Kostenexplosion beim Bau des neuen Fußwegs zum Hotel Waldblick

Von Lothar Herzog

Schenkenzell. Über 50 000 Euro mehr soll die Erneuerung des Fußwegs beim Hotel Waldblick bis zum Kindergarten in Schenkenzell kosten. An dieser 150-prozentigen Kostensteigerung innerhalb von sechs Jahren hat Bürgermeister Thomas Schenk kräftig zu knabbern.

Zwischen Kostenvoranschlag und Kostenberechnung eines Bauvorhabens können große Unterschiede liegen. Vor allem, wenn sie sich über einen längeren Zeitraum erstrecken. Im Jahre 2009 stellte die Kommune 40 000 Euro für die Erneuerung des Verbindungswegs von der Schulstraße beim Hotelrestaurant "Waldblick" bis zum Kindergarten im Äckerhofweg im Haushalt ein. Die damalige Finanzkrise ließ das Vorhaben aber stocken. Durch den geplanten Hotelanbau der Familie Kilgus, der inzwischen weit fortgeschritten ist, kam das Thema im Juli vorigen Jahres wieder auf die Tagesordnung. Bedingt durch die Baumaßnahme der Hoteleigentümer war nun eine Verlegung der vorhandenen Gasleitung und eines Stromkabels sowie teilweise eine neue Trasse für den Fußweg erforderlich. Der Gemeinderat gab damals grünes Licht, die Planungen fortzuführen und die Kosten ermitteln zu lassen.

Beim jetzt vorliegenden Ergebnis von rund 87 000 Euro einschließlich Ingenieurkosten hat den Bürgermeister "beinahe der Schlag getroffen", wie dieser in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats einräumte. Einst sei er von einer Summe von rund 35000 Euro einschließlich Nebenkosten ausgegangen. Daran könne sich auch das Ingenieurbüro noch erinnern.

Gegenüber dem ersten Entwurf seien zwar sechs Quadratmeter Wegfläche, die Verlegung von Kabel und Leitungen hinzugekommen. Auch die 5000 Euro für den Rückbau seien nicht enthalten gewesen. Die erforderlichen Treppenstufen kosteten zwar allein rund 10 000 Euro. Dennoch könnten er und der Planer es sich nicht erklären, weshalb die Kosten derart in die Höhe geschnellt seien, verriet Schenk.

Ratsmitglied Stefan Maier stellte die Frage, ob eine Treppe überhaupt benötigt werde. Im Ort gebe es durchaus noch steilere Wege. 87 000 Euro für ein so kleines Stück Weg sei eine Frechheit, empörte sich Maier. Ratskollege Thomas Finkbeiner zeigte sich über die Bausumme weniger überrascht. Wenn er die Kosten für den Rückbau und für die Verlegung der Versorgungsleitungen herausnehme und das gestiegene Honorar der Ingenieure berücksichtige, komme er auf eine 25- bis 30-prozentige Preissteigerung. Dies sei in der Baubranche seit 2009 durchaus realistisch, rechnete Finkbeiner aus.

Der Bürgermeister hatte aber noch eine andere Erklärung: "Ich vermute, dass 2009 nicht alles genau berechnet wurde. Das war damals bestimmt nur eine Kostenschätzung", mutmaßte Thomas Schenk.