Landtagsabgeordnete Sandra Boser (Dritte von links) erzählt beim "Grünen Abend" in Schiltach von ihrer Arbeit im Landtag in Stuttgart. Grüne-Kreisvorstandsmitglied Sonja Rajsp (vorne rechts) will in der Flößerstadt gerne einen Ortsverband gründen. Foto: Herzog Foto: Schwarzwälder-Bote

Themen interessieren in Schiltach – doch für einen Ortsverband reicht es wohl nicht / Boser berichtet aus Stuttgart

Von Lothar Herzog Schiltach. In Schiltach gibt es durchaus Interesse für grüne Kommunal- und Landespolitik. Für die Gründung eines Ortsverbands fehlt allerdings (noch) die Bereitschaft, auch kann der Kreisverband nicht auf die Unterstützung von Gemeinderat Thomas Kipp zählen. Nach der Gründung eines Ortverbandes von Bündnis 90/Die Grünen in Schramberg vor circa drei Wochen hatte der Kreisverband Rottweil nun ins Gasthaus Sonne in Schiltach zu einem "Grünen Abend" ein, um im Hinblick auf die bevorstehenden Kommunalwahlen auszuloten, in wie weit in der Flößerstadt Interesse für die Politik der Grünen vorhanden ist.

Landtagsabgeordnete Sandra Boser aus Wolfach, Betreuungsabgeordnete des Wahlkreises Rottweil und somit auch für Schiltach zuständig, erzählte vor einem Dutzend Besucher zunächst von ihrer Arbeit in Stuttgarter Landtag, darunter Themen wie erneuerbare Energien, Bildungspolitik und Nationalpark Schwarzwald. Letzterer werde auch nach außen strahlen und eine positive Auswirkung auf das Kinzigtal haben, ist sie sich sicher. Aktuell lägen der Landesregierung rund 200 Anträge für den Bau von Windkraftanlagen vor. Im Herbst werde klar sein, wie viele davon genehmigt würden, verriet Boser.

Die vermeintliche Ansicht von Kreisvorstandsmitglied Sonja Rajsp, Schiltach, sei tiefschwarz, widerlegte Gemeinderat und Lehengerichts Ortsvorsteher Thomas Kipp. In Schiltach sei immer darauf geachtet worden, dass es im Gemeinderat keine großen Parteien gebe, ein Großteil der Gemeinderäte gehöre wie er dem Bund unabhängiger Wähler an und das funktioniere gut. Es werde eine Politik der Nachhaltigkeit gefahren, eher konservativ, so Kipp.

Wenig anfreunden konnten sich Boser und weitere Grünen-Politiker der Forderung von Sabine Rodorff aus Aichhalden, den Religionsunterricht aus der Schule zu verbannen. Auch sollten Kinder mit Yoga konfrontiert werden, schlug sie vor. Ihr Partner Hubert Höfler meinte, Eltern hätten kein Recht, ihren Kindern den Glauben einzutrichtern. Der Nachwuchs habe ein Grundrecht, dass ihnen Religionsunterricht während der Erziehung freigestellt werde. Boser stellte klar, Religionsunterricht müsse verfassungsrechtlich stattfinden und dürfe nicht ausgegliedert werden. Daran teilzunehmen sei jedem Kind freigestellt. Auf die Frage von Rajsp, was sich Schiltach denn wünsche, sagte BUND-Ortsgruppen-Vorsitzender Jörg Wurft, seine Gruppe sehe sich in der Rolle der Naturschützer. Mit dem Flächenverbrauch und der Änderung des Flächennutzungsplans in Schiltach sei man zufrieden, nicht aber in anderen Gemeinden.

Kipp räumte ein, auch Schiltach habe rückläufige Einwohnerzahlen. Weil es in der Stadt viele Arbeitsplätze gebe, seien viele Baugebiete ausgewiesen worden, in denen es Lücken gebe. Durch die Einrichtung einer Börse sei es gelungen, dass ein Dutzend Bauplätze den Besitzer wechselten. Man mache sich auch Gedanken, wie Wohnraum im Stadtkern geschaffen werden könne, um diesen zu beleben, sagte Kipp, der ein Angebot von Rajsp, bei der Gründung eines Ortsverbands in Schiltach mitzumachen, ablehnte. "Auf mich können sie dabei nicht zählen, obwohl mich grüne Themen schon immer interessierten und es auch weiterhin tun werden", bekräftigte der Stadtrat. Die Euphorie von Rajsp, nach dem gelungenen Experiment in Schramberg als nächstes in Schiltach Fuß zu fassen, dämpfte Boser: "Viele kleine Ortsverbände machen das Organisieren schwieriger", gab die Wolfacherin zu bedenken.