Auf absehbare Zeit wird die Schranke bei der Gerberei Trautwein von Hand mit Absperrband geschlossen und geöffnet. Foto: Dubs

Statt Schranke soll zwei Jahre lang ein Wärter für Sicherheit sorgen. Rechtsstreit demnächst vor Gericht.

Schiltach - Möglicherweise zwei Jahre lang hat die Bahn zwei Schrankenwärter in Schiltach postiert: Am Bahnübergang bei der Firma Trautwein.

Im Zuge des Umbaus der Bahnübergänge im Kinzigtal wurden die bisherigen Vollschranken durch Halbschranken ersetzt, um eine schnellere Zugfolge und eine höhere Sicherheit zu erreichen. Allerdings konnten in Schiltach nur drei der vier Bahnübergänge umgebaut werden: Beim vierten neben der Firma Trautwein hatte die Stadt ihr Einvernehmen versagt. Zu groß war der Stadt nach Einschätzung eines beauftragten Gutachters die Gefahr, dass ein Lastwagen, der in den Geroltzhäuser Weg abbiegt, am Bahnübergang aufsitzt. Denn nach derzeitigen Planungen der Bahn wird der Straßenbereich nach der Schrankenanlage noch steiler als bisher, so Bürgermeister Thomas Haas.

Die Stadt muss sich zwar beim Umbau insgesamt nur mit einem Sechstel der Kosten, also rund 130.000 Euro, beteiligen, da sie die Hälfte ihrer Kosten vom Land zurückbekommt, nach dem Bau des Übergangs sei sie aber rechtlich in der Pflicht, sagt Schiltachs Hauptamtsleiter Michael Grumbach. Und dies bedeute, dass es bei einem Unfall an dieser Stelle ein städtisches Haftungsproblem gebe, ergänzt Haas. Sie wollen kein ähnliches Problem wie jüngst an einem Bahnübergang im Neckartal, wo ein Triebwagen gegen einen aufgesessenen Tieflader prallte. Eine Tonnagebeschränkung wäre nämlich in Schiltach kaum zu machen, da sonst das ganze Wohngebiet beispielsweise von der Müllabfuhr abgehängt sei, so Haas.

Das Eisenbahnbundesamt indes sieht bei seiner Planung keine Probleme, da alle Richtlinien eingehalten sind und verweist die Stadt darauf, dass diese aus diesem Grund auch ihr Einverständnis erteilen müsse. Da sich bislang Bahn und Stadt nicht einig wurden, geht die ganze Geschichte vors Gericht – und zwar gleich vor den Verwaltungsgerichtshof, darunter gebe es eben nichts wenn es dann heiße "Bundesrepublik Deutschland gegen die Stadt Schiltach", so Haas.

Bevor der Rechtsstreit nicht in irgendeiner Weise entschieden ist, läuft nichts mit dem Umbau. Und so lange auch werden zwei Mitarbeiter eines Sicherungsunternehmens, das für die Bahn arbeitet täglich rund zweimal pro Stunde mit rot-weißem Absperrband den Bahnübergang schließen, um ihn nach der Durchfahrt des Zugs wieder zu öffnen. So ist zudem jedes Mal nach Schließen der Behelfsschranke ein Anruf des Sicherungspostens bei der Leitstelle in Freudenstadt erforderlich – von dort aus wird zusätzlich per Videoüberwachung ein Blick auf den Übergang geworfen – bevor der Zug passieren kann.

Da bereits frühmorgens der erste Zug kommt und abends der letzte, kann dies auch nicht von einem Mitarbeiter allein übernommen werden. So hat sich einer der Beiden schon einmal einen Wohnwagen auf den Schiltacher Campingplatz gestellt, der wohl noch einige Zeit dort stehen dürfte – von bis zu zwei Jahren wurde zuletzt gemunkelt.

Warum trotz der Tatsache, dass es seitens der Stadt noch kein Einverständnis gab, jetzt schon beim Trautwein-Bahnübergang die Schranken abgebaut wurden, erschließt sich weder Thomas Haas noch Michael Grumbach.