Weihbischof Michael Gerber und Pfarrer Adam Borek (links daneben) erinnerten im dem Festgottesdienst an die Klostergründerin Luitgard, die im Jahr 1347 starb. Foto: Herzog Foto: Schwarzwälder-Bote

Luitgardfest: Wetterbedingt erste Absage seit 20 Jahren / Pilger und Wallfahrer warten

Die Prozession zum Luitgardfest in Wittichen fiel am vergangenen Sonntag dem regnerischen Wetter zum Opfer. Letztmals war dies vor mehr als 20 Jahren der Fall gewesen.

Schenkenzell. Vergeblich warteten am Sonntagnachmittag die Musiker des Musikvereins Schenkenzell in Fürstenbergtracht auf ihren Einsatz. Sie sollten mit den Fahnenträgern die feierliche Prozession ins Witticher Tal anführen.

Auch einige Aktive der Feuerwehrabteilung Kaltbrunn, die während des rund halbstündigen Pilgermarsches von der Kirche bis zur ehemaligen Bäckerei Springmann und zurück den Verkehr regeln sollten, blickten immer wieder ungläubig auf die Uhr. Weil die Andacht in der Klosterkirche wider Erwarten lange dauerte, erkundigte sich ein Mitglied der Feuerwehr und kam mit der überraschenden Nachricht zurück, dass die Prozession in diesem Jahr ausfalle. Dabei regnete es zu dieser Zeit kaum noch.

Wie schon am Vormittag beim Festgottesdienst, in dem Weihbischof Michael Gerber die Predigt hielt, war die Kirche auch bei der Wallfahrtsandacht mit Prediger Adam Borek gut besucht.

Für Schmunzeln sorgte der erst seit wenigen Wochen ins Amt eingeführte neue Pfarrer, als er kurz vor Gottesdienstende sagte: "Bitte alle nicht gleich nach Hause gehen, sondern in den Klostersaal. Da warten Kaffee und Kuchen auf uns, die die Frauen so schön hergerichtet haben. Der Bischof bleibt auch noch." Borek dankte auch den Köchinnen für das gute Mittagessen, sowie dem Cäcilienchor Wittichen, dem Gesangverein Frohsinn Kaltbrunn, der Instrumentalgruppe "Arche" und Organist Andreas Hauer, die für die musikalische Umrahmung gesorgt hatten.

Das Luitgardfest wird zu Ehren des Todestages der einstigen Klostergründerin und Beginenschwester Luitgard von Wittichen immer am zweiten Sonntag im Oktober gefeiert.

Wie in Überlieferungen berichtet wird, sei die selige Luitgard mit ihrer Idee, ein Kloster zu gründen, zunächst von vielen belächelt und für verrückt erklärt worden. In einem Tal der Abgeschiedenheit hatte sie es fertig gebracht, Menschen mit ihrer Liebe und Fürsorge von ihrer Vision zu überzeugen. Luitgard habe die Not erkannt, dass Menschen außer Wasser und Brot noch etwas anderes zum Leben bräuchten, heißt es.

Das Kloster gibt es heute noch und wird seit Jahrhunderten von zahlreichen Gläubigen, Pilgern und Wallfahrern besucht, um im Gebet Kraft und Trost zu erbitten.

Die Historie des Kloster Wittichen geht bis ins Jahr 1324 zurück, als die Beginenschwester Luitgard mit mehreren Schwestern eine Klause gründete, die wenig später als Kloster anerkannt wurde. Als Äbtissin stand sie dem Kloster 25 Jahre vor und verstarb am 16. Oktober 1347. Durch die Säkularisierung wurde das Kloster 1803 aufgelöst und kam in den Besitz der fürstenbergischen Standesherrschaft. Heute gehört das Kloster der Kirchengemeinde Wittichen und gilt als sakrales Kleinod im Oberen Kinzigtal.