Ideen der Kommunen von Schulamt und Kultusministerium abgelehnt / Kritik auch am Stadtrat Alpirsbach

Von Lothar Herzog

Schenkenzell. Die Spatzen pfiffen es bereits seit Tagen von den Dächern. Nach Schiltach hat nun auch der Schenkenzeller Rat offiziell die gemeinsame Trägerschaft der Werkrealschule mit Alpirsbach gekündigt. Ein Versuch war es allemal wert.

Und das Vorhaben hätte ein Vorzeigeprojekt mit Alleinstellungsmerkmal werden können: Ein gemeinde-, kreis-, schulamts- und regierungsübergreifender Schulverbund zwischen den Gemeinden Alpirsbach, Schiltach und Schenkenzell. Doch gerade an dieser politischen Konstellation zeigte sich die Behörden unbeweglich, wie es Bürgermeister Thomas Schenk in der Sitzung des Gemeinderats am Mittwoch vorsichtig ausdrückte. Nachdem die Hauptschulen politisch auf das Abstellgleis geführt worden seien und das Land die Gemeinschaftsschulen stark gefördert habe, sei die Einrichtung einer Werkrealschule "Oberes Kinzigtal" im Jahre 2010 der drei Kommunen ein guter Versuch gewesen, die dritte Säule in der schulischen Bildung zu erhalten. Leider hätten sich die Schülerzahlen nicht so entwickelt, wie man sich das erhofft habe.

Selbst ein Regierungswechsel werde den Trend zur Gemeinschaftsschule nicht aufhalten, da auch andere Parteien sich von den Säulen Gymnasium, Realschule und Werkrealschule verabschiedet hätten, prophezeite der Bürgermeister. Die zunächst gemeinsame Linie und Ideen der drei Kommunen mit einem Schulverbund mit allen drei Schularten seien über all die Jahre vom Schulamt in Rastatt und Kultusministerium mehrfach abgelehnt und Vorschläge der Rektoren von der jeweils anderen Seite verworfen worden, beklagte Schenk. Die Absicht, mit dem organisatorischen Zusammenschluss in Form eines Schulverbunds die Einheitlichkeit einer Schulleitung zu gewährleisten, sei allerdings vom Stadtrat Alpirsbach gekippt worden. "Warum, weiß ich nicht". Die Genehmigung, für die Schiltach und Schenkenzell eine Frist bis 30. Juni setzten, liege bis heute nicht vor.

Bis Mitte Juni sei weder eine Auskunft des Ministeriums, noch eine Aktivität von Alpirsbach zu erkennen gewesen, ob dieses Projekt Erfolgschancen besitze. Für die Werkrealschüler aus Schenkenzell ändere sich durch die Kündigung wenig. Künftig würden sie jetzt mit Realschülern und Gymnasiasten ab der fünften Klasse mit dem Bus direkt nach Alpirsbach fahren. Da der Schulbezirk "Oberes Kinzigtal" fünf Jahre verpflichtend gewesen sei, hätten die Schüler ab dem neuen Schuljahr freie Wahl. Für diese Schulentwicklung sei auch der Trend der Eltern "Kindergartenkind macht mal Abitur" verantwortlich, bedauerte Schenk. Rat Werner Kaufmann argumentierte, es sei müßig, wenn man von den Behörden immer wieder blockiert werde. Diese hätten von Anfang an eine Ablehnung verbreitet. Das Ratsgremium habe stets die Meinung vertreten, das Vorhaben lohne sich. Aus dem Schiltacher wie Schenkenzeller Rat sei klar und deutlich hervorgegangen, dass man den Schulverbund wolle. Die Entscheidung von Alpirsbach müsse akzeptiert werden, aber eben mit der logischen Konsequenz. Sowohl die drei politischen Besuche in Rastatt und Stuttgart als auch die Workshops seien alle für die Katz gewesen. Aus seiner Sicht bleibe keine andere Wahl, als den Vertrag aufzukündigen. Das Scheitern habe aber nichts mit den Lehrkräften zu tun, diese hätten einen tollen Job gemacht, hob Kaufmann hervor.

Ratskollegin Brigitte Sum spekulierte, die Werkrealschule sei ein Versuch gewesen, die angestaubte Hauptschule zu retten. Mehr aber auch nicht. Sie könne in keiner Weise nachvollziehen, dass sich der Alpirsbacher Gemeinderat derart über die Entscheidungen von Schiltach und Schenkenzell wundere. Es sei doch in der Klosterstadt ständig "rumgeeiert" worden. Andererseits komme in der Schullandschaft dauernd etwas Neues. Nie gebe es Ruhe. Das sei schlecht für Schüler, Eltern und Lehrer, beklagte sie, die ihre Hoffnung auf mehr Beständigkeit in die Landtagswahl im nächsten Jahr setzt. Der Beschluss zur Kündigung der Kooperation fiel einstimmig.