Harte Tour: Hartmut Brückner und Klaus Groß auf den Spuren der alten Flößer. Foto: Brückner Foto: Schwarzwälder-Bote

Hartmut Brückner auf den Spuren von Adolf Christoph Trautwein / 15-Stunden-Wanderung fast ohne Pausen

Schiltach. Geschichtskundlicher Selbstversuch, Teil zwei: Hartmut Brückner, Vize-Obmann des Schiltacher Flößervereins, war wieder unterwegs auf den Spuren von Adolf Christoph Trautwein. Erneut lief er den langen Weg der Flößer von der Wutach nach Hause, diesmal nachts.

Im 19. Jahrhundert waren einige Schiltacher an der Wutach tätig. Die Strecke mussten sie immer zu Fuß marschieren. Brückner legte den Weg voriges Jahr im Selbstversuch zurück. Aber in den Chroniken gibt es auch noch eine Geschichte von einem "Nachtlauf", die ihn beschäftigte. Dazu heißt es in der Lebensbeschreibung von Trautwein: "Wir hielten uns ein paar Tage auf, und dann ging es wieder nach Hause, und da damals eine Hochzeit in Schiltach in unserer Familie war, so gingen wir am Tage vor der Hochzeit nachmittags noch in Grimmelshofen fort, in der Absicht, die Nacht durchzulaufen." Ein halbes Dutzend Flößer traten die Nachtreise von Riedböhringen an, sie kamen "zur rechten Zeit" an, um "den Hochzeitskirchgang mitzumachen".

Aufgrund der Beschreibung ging Brückner an die Planung, musste aber feststellen, dass es 73 Kilometer Entfernung waren. Ist es überhaupt möglich, so eine Strecke am Stück zu gehen, und das nachts? Klaus Groß aus Schenkenzell begleitete ihn auf dieser Tour.

Kurz vor 17 Uhr starteten die beiden Wanderer in Grimmelshofen. Als Proviant hatten sie je zwei Schinkenbrote, drei Bananen, vier Müsliriegel einen Liter Wasser dabei. Sie waren beeindruckt von den Eindrücken und Erlebnissen: Wirtschaftswege vorbei an Wiesen und Feldern, das Schnaufen der "Sauschwänzlebahn", steile Anstiege, teils rücksichtslose Autofahrer, wunderbare Panoramablicke, Begegnungen mit Wildtieren wie einem Dachs, hilfsbereite wie ungläubige Menschen und nachtschlafende Städte. Um 1.30 Uhr erreichten die das Obere Tor in Villingen. Hier machten sie die erste Pause von zehn Minuten.

Klaus Groß hatte große offene Blasen an den Fußsohlen. Er brach ab und ließ sich abholen. Bruckner ging weiter. Er gönnte sich nur noch zwei weitere Pausen von je drei Minuten in Mönchweiler und Königsfeld, die Worte seines Vaters im Ohr: "Lange Pause, müde Pferde." Beim Klärwerk Schramberg, der neue Tag brach an, nahm Bruckner sein Taschenmesser und richtete sich zwei Haselnuss-Stöcke. "Das war tatsächlich eine Entlastung", beschreibt er. Die Turmuhr der evangelischen Stadtkirchturm zeigte 8.05 Uhr, als er in Schiltach ankam – nach einem Marsch über 15 Stunden. Erkenntnis: "Entscheidend war, dass ich wenige und nur kurze Pausen gemacht habe." Bedenken, der Schlaf könne ihn übermannen, seien unbegründet gewesen: "Ich war die ganze Zeit hellwach." Das Einzige, das ihn plagte, seien Blasen an den kleinen Zehen gewesen. Aber es sei besser gegangen als gedacht. Der Respekt vor den Vorfahren sei trotzdem gewachsen: "1834 hatten sie keine Schuhe mit gedämpften Sohlen, Funktionskleidung und Taschenlampen."