Haben aus dem Schenkenzeller Waldhäusle wieder ein Schmuckstück gemacht: Anette und Siegbert Armbruster. Fotos: Schmidtke Foto: Schwarzwälder-Bote

Waldhäusle in Schenkenzell steht nach umfassender Renovierung vor Neueröffnung / Hock am 1. Mai

Von Karin Schmidtke

Schenkenzell. Anette und Siegbert Armbruster haben das Waldhäusle in Schenkenzell gekauft und gründlich renoviert. Über 3000 Arbeitsstunden und 60 000 Euro investierte die Familie in die Sanierung des urigen Schmuckstück hinein – und verarbeitete nicht nur zig Liter neue Farbe.

"Manchmal war der Aufwand vom Richten größer, als wenn man die Teile ersetzt hätte. Aber der urige Charakter im Waldhäusle sollte erhalten bleiben", erklärte Siegbert Armbruster, während die Sonne den schlichten Gartentisch und den Vorplatz wärmte. "Es ist lustig. Jemand kommt ans Haus und erzählt eine alte Geschichte davon. Dann kommt der nächste daher und erinnert sich an etwas völlig anderes", schmunzelt Ehefrau Anette.

Das Vorhaben des Maurermeisters und der Verkäuferin, das Waldhäusle anzupacken, hatte in der Familie anfangs für wenig Begeisterung gesorgt. Am Ende klotzten doch alle mit an und freuen sich. Ganz früher sei ein Stück weiter unten ein Bauernhof namens Waldhaus gestanden, daher rühre der Name. Die Baupläne blieben bisher unauffindbar. Die Verwaltung des Hauses sei in Radolfzell gewesen, die Unterlagen könnten in Karlsruhe liegen, vermuten die neuen Eigentümer.

Im Internet fand Anette Armbruster durch Zufall die zum Bestand passenden Gartenmöbel. Die Natursandsteinmauer beim Sitzplatz gefiel dem Maurermeister bereits als Kind. Völlig überwuchert war das Schmuckstück, jetzt liegt es frei und ziert den Platz. Das Wasser kommt vom Dürrhof um die Ecke in die eigene Brunnenstube. Das Waldhäusle selbst ist an den Abwasserkanalisation angeschlossen.

Trotz einer Operation am Bein und auf Krücken strich Siegbert Armbruster die Hauswand außen und legte Pausen ein, wenn der Körper streikte. Wände wurden gedämmt, Putz wurde ausgebessert und die Holzverkleidung außen erneuert. Fenster wurden teils ausgetauscht und die Läden in grün und braun frisch gestrichen. "Ständig waren wir Kunde im Baumarkt", schmunzelt Anette Armbruster. Aber auch das komplette Dach wurde in Eigenarbeit gedeckt und gedämmt – und vor allem dringt nirgends mehr Regenwasser ein. "Selbst einige Dachsparren haben wir erneuert", verriet Siegbert Armbruster, der unfreiwillig zum Hobby-Zimmermann mutierte.

Schmuddelig waren die Toiletten und Waschräume. Schimmel und rostige Fenster gaben den Rest dazu. "Waren in den Fenstern überhaupt noch Scheiben drin?", versuchte sich Anette Armbruster zu erinnern. Sie schnappte nicht nur Putzlappen und Eimer, sondern auch Schleifpapier, Walze, Pinsel und Farbe. Die alten gelben Fliesen wurden mit speziellem Fliesenlack weiß gestrichen, was am Ende überraschend genial wirkte. Die Türen bekamen neue Anstriche, die Wände leuchten jetzt in frischen und freundlichen Farben.

Wochenlang schliffen Schwiegervater und Sohn Stefan, ein gelernter Schreiner, die rustikalen Dielenholzböden ab, ehe sie mehrmals neu versiegelt wurden. Einmal gründlich geputzt wurden die Holzdecken heller und wirken plötzlich höher, schmunzeln die Häuslesumbauer. Die braunen Lampenschirme entpuppten sich nach einer Intensivkur mit dem Putzlappen als cremefarben. Die Vorhänge wurden gründlich durchgewaschen, die Gardinen neu gekauft. Die Lampen in den Gängen bekamen Bewegungsmelder.

In der Gaststube wärmt der Kaminofen den Raum, auch die Ölzentralheizung war noch in Ordnung. Die Küche wurde mehr als geschrubbt. Geschirr gibt es für mindestens 100 Personen. Die Zimmer geben Platz für 37 Betten. In diese kamen aber zuerst neue Matratzen sowie Bettdecken und Kissen – und zwar zur Überraschung des Zustellers auf dem Postweg. Frisch duftet die Bettwäsche, die von der Hausherrin für jedes Zimmer individuell ausgewählt wurde.

Für den 1. Mai ist ein "Maihock" am Waldhäusle geplant. Ab 10 Uhr finden dann Wanderer Bewirtung. Die offizielle Eröffnung wird aber am 16 und 17. Mai sein. Dann können die Räume auch erkundet werden. Einmal pro Monat möchten die Armbrusters das Haus für Kaffee und Vesper öffnen. Buchungen für das Waldhäusle gab es bereits. Unter anderem kommen im Sommer die "Happy German Bagpipers" aus dem hohen Norden und werden am 31. Juli am Waldhäusle ein Konzert geben.

Weitere Informationen: www.waldhaeusle-schenkenzell.de

Das Waldhäusle in Schenkenzell wurde vermutlich in den 50er-Jahren gebaut. Zuletzt hatte es den Naturfreunden gehört. Das Gebäude verfügt über 200 Quadratmeter Fläche. 1965 wurde das Haus durch einen Anbau praktisch verdoppelt, Küche und Bäder entstanden. Von einem weiteren Ausbau im oberen Stockwerk weiß man aus dem Jahr 1983, denn damals kam ein Fluchtweg hinzu. Der Vorplatz wurde jetzt neu gepflastert, die Grillstelle samt den Bänken erneuert, Wege verbreitert.