Zwangspause auf der Baustelle Kinzig. Die vermeintliche Bombe lag, mit Sand abgedeckt, unter der Baggerschaufel. Spezialisten aus Stuttgart konnten bald Entwarnung geben: Beim Fund aus der Erde handelte es um ein harmloses Schrott-Teil. Foto: Rath

Bagger legt an der Kinzig verdächtigen Metallzylinder frei. Kampfmittel-Beseitigungsdienst rückt an.

Schiltach - Der Kampfmittel-Beseitigungsdienst Baden-Württemberg hatte am Montag eine Einsatz in Schiltach. Er war aber schnell vorbei: glücklicherweise ein falscher Alarm.

Der Vorfall spielte sich in den Morgenstunden in der Auestraße ab, direkt am Werk von Hansgrohe. Dort standen drei Bagger am Bachbett der Kinzig. Um den Hochwasserschutz zu verbessern, werden dort derzeit die Mauern aufgestockt.

Einem Baggerfahrer, der den neuen Wasserablauf vom Hansgrohe-Werk zum Bach grub, fuhr dabei ein Schreck in die Glieder: Beim Aushub kullerte ein rostiger Metallzylinder von der Schaufel. Sofort wurde die Polizei verständigt. Der Fahrer der Maschine deckte ihn luftdicht mit einer Schippe Sand ab, drehte die Schaufel um und legte sie schützend über den Fund, wie eine hohle Hand. Der Werkschutz von Hansgrohe sperrte den Fußweg am Bach entlang mit Stahlgittern und einer Wache ab.

Gegen 13 Uhr rückten die Spezialisten des Räumdienstes aus Stuttgart an. Sie begutachteten den vermeintlichen Blindgänger, rund 30 Zentimeter lang und mit einem Durchmesser von zehn Zentimetern. Aber sie gaben rasch Entwarnung: nur ein harmloses Schrott-Teil.

Sven Rasenhorn vom Kampfmittel-Beseitigungsdienst war nicht gram drüber: "War auch in Ordnung so." Der ersten Beschreibung nach hätte es sich in der Tat um eine Phosphor-Brandbombe handeln können, ein Sprengsatz mit einem heimtükischen Chemie-Cocktail im Bauch; wenn er zündet, ist das Feuer kaum zu löschen. Es klebt wie eine Paste auf der Haut. Wer es in Panik mit der Hand ausklopfen will, brennt praktisch an zwei Stellen. Viele, die damit in Berührung kamen, starben grauenvoll, an Verbrennungen bis durch auf die Knochen oder an Vergiftungen. Phosphor reagiert auch 70 Jahre nach Kriegsende noch und wurde schon Souvenirsammlern an der Ostsee zum Verhängnis: Es sieht aus wie Bernsteinklumpen und geht in Flammen auf, sobald es an der Luft trocknet.

Kampfmittel-Räumdienst entschärft täglich Bomben und Munition

Rasenhorn ist von Beruf "Feuerwerker". Dabei ist es sein Job, dass es erst mal nicht knallt. Praktisch täglich sind er und seine Kollegen im Land unterwegs, um gefährliche Hinterlassenschaften aus den beiden Weltkriegen unschädlich zu machen, die noch immer in der Erde schlummern. 20 Fliegerbomben hätten sie dieses Jahr entschärft und zerstört. "Das sind Bomben ab 50 Kilo. Alles drunter läuft als Granate", so Rasenhorn. Sonstige Munitionsfunde, etwa Gewehrpatronen, würden täglich gemeldet.

Beim Fund in Schiltach handelte es sich wohl um ein altes Maschinenteil. Die Feuerwerker haben’s trotzdem nach Stuttgart mitgenommen, damit Ruhe ist. "Wir hätten es auch einfach auf dem Schrottplatz abgeben können", sagt Sven Rasenhorn. Dann hätte aber die Gefahr bestanden, dass die dortigen Arbeiter gleich noch mal anrufen und einen Bomben-Fund melden. "Wäre nicht das erste Mal."