Till Brönner und Dieter Ilg (von links) bei ihrem Konzert in Schiltach Foto: Pascal Foto: Schwarzwälder-Bote

Schwarzwald-Musikfestival: Grandioses Erlebnis beschert / Till Brönner und Dieter Ilg begeistern vor großer Zuschauerkulisse

Wer bei diesem Konzert dabei sein konnte, durfte sich glücklich schätzen. Die Eintrittskarten waren innerhalb von vier Stunden alle vergeben.

Schiltach. So trafen sich 280 Besucher in der Hansgrohe Aquademie. Darunter war auch ein Glücklicher aus Schramberg, der einige Tage zuvor bei einem anderen Konzert des Schwarzwald Musikfestival von Intendant Mark Mast noch eine Karte bekommen hatte.

Da der vorgesehene Veranstaltungssaal zu klein gewesen wäre, zauberten die Mitarbeiter neben den Ausstellungsräumen geeigneten Platz. Um die Hitze des Abends besser aushalten zu können, war auf jedem Stuhl eine Flasche Wasser gelegt worden.

Mark Mast war äußerst angetan vom Auftrittsort in Schiltach, und meinte: "Wir verwandeln den Schwarzwald zur großen musikalischen Weltbühne." Er bezeichnete die Musiker als "kleine Hansgrohe Philharmonie". Und dann war der große Augenblick gekommen und Till Brönner mit seiner Trompete und Dieter Ilg mit seinem Bass kamen auf die Bühne. Beide leger schwarz gekleidet verbreiteten sie sogleich ein Gefühl von Leichtigkeit.

Bei Ilgs erstem Solo lehnten sich viele Besucher bereits zurück, um die Kontrabass-Klänge so richtig genießen zu können. Brönner erklärte: "Wir sind die kleinste Band, die man taufen darf." Und weiter: "Wir werden in Dialog zueinander treten. Wir wissen nicht, was dabei heraus kommt, denn das Zurückkehren ist schwierig."

Das Stück "Will of Nature" hat er schnell am Klavier komponiert und begeisterte damit sogleich die Anwesenden. Wer nun geglaubt hat, dass bei diesem Konzert von diesen Jazz-Spezialisten nur dieses Genre bedient würde, sah sich getäuscht.

Vom Volkslied, über Klassik bis hin zum Musical reichte die Spannbreite. Ilg hat eine Vorliebe für Volkslieder. So erzählte er, wie er durch eine Kindergärtnerin vom Flötespielen zum Kontrabass gekommen ist. Sie hatte ihn damals gewarnt, dass sie ihm die Zunge abschneiden würde, wenn er nochmals falsch spielte. Zu "Es, es, es und es" bediente Brönner das Gerät Delay und erzeugte damit einen echoähnlichen Klang. Seine Trompete erklang durch den Dämpfer leise singend und seufzend. Ilg machte seine Finger nass und strich über den Korpus des Basses und quietschende Töne kamen dabei heraus. Beide improvisierten während des Konzertes und das Hörerlebnis war grandios. Brönner erwähnte, dass er für das Musical "Starlight-Express" fünf Jahre hinter der Bühne gespielt hatte. So war es nicht verwunderlich, dass er aus "Showboat" den Titel "Nobody Else but Me" spielte.

Das Lieblingslied der Musiker ist "Eleanor Rigby" von den Beatles, das sie wieder innigst und leise intonierten.

An entsprechenden Stellen gab es den ganzen Abend über Zwischenapplaus. Brönner erzählte von Rio und sang anschließend auf Portugiesisch "Cafe Com Pao".

Eine große Freude bereiteten die begnadeten Musiker dem Publikum zudem mit dem Ausflug in die Klassik. Brönner ist überzeugt davon, dass das Improvisieren über Akkorde eine ureigenste deutsche Erfindung ist. Großartig hörte sich passend zu dieser Aussage "Air", die dritte Orchestersuite D-Dur, BWV 1068, von Johann Sebastian Bach an.

Der donnernde Applaus nach diesem letzten Stück wollte kein Ende nehmen. Erst als die Musiker noch einmal für eine Zugabe auf die Bühne kamen, ebbte er ab.

Mit dem Bebop Jazz-Standard "Au Privave" von Charlie Parker war nochmals Zurücklehnen und Genießen angesagt, bevor der erlebnisreiche Abend damit endete. Die Besucher waren sich durchweg einig, eine Sternstunde mit Till Brönner und Dieter Ilg erlebt zu haben.