Der Lehrer als Klassenfeind – mittlerweile ist Marc Hofmann bei Folge 2 angekommen. Foto: Schmidtke Foto: Schwarzwälder-Bote

Kabarett: Marc Hofmann erzählt im Treffpunkt gar nicht so viel Unglaubbares vom Lehrer- und Schulalltag

Schiltach (ks). Die Kollegen kondolieren Marc Hofmann schon mal, wenn er eine neue Klasse übernimmt – verriet der Lehrer und Kabarettist im Schiltacher Treffpunkt.

Schulbank drücken ist schwer, Lehrer sein noch mehr – hat man zumindest den Eindruck. Amüsant und witzig plauderte der Pädagoge über seinen Alltag. Überspitzte gekonnt den alltäglichen Wahnsinn hinter Klassentüren und in Lehrerzimmern.

Hofmann spielte zu Anfang ein kleines Lied auf der Gitarre, belustigte sich dann über die Diskussion um einen späteren Schulbeginn, der nur den Lehrern den Nachmittag versauen soll und parodierte Elterntaxis vor den Haupteingängen. "Auf den Fahrersitzen hocken viel zu kleine Mütter für die großen Geländewagen in der gefährlichen Stadt voller Leoparden", überzog Hofmann neckisch.

Auch die Namen der Kinder verleiteten zu Komik. Eine Herausforderung seien auch die Hightech-Lichtanlagen, die sicher an die Jalousien gekoppelt sind. Oder orientieren sie sich am Luftdruck? Man weiß es nicht genau. Bewegt sich niemand in der Klasse, geht das Licht aus und Orientierungslosigkeit bricht aus.

Eine kleine Pause unterbrach die Vorstellung. Diese nutzte das Publikum eifrig, um die Ausstellung im Treffpunkt zu erkunden. Ehrenamtliche bewirteten, sie kümmern sich auch mit viel Leidenschaft um die Auswahl der kulturellen Gigs im Treffpunkt.

Dann endete der Schulwahnsinn nach dem letzten Bimmeln, und die Putzkolonne rückt aus. Welche Sprache spricht die überhaupt? Gewischt wird zwischen Turnbeuteln, Vesperdosen und Arbeitsblättern.

Dafür stehen Eistee und Knabberzeug für den Elternabend bereit – die Stimmung dort ist von der ersten Minute an explosiv. Gefüllt ist der Raum dann mit Jack-Wolfskin-Eltern und den Rechtsanwalts-Eltern, wobei sich die Handwerker-Eltern mehr für die Fensterdichtung interessieren. Dann der Supergau: der Elternvertreter, Herr Schmelzer (Mann der Kollegin Schmelzer-Schmelzer), möchte für den Posten nicht mehr antreten. Die Eltern verwandeln sich in ihre Kinder. Hofmann blickt in die gleichen Gesichtszüge. Fingernägel werden gekaut, innere Emigration findet statt. "Dann geht das Licht aus, denn der Raum denkt, er sei leer", lässt der Lehrer los und sein Publikum, rund 70 Leute, lacht nahezu Tränen.

Doch beim Elternabend scharren schon die Kollegen mit den Hufen, um sich vorzustellen. Kollege Grünmeier ist die Klasse gänzlich egal. Eine Referendarin mit Schwerpunkt Französisch stimmt einen Kanon an und erläutert den Bildungsplan – bis die Kritiker kommen und sie ihr Gesicht verliert, das sie jahrelang nicht mehr findet. Der Lateinlehrer schimpft dafür über die nicht vorhandene Arbeitsmoral des Sauhaufens. Einige Kinder seien Mobbingopfer, beklagt eine Mutter in Filzkleidung, die gleich noch die schädliche Strahlung durch das W-LAN anspricht. Und wie funktioniert die Klassenfahrt trotz Laktoseintoleranz? Immerhin sei seine neunte Klasse die erste neunte Klasse der Menschheit, in der kein Alkohol ins Schullandheim geschmuggelt werde, versichert Hofmann und nickt. "Na, eine Woche Urlaub gehabt?", wird er von Freunden, wieder zu Hause, gefragt.

Die Unfähigkeit der Schule wird von der Pisa-Studie belegt. Es folgt nach dem Ergebnis das Hühnerstallsyndrom: Alle flattern eine Weile herum und setzen sich dann wieder auf ihre Stangen und machen weiter. "Dabei stinkt der Fisch vom Kopf her?", gibt der Pädagoge zu bedenken.

Hofmann schlägt sein Buch "Klassenfeind 2" auf, von erstellten Postern, Penis-Kritzeleien an der Tafel, vergessenen Hausaufgaben. "How now?", fragt darin ein Pennäler. Die Inklusion in der Klasse bestehe aus ADHS’lern, Hochbegabten, Lowperformern (Nixblickern), den Empathielosen, einer hat ein Downsyndrom, – und den Vulkanmalern, während Sergej aus dem ersten Stock zum Fenster hinaus auf einen Baum klettert.

Zum Glück gibt es drei renommierte Nachhilfeeinrichtungen. "Es sind Spinner (die Schüler) und sie gehen auf die Nerven. Aber ich mag sie trotzdem. Jahre später trifft man sie dann in der Stadt wieder und erfährt, sie studieren BWL", schloss Hofmann wieder den Frieden. Nur ein E-Schüler, der sitze heute im Weißen Haus.