Kultur: Schauspielensemble des Zimmertheaters Rottweil brilliert auf dem Marktplatz

Harter Stoff vor romantischer Kulisse: Das Zimmertheater Rottweil gastierte auf dem Schiltacher Marktplatz und präsentierte Shakespeares "Kaufmann von Venedig".

Schiltach. Zeitgemäß angepasst, mit zähem dramaturgischem Charakter, aber auch gewitzt kam der über 400 Jahre alte Klassiker von Shakespeare bestens an. Gut, dass die humorvollen Passagen das nicht einfache Thema auflockerten. Dann und wann spielten die Akteure kleine humorvolle Hinweise auf die Fachwerkstadt an. Dazu begeisterten die Darsteller mit gesanglichen Einlagen aus der oberen Riege.

Die einmalige Kulisse auf dem Marktplatz genoss nicht nur das Publikum, sondern auch die Theatercrew. Sonnenschirme, Tücher, Lichter, Tische und Stühle waren als Requisiten geschmackvoll ins Umfeld eingebettet worden. Die Bühne vor dem Marktplatzbrunnen nagelte die Schauspieler nicht fest. Im Gegenteil. Die Spieler strömten immer wieder aus, mischten sich in das Publikum oder nutzen den erweiterten Raum.

Wetter spielt mit

Das Wetter offenbarte sich an diesem Open-Air-Event gütig und zeigte sich als angenehmer lauer Sommerabend. Erfrischungen wurden vor der Aufführung und in der Pause aus der umliegenden Gastronomie abgeholt. Die Regie des "Kaufmanns von Venedig" führte Peter Staatsmann. Bettina Schültke übernahm die Dramaturgie. Die Choreografie hatte Clementina Culzoni geleitet. Als Darsteller mit Leib und Seele spielten Clementina Culzoni, Frank Deesz, Isabelle Groß de Garcia, Bagdasar Khachikyan, Niklas Leifert, Ferdinand Rother und Sandra Reineboth. Als Musiker glänzten Dorin Grama am Akkordeon und Werner Nörenberg an Gitarre und Sounds. Professionell zog das Duo alle Register.

Die gierige Figur des jüdischen Geldverleihers Shylock feilschte um ein Stück Menschenfleisch aus dem Leib des venezianischen Kaufmanns Antonio. Bemerkenswert war es, dass Shylock von einer Frau gespielt wurde. Aktuelle Ausgrenzungsdiskurse und Gewaltexzesse sollten hier auf mutige Weise aufgezeigt werden. Durch eine List entging der Kaufmann diesem Akt der Grausamkeit.

Die Charaktere schlüpften in Männerklamotten, trugen Perücken, ruppige Hüte und Schnauzbärte. Daneben würzten Liebe und Missgunst, eine Menge Tragik und Rache das über zweistündige Bühnenstück auf äußerst pikante Weise. Der lange Beifall unterstrich den großen Erfolg der Aufführung.