Dekan Frank Wellhöner verabschiedete die Pfarrersfamilie im Gottesdienst. Fotos: Schmidtke Foto: Schwarzwälder-Bote

Evangelische Kirchengemeinde: Dank an Pfarrer Christoph Glimpel für acht engagierte Jahre

Von Karin Schmidtke

"Ich bin verliebt. Ich bin verliebt in die Theologie", soll Pfarrer Christoph Glimpel in seiner ersten Predigt in Schiltach verkündet haben. An diese Worte erinnerte sich Dekan Frank Wellhöner noch genau.

Schiltach. Nach acht Jahren wurde Glimpel jetzt von seiner Gemeinde verabschiedet. Eine volle Kirche sieht man in der Schiltacher Stadtkirche sonst nur an hohen Feiertagen. Der Abschied der sympathischen Pfarrfamilie Glimpel füllte ebenfalls die Stühle bis in die hintersten Reihen. Damit beweist sich die Beliebtheit des Pfarrers, den die Gemeinde mit Wehmut und guten Wünschen ziehen ließ.

Vor acht Jahren arbeiteten die evangelischen Kirchengemeinden Schiltach und Schenkenzell noch autark. Unter Glimpel wurden nicht nur sie vereinigt. Auch die Ökumene wurde mit großen Schritten verstärkt. In manchen Gottesdiensten spielte Glimpel selbst Orgel.

Hinter dem starken Theologen steht eine ebenso tatkräftige und stets optimistische Frau Josephine. Mitsamt den Kindern waren die Glimpels eine Bereicherung für Schiltach: Verknüpft waren sie in verschiedenen Gemeinschaften. Die Kinder wurden hier geboren.

"Als profilierter Theologe hat Christoph Glimpel stets den richtigen Ton für die Menschen gefunden", zog Dekan Frank Wellhöner sein Resümee. Seine Predigten gaben Denkanstöße. Besonders in jüngsten Zeit, in der Emotionen leicht aufkochen. Die Menschen hatte er seelsorgerlich begleitet. Als Stellvertreter des Dekans habe sich Glimpel stets für eine lebendige Kirche im ländlichen Raum eingesetzt. "Es ist ein Tag des Augenreibens. Die Situation kommt mir unwirklich vor. Alles ist so vertraut. Aber heute muss ich wirklich Adieu sagen", gestand Glimpel von der Kanzel herunter. Mit Verblüffung hatte er im Treppenaufgang sein Portrait neben seinen Vorgängern gefunden. "Das wirkt fast wie die eigene Todesanzeige", schmunzelte der Pfarrer und rieb sich die Augen.

Als Predigttext hatte er Jakobs Himmelleiter gewählt. Darin verknüpfte er auch die Flüchtlingswelle. Gott habe etwas vor mit diesem Land. Das schmucke Städtchen Schiltach verlässt er mit Melancholie. Sein Nachfolger dürfe sich freuen. Allerdings bleibt die Pfarrstelle vorerst vakant. "Pfarrer sein ist kein Job. Das ist eine Lebensaufgabe. Man braucht eine Familie die hinter einem steht. In Schiltach mussten wir uns nie für unser Christsein rechtfertigen", sagte Glimpel. Herausforderungen gelte es zu schultern. Gott bleibe dabei realer als alle Träume. Neulich habe er zufällig ein Telefonat seiner Frau belauscht (worauf Glimpel einen Lacher aus der Gemeinde erntete). Die Menschen in Schiltach seien so freundlich. Schaue jemand nicht nett, stehe es gleich im Blättle, verpetzte Glimpel seine Gattin.

Unter der Leitung von Heiko Petersen hatte für Mitglieder aus Posaunenchören eine Bläserwoche stattgefunden. Höhepunkt der Musiker war der Abschiedsgottesdienst, den sie klangvoll umrahmten und am Ende Applaus erhielten. Im Oktober tritt Glimpel seine neue Stelle als Dekan und seine Aufgabe in Göbrichen an.

Mit zahlreichen Grußworten wurde anschließend Familie Glimpel verabschiedet.

Ursula Buzzi, Vorsitzende des Kirchengemeinderats, dankte für die vertrauensvolle Gemeinschaft und sein wertvolles Wirken an vielen Stellen. Viele Spuren hinterlasse er. Der Taufstein etwa wurde unter seiner Regie bewusst in die Mitte der Kirche versetzt.

Diakonin Susanne Bühler überreichte eine Wanduhr, gearbeitet von einem Schiltacher Künstler und aus dem Holz eines Apfelbaums der in der Flößerstadt wuchs.

Für Schenkenzell und Schiltach sprach Bürgermeister Thomas Haas, da sein Kollege Thomas Schenk im Urlaub ist. "Jetzt werden Sie als Dekan mit einer höheren Aufgabe betreut. Aber das ist sicher nicht ihr letzter Schritt auf der Karriereleiter", prophezeite Haas. Er habe die Gespräche mit Glimpel geschätzt, der den Volkstrauertag anfangs kritisch gesehen habe. An einem Nachmittag im Altenheim las der Bürgermeister aus der Bibel vor. Glimpel hatte ein Kinderbuch dabei, erinnerte sich Haas schmunzelnd. Die Öffnungszeiten des Kindergartens wurden während Glimpels Wirkungszeit erweitert. Konstruktiv sei die Zusammenarbeit gewesen.

Ein Nachbar der Kirche sei die Grundschule unter Klaus Langenbacher gewesen, so der Rektor. Nun sei der Pfarrer ausgezogen. Die Schule auch. In der Stadtmitte hatte sich ein regelrechter Campus zwischen Grundschule, Martin-Luther-Haus und Kirche entwickelt. Nicht nur als Kollege schätzte Langenbacher Christoph Glimpel, sondern bewunderte auch dessen Leidenschaft für den Lauftreff. Um stets "eine gute Figur zu machen" überreichte der Rektor ein Laufshirt.

Der katholische Diakon Oswald Armbruster dankte für die freien Worte in den ökumenischen Gottesdiensten, die auf ihn anfangs ungewohnt gewirkt hätten. Ein roter Faden sei im feinen Netz der Ökumene entstanden, geprägt von Wertschätzung und Freundschaft. Unter Armbrusters Geschenken befand sich auch ein Glas Honig – von Bienen die ebenfalls Grenzen überfliegen.

Elisabeth Bühler, die katholische Kirchengemeinderatsvorsitzende, hatte erst vorige Woche Pfarrer Bernd Müller verabschiedet. "Wir Katholiken beneiden euch Protestanten um Josephine, eure Pfarrersfrau", gestand Bühler. Eine Collage der katholischen Einrichtungen, eine Nummer kleiner als das Bild für Pfarrer Müller, überreichte sie dankend.

Evelin Tischler, Leiterin des Kindergartens dessen Schirmherr Glimpel war, dankte Glimpel als Ansprechpartner mit stets offenem Herzen. Die Meinung sei nicht immer dieselbe gewesen, aber es habe sich immer ein Konsens finden lassen.

Mitgewirkt hatten die Glimpels auch im Förderverein der evangelischen Kirche, wofür Marianne Erhardt dankte.

Im Anschluss an den Abschiedsgottesdienst gab es Gelegenheit zum Plausch. Eine lange Menschenschlange hatte sich derweil gebildet, um die Glimpels mit Handschlag zu verabschieden.