Mehr als 100 Jahre gibt es die feierliche Fronleichnamsprozession in Schenkenzell / Blühende Altäre

Von Willy Schoch Schenkenzell. Brauchtum und Frömmigkeit wird seit über 100 Jahren im Schwarzwald gelebt. Eines der absoluten Hochfeste im Kirchenjahr ist wohl das Fronleichnamsfest mit seiner Prozession durch das Dorf Schenkenzell.Am Donnerstag ist Fronleichnam. Ein katholisches Fest, das Jahr für Jahr feierlich begangen wird. Der Termin liegt genau fest, und zwar am 60. Tage nach Ostersonntag. Es ist der "Herrgottstag".

Was war dies Mitte des vorigen Jahrhunderts noch für eine Tradition. An diesem Tag wurde die Frömmigkeit auch demonstrativ in der Öffentlichkeit gezeigt, vor allem bei der Prozession. Alles im Dorf war auf den Beinen. Die Häuser entlang des Prozessionsweges waren mit Reisigbüscheln mit Fähnchen, Girlanden und Fahnen geschmückt. Die Straßen zeigten mit aufgestellten Haselzweigen ein farbenprächtiges Bild. Auch kunstvolle Blumenteppiche wurden gelegt. Mit sehr viel Aufwand wurden Altäre aufgestellt und mit Blumen geschmückt.

Alle hofften schon Tage zuvor auf gutes Wetter. Frauen und Mädchen pflückten Blumen auf den Wiesen. Nachbarn schenkten aus ihren Gärten Schnittblumen für die Altäre. Birken und Haselhecken wurden von den Bauern gestellt.

Dann kam der Herrgottstag. Ab vier Uhr war es mit der Ruhe vorbei. Von da ab war "Musik" im Dorf. Das Fronleichnamsfest war einfach etwas Besonderes. Es war ein Zusammenhalt innerhalb der Nachbarschaft zu spüren.

Um sechs Uhr läuteten die Kirchenglocken den Tag ein. Von den Hängen hallten Böllerschüsse. Dann war auch für den letzten Dorfbewohner die Nacht vorbei. Vier Altäre waren aufgebaut. Es folgte dann der Altar beim Gasthaus "Sonne". Der nächste Altar war im "Süßen Winkel" beim Wetterkreuz Schorn. Den Abschluss bildete der Altar bei der Dorfmühle.

Sehr viel Arbeit machte auch das Ausschmücken des Prozessionswegs mit Haselhecken. Mit Eisen wurden Löcher für das Einbringen der Haselhecken in die schotterbedeckten Straßenränder geschlagen. Um 9 Uhr begann in der festlich geschmückten Pfarrkirche St. Ulrich der Festgottesdienst. Während des Hochamtes hatte Pfarrer Siegel bei kritischem Wetter immer Blickkontakt mit seinem Mesner August Kilgus. Ihm vertraute der Geistliche. Das feierliche Hochamt endete mit einem Eröffnungsgebet zur Prozession. An den Altären wurde nochmals letzte Hand angelegt.

Am Kirchrain stellten sich die Prozessionsteilnehmer auf. Voraus ging der Musikverein. Es folgten Kinder, die Blumen streuten. Dann die Erstkommunikanten, die Jungfrauen, die örtlichen Vereine, Kirchenchor, Ministranten, Pfarrer Siegel mit Monstranz unter dem "Himmel", der Stiftungsrat, Bürgermeister und Gemeinderat, und zum Schluss die verheirateten Männer und Frauen. Den Prozessionsweg säumten viele Feriengäste.

Imposant die Fürstenberger Tracht der Bäuerinnen und Bauern. Die Jungfrauen trugen abwechselnd die Marien-Statue, die Jungmänner die Statue der Kirchenpatrons St. Ulrich und die Frauen die Statue der schmerzhaften Madonna. Vor jedem Altar wurde gesungen und gebetet, der Musikverein führte festliche Choräle auf.

Nach dem Segen in der Kirche ging es mit musikalischen Klängen des Musikvereins von der Kirche geschlossen zurück an das Rathaus. Während die Männer die Wirtschaft aufsuchten, machten sich die Frauen schnell auf den Heimweg zum Kochen. Am Abend wurde abgebaut und ein arbeitsreicher Tag ging zu Ende. So war es vor rund 60 Jahren. Bis heute hat sich viel geändert. Noch werden zwei Altäre aufgebaut. Wie viele werden es wohl noch in zehn Jahren oder später sein?

Weitere Informationen: In der katholischen Pfarrgemeinde Schenkenzell ist am Donnerstag, 19. Juni, um 9 Uhr Hochamt in der Kirche St. Ulrich mit anschließender Prozession.