, legt Hoffmann im rappelvollen Lese-Café los. Er sei tatsächlich Lehrer. "Wer hat noch das gleiche Problem", fragt er spitz in die Runde und entdeckt einzelne Kollegen. Auch habe er ein Buch geschrieben, weil das mit einem Halbtagsjob und 14 Wochen Ferien im Jahr gut möglich sei. Und wenn der Tag nach hinten raus gar nicht enden wolle, spiele er noch Gitarre.

Für so viel Selbstironie erntet Hoffmann viel Applaus. Erste Stirnrunzeln gibt es im Publikum, als der Kabarettist behauptet, schon frühmorgens um 6 Uhr im Kopierzimmer zu stehen, eine große Schlange hinter sich. Sein Nachbar gehöre auch zu den Neidern, der sage: "Schon wieder Ferien?" Dabei seien die zwei Wochen vor den Ferien die stressigsten. Alle Klassenarbeiten seien geschrieben und es werden Filme geguckt.

Oft gleiche der Gang vom Lehrer- ins Klassenzimmer einem Spießrutenlauf. Kaum sei das Fenster ob der stickigen Luft geöffnet, schrien Schüler schon, es sei zu kalt. Kein Wunder bei Löchern in den Hosen. Im jugendlichen Verhalten der Schüler stecke jede Menge Widerspruch. Sie wüssten nicht, was sie wollten, doch davon möglichst viel. Delegiert von einer Horde besoffener Abiturienten, die ihn am Erreichen des Schulgebäudes hindern wollen, gerate der Tag des Abi-streichs jedes Jahr zu einem Desaster. Meist rette ihn da die Flucht auf das WC vor stundenlangen Spielchen.

Das scheinbar immer kurioser werdende Schulleben bietet Hoffman eine große Spielwiese. Und weil er dies in verblüffend authentischer Form zelebriert, scheint er all das selbst erlebt zu haben oder bekam es von anderen Kollegen erzählt. Freilich war es jedem Zuhörer erlaubt, nur so viel davon zu glauben, wie er will.