39 Jahre lang Herr der Schiltacher Finanzen: Gerhard Daniels. In wenigen Tagen geht er in den Ruhestand. Foto: Fritsche Foto: Schwarzwälder-Bote

Der scheidende Stadtkämmerer verbuchte fast immer schwarzen Zahlen

Von Johannes Fritsche

Schiltach. Rund 39 Jahre lang begleitete Gerhard Daniels als Stadtkämmerer die Entwicklung Schiltachs vom eher beschaulichen Städtchen zum umtriebigen Industriestandort. Am Jahresende geht die Herr der Schiltacher Finanzen in den Ruhstand.

"Das kommende ist das erste Weihnachtsfest seit vielen Jahren, an dem ich wieder frei habe", freut sich Daniels. Sonst standen für ihn immer der Jahresabschluss für das laufende und der Haushaltplan für das kommende Jahr auf der Tagesordnung. Seit August 1975 ist er Stadtkämmerer von Schiltach. Sein Chef war damals Bürgermeister Peter Rottenburger. "Der hat das unscheinbare Städtchen richtiggehend herausgeputzt", erinnert sich Daniels. Freibad, Sporthalle, Hauptschule und Friedrich-Grohe-Halle wurden errichtet.

Das solide Wachstum setzte sich unter Thomas Haas fort, Bürgermeister seit 2002. Mit ihm und dem "wohl überlegenden Gemeinderat" , so Daniels Worte, habe er immer gut zusammengearbeitet. Alleine an seiner Mimik konnten die Gemeinderäte bei Abstimmungen ablesen, ob ein Vorhaben finanzierbar war oder nicht. "„Sämtliche Kollegen in der Region beneiden mich um unsere steuerstarke Gemeinde." Selbst in der Finanzkrise 2008, als alle anderen klagten, lief es gut. Betriebe wie Vega und Grohe brummten und lieferten ein sattes Gewerbesteuerplus.

Nur ein einziges Mal, beim Haushalt 1982, lag er im Minus, als es bei einem Betrieb kriselte und ihm eine Million Mark Gewerbesteuer fehlte. Schmerzlich war für ihn auch die Stilllegung des Krankenhauses im Jahr 2006, weil zum ersten Mal Mitarbeiter entlassen werden mussten. Im Gegensatz zu heute wurden damals keine Krankenschwestern gesucht.

Spannend war für Daniels die Wendezeit 1990. Alle sechs Wochen fuhr er zusammen mit dem Bürgermeister für drei Tage in die Partnerstadt Geising im Erzgebirge, um beim Verwaltungsaufbau, auch der IT, zu helfen. Letztere begleitete ihn sein ganzes Berufsleben. Fast, zumindest. "Mit einem Lochkarten-Stanzgerät und einem Buchungsautomaten 1975 ging es los", berichtet er. In den kommenden Jahren bis zum 1. Januar 2020 kommt die Umstellung von der kameralistischen auf die doppelte kaufmännischen Buchführung, die sein Nachfolger Herbert Seckinger bewältigen muss. Gebäude, Grundstücke und Fuhrpark werden dann wertmäßig erfasst. "„Für kleine Kommunen mehr Aufwand, für große unverzichtbar", urteilt Daniels.

Geboren wurde der 65-jährige in Garding in Schleswig-Holstein, wohin es seine Eltern nach dem Krieg verschlagen hatte. Als er ein halbes Jahr alt war, zogen seine Eltern nach Alpirsbach. Nach der Schulzeit und der Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten im mittlerem Verwaltungsdienst wurde er zuerst in Alpirsbach stellvertretender Kämmerer, im August 1975 dann Stadtkämmerer von Schiltach.

Daniels ist verheiratet. Er hat einen Sohn, eine Tochter und drei Enkel. "Die freuen sich schon, dass der Opa jetzt mehr Zeit für sie haben wird." Er selbst freut sich aufs Wandern und auf den Garten. Schiltach bleibt er mit seiner Erfahrung in seinen Ehrenämtern verbunden, zum Beispiel als Vorstand der Sozialgemeinschaft Schiltach/Schenkenzell. "„Das Schönste in meiner Zeit hier war, dass es mit Schiltach immer aufwärts ging", sagt Daniels.