Das alte Rathaus in Wittichen. Manche Überraschung gab es, als die Sänger des "Frohsinn" Kaltbrunn den Proberaum sanierten. Foto: Verein Foto: Schwarzwälder-Bote

Renovierung des Probenraums in Wittichen / Gemeinschaftsaktion von Verein und Verwaltung

Von Gerhard Fischer

Schenkenzell-Kaltbrunn. Bei den Proben im Alten Rathaus in Wittichen blieb den Sängern des Gesangvereins Frohsinn Kaltbrunn manchmal buchstäblich die Luft weg. Dagegen unternahmen sie etwas. Es war höchste Zeit. Jetzt ist der Proberaum saniert.

Die Geschichte, wie es der Verein schaffte, in einer Gemeinschaftsaktion den Probenraum im 1912 erbauten Gebäude wieder nutzbar zu machen, ist es wert, genauer erzählt zu werden. Schon lange hatten die Sänger Probleme mit der schlechten Luft im Proberaum. Im vergangenen Jahr trauten sich die Sänger endlich, das Problem anzugehen. Um zu wissen, was im Boden erwartet, nahm man eine Probebohrung vor. Danach war der Gestank so heftig, dass dringend gehandelt werden musste.

Nachdem alle Details mit der Gemeinde geklärt waren, konnte es im Juni losgehen. Mit vereinten Kräften wurde die Einrichtung in die oberen Räume des Rathauses und ins Feuerwehrhaus gebracht. Nachdem alles Holz von den Wänden entfernt worden war und der PVC-Boden seinen Untergrund Preis gegeben hatte, sahen man die Bescherung: Alles war verrottet und verfault.

Eine Gruppe begab sich in die Höhle des Grauens und begann mit schwerem Gerät, den Estrich vom Betonboden abzulösen. Gegen die Feuchtigkeit wurde auch von außen etwas getan: Eine zweite Gruppe begann, an der Außenwand zwischen Rat- und Schulhaus das Pflaster zu entfernen und aufzugraben, um eine isolierende Noppenbahn anbringen zu können. Zeitweise konnte man vor lauter Dreck und Staub nichts mehr sehen. Es sei eine sehr trockene Baustelle, meinte Bürgermeister Schenk, der tatkräftig mitgeholfen hatte am Ende des Abends, welcher mit einem Bier und Handvesper beendet wurde.

Bei den weiteren Abbrucharbeiten wurde festgestellt, dass das Abwasser von Spülbecken und -maschine einfach in einem Kanal unter dem Betonboden verschwand, wohin, konnte man nicht herausfinden. Also musste auch noch ein Anschluss zum Abwasserkanal gelegt werden. Das hieß, eine dicke Sandsteinmauer zu durchbrechen und draußen in 1,80 Meter Tiefe die Abwasserleitung suchen. Werner Schmider half mit seinem Bagger, das Abwasserrohr freizulegen.

Bei den Anschlussarbeiten bekamen die Helfer dann auch noch das Duschwasser der Nachbarin zu Gesicht. Um die Feuchtigkeit aus dem Raum zu bekommen, lieh Feuerwehr einen Luftentfeuchter. Drei Mal pro Tag wurde anfangs der Auffangbehälter geleert – circa 700 Liter Wasser im Lauf der Wochen.

Dann konnte mit dem Wiederaufbau begonnen werde: Verrostete Wasserleitungen wurden erneuert, ebenso die gesamte Elektrik. Fließestrich wurde aufgebracht, uralte Tapeten entfernt, die Wände verputzt und mit Holzpanelen verkleidet. Der Boden wurde mit Bitumenbahnen isoliert, Hartschaumplatten gegen den Trittschall aus- und Holzfußboden verlegt, zweimal abgeschliffen und lackiert.

Nach der Austrockenzeit kam der Moment, auf den alle schon lange gewartet hatten: Alles wurde wieder aus dem Feuerwehrhaus – in dem sich die Sänger bei den Proben übrigens richtig wohl gefühlt hatten – geholt und wieder eingeräumt. Bei einem Einweihungsfest konnte allen Mitbürgern das wirklich tolle Ergebnis der Renovierungsarbeiten gezeigt werden: Alles riecht wie neu und sieht hervorragend aus.

470 Arbeitsstunden wurden für die Renovierung des Probenraums aufgebracht. Die Materialkosten von 5207 Euro übernahm die Gemeinde Schenkenzell/Kaltbrunn, ebenfalls die Auffüll- und Pflasterarbeiten im Außenbereich. Die Gemeinde lieh auch die notwendigen Maschinen.