Schenkhaus-Team: Harald im Spring, Waltraud Reisch und Birgit Goerner in der "Albert-Schweitzer-Ecke". Foto: Fritsche Foto: Schwarzwälder-Bote

Einrichtung besteht seit einem Jahr / Dauerhafter Flohmarkt / Organisiert wie ein Museum

Von Johannes Fritsche

Schenkenzell. Als das Schenkhaus vor einem Jahr startete, taten manche das Projekt als Spinnerei ab. Heute ist es zu einer dauerhaften Einrichtung im Ortskern geworden.

"Du spinnst, entweder wirst Du in den ganzen Sachen ersticken oder die Leute raffen alles weg", bekam Harald im Spring selbst von Freunden zu hören, wenn er von seiner Idee eines Schenkhauses erzählte. Weder das eine noch das andere geschah: 750 Eintrittskarten, darunter viele Vierer- und Zehnerkarten, führten zu rund 1500 Schenkkörben in den 150 Öffnungstagen des ersten Jahres. Junge und alte Leute, reiche und arme, Ausländer und Deutsche kamen ins Schenkaus, "um erst mal nur zu gucken", wie im Spring berichtet. Die meisten gingen mit einem Schenkkorb nach Hause.

Mit einem Tag der offenen Tür mit Kuchen-Buffet und Waffelbäckerei feierte das gegenüber der katholischen Kirche St. Ulrich gelegene Schenkhaus am Samstag sein einjähriges Bestehen. "Wir wollten keinen Laden, sondern eine Art Museum, wo alles bis zur Größe eines Stuhls angenommen wird", erklärt Mitinitiator Harald im Spring. Größere Sachen werden über eine Pinnwand oder später über das Internet vermittelt, wenn die Webseite des Schenkhauses fertiggestellt ist. Ein Eintritt von drei bis sechs Euro berechtigt die Besucher, etwas von den Waren aller Art mitzunehmen

Der Anstoß kam durch eine andere Tätigkeit. Seit acht Jahren betreibt im Spring mit seiner Frau Birgit Goerner ein Antiquariat in Schiltach. Immer wieder kam es bei Haushaltsauflösungen vor, dass die Laute fragten: "Könnt Ihr nicht auch andere Sachen mitnehmen, damit sie nicht im Abfallcontainer landen?" Ein schlimme Vorstellung für Angehörige von Verstorbenen oder Senioren, die ins Altenheim umziehen, wie im Spring aus seiner früheren Tätigkeit als Altenpfleger wusste. In jeder Stadt sollte es nach seiner Überzeugung deshalb einen Ort geben, wo solche Sachen abgegeben werden können. Mit dem Schenkhaus will im Spring die Mentalität des Gebens und Nehmens an einem öffentlichen Ort fördern, das so schon Kinder geläufig wird. Seine Vision ist, dass es Schenkhäuser in zehn Jahren überall gibt. Das Schenkenzeller Schenkhaus jedenfalls hat sich etabliert. Die Einnahmen decken bislang die Ausgaben für Miete, Heizung Strom und andere Nebenkosten. Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreuen den laufenden Betrieb. "Unser Hauptproblem ist, genügend Menschen zu finden, die einen Tag im Monat mitmachen, zeitliche Verbindlichkeiten wollen heutzutage viele nicht mehr eingehen", bedauert im Spring.

Bereits jetzt gibt es im Schenkaus auch einen ansprechend gestalteten "Gemeinwohlraum" für Events verschiedenster art Art, der auch für Veranstaltungen gemietet werden kann. Noch im laufende Jahr ist ein Naturkostladen im Schenkhaus geplant, später dann auch ein "Kulturcafé". Wenn sich die Einrichtung weiter konsolidiert hat, plant Harald im Spring die nächste Erweiterung: Einen systematisch organisierten Tauschkreis, in dem jeder einbringt, was er gut kann, und der auch einen Beitrag für die Nachbarschafshilfe liefert: Obstbäume schneiden zum Beispiel gegen Hilfe am Heimcomputer.

u Das Schenkhaus ist jeden Freitag, Samstag und Sonntag von 10 bis 20 Uhr geöffnet.