Bilanz-Pressekonferenz beim Armaturenhersteller Hansgrohe / Azubis laut Vorstand nicht leicht zu bekommen

Von Daniel Völpel

Schiltach. 80 Prozent seiner Produkte für den Weltmarkt fertigt der Armaturenhersteller Hansgrohe in den Werken Schiltach und Offenburg. Dazu benötigt er qualifizierte Fachkräfte. Aufgrund des Fachkräftemangels reicht es der Vorstandsriege von Hansgrohe nicht, jedes Jahr neue Umsatzrekorde zu vermelden. Sie muss sich auf vielfältige Weise um die "wichtigste Ressource Mitarbeiter" bemühen, wie es Vorstand Marc Griggel gestern bei der Bilanz-Pressekonferenz 2013 in Stuttgart formulierte.

Zwar ist die Zahl der Beschäftigen im vergangenen Jahr erneut auf knapp 2200 in Deutschland und 3500 weltweit gestiegen. Doch vor allem für die Fertigung müsse man sich anstrengen, Auszubildende zu finden, sagte Vorstandsvorsitzender Siegfried Gänßlen. "Die Azubis machen uns schon Sorgen. Wir müssen das Doppelte von Daimler und Porsche machen, damit die Leute kommen" – unter anderem Werbeaktionen im Europa-Park Rust oder die Nacht der Ausbildung im vergangenen Dezember. Oft müsse man bei den Eltern Überzeugungsarbeit leisten, so Gänßlen. Die wollten lieber, dass ihre Kinder im Marketing oder Vertrieb arbeiten, nicht in der Fertigung. "Aber das sind keine Höllen mehr wie zu Manchester-Zeiten. Ein Facharbeiter verdient oft mehr als ein Angestellter", argumentierte Gänßlen. Einen Beitrag zur Nachwuchswerbung soll daher auch die 2013 eröffnete Talentschmiede leisten, das neue Ausbildungszentrum in Schiltach.

Profitiert haben die Mitarbeiter im vergangenen Jahr von einem weiteren Rekordergebnis: 1,1 Millionen Euro wurden laut Gänßlen als Bonus ausgeschüttet – allerdings eine Million weniger als im Vorjahr. Dafür baute Hansgrohe die betriebsärztliche Betreuung aus und investierte 24 000 Stunden in Weiterbildung. Denn obwohl vier von fünf Armaturen und Brausen in eines der 135 Länder gehen, in denen Hansgrohe verkauft, stammen drei Viertel der Produkte aus den beiden deutschen Werken.Bei der Produktion und Auslieferung hat Offenburg dem Stammsitz inzwischen den Rang abgelaufen. Und das Werk in der Ortenau soll weiter wachsen: Zum Ende des Jahres beginnt dort ein weiterer, 30 Millionen Euro schwerer Ausbau.

Zudem bemüht sich Hansgrohe nach eigenen Angaben, die Zahl der Zeitarbeiter so gering wie möglich zu halten. Knapp 200 sind es aktuell, 194 wurden seit 2010 übernommen. "Denn die Leiharbeiter bringen schon Verwerfungen in den Unternehmen", sagte Gänßlen. Sie sollten lediglich Kapazitätsspitzen abdecken. Man habe schon sehr früh mit dem Betriebsrat vereinbart, dass auch die Leiharbeiter Weihnachtsgeld und Bonuszahlungen erhalten.

Gänßlen kündigte an, in Zukunft etwa 50 neue Stellen pro Jahr zu schaffen. Hoffen können auch die derzeit 137 Auszubildenden: Sie sollen wie ihre Vorgänger in den Vorjahren alle übernommen werden.

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