Gemeinderat: Gebühren steigen ab 2018 um 25 Prozent / Kubikmeter kostet künftig vier Euro

Manchem Bürger dürfte das Frühstücksbrötchen im Halse stecken bleiben: Zum 1. Januar steigen die Gebühren für das Schmutzwasser um satte 25 Prozent. Grund dafür sind hohe Investitionen in die Kläranlage.

Schenkenzell. Gerne hätten die Gemeinderäte in ihrer Sitzung eine andere Lösung vorgeschlagen. Angesichts der von Bürgermeister Thomas Schenk dargestellten Situation, die einem Fass ohne Boden glich, blieb ihnen jedoch keine andere Wahl. Einstimmig beschlossen sie eine Anhebung um 80 Cent auf vier Euro pro Kubikmeter. Letztmals wurden die Schmutzwassergebühren 2015 erhöht.

Die Gebühr für das Niederschlagswasser bleibt unverändert bei sieben Cent je Quadratmeter versiegelter Fläche. Wie Schenk erläuterte, sei die von der Gemeinde zu zahlende Betriebskostenumlage für den Abwasserzweckverband Oberes Kinzigtal aufgrund erheblicher Sanierungsmaßnahmen in den vergangenen fünf Jahren von rund zwei Millionen Euro deutlich gestiegen. Habe die Umlage 2012 noch bei 162 000 Euro gelegen, seien es 2016 bereits 194 000 Euro gewesen. Und für das Haushaltsjahr 2018 müsse mit einem Betrag von 235 000 Euro gerechnet werden, da die Sanierung des Kanalsammlers anstehe.

Durch die hohen Investitionen stiegen auch die Abschreibungen. Hinzu kämen die Finanzierungskosten in Form von Zinsen und Tilgung. Auch in den Folgejahren werde die Umlage steigen, da sich die laufenden Kosten für den Betrieb ebenfalls verteuerten, blickte Schenk skeptisch voraus.

Bei der Abwasserbeseitigung handle es sich um einen Betrieb, der kostendeckend geführt werden müsse. Eine hundertprozentige Deckung sei jedoch bislang selten erreicht worden, im Durchschnitt habe es eine Unterdeckung von 43 Cent pro Kubikmeter gegeben. Werde diese noch größer, drohe der Gemeinde die Kürzung von Fördermitteln des Landes beispielsweise bei Straßenbaumaßnahmen, gab der Rathauschef zu bedenken. Ohne Gebührenerhöhung entstünde für 2018 ein Defizit von circa 70 000 Euro. Bei der Neukalkulation sei eine Gebührenobergrenze von 4,20 Euro je Kubikmeter errechnet worden.

Ein nicht unerheblicher Teil des Abwasseranfalls werde von den derzeit 80 Bewohnern der Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen Hotel Sonne erzeugt. Nehme deren Anzahl wieder ab, fehlten die Einnahmen von mehreren Tausend Kubikmeter Abwasser. "Mir schmeckt das Ganze nicht, ich hätte gerne eine andere Lösung präsentiert. Es wird auf absehbare Zeit keine Entlastung geben", prophezeite Schenk und verwies auf den Gesetzgeber. Dem schwebt eine weitere Reinigungsstufe beim Abwasser vor. "Wenn die kommt, dann wird es nochmals richtig teuer", klagte er.

Rätin Brigitte Sum sprach von einer heftigen Erhöhung: "So langsam mutiert das Abwasser zum Luxusartikel." Der Gemeinde bleibe aber keine andere Möglichkeit; als zu erhöhen. Für Gemeinderat Werner Kaufmann war es die härteste Entscheidung, die er je als Gemeinderat fällen musste. Das Gremium befände sich in einem Zwang, aus dem es nicht rauskomme. Es müsse alles dafür getan werden, wieder mehr Einwohner zu bekommen. Nur so könne aus der Spirale ausgeschert werden.

Einstimmig beschloss der Rat auch die mit der Gebührenerhöhung fällige Änderung der Abwassersatzung zum 1. Januar 2018.